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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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eine andere Hexe führt fort, was dieses unglückselige Weib begann. Wir müssen diese Höhle finden und unzugänglich machen.«
    »Dann solltet Ihr das tun«, riet ihm Pretorius mit leiser Ungeduld in der Stimme.
    Theowulf lächelte unglücklich. »Bitte verzeiht, ehrwürdiger Abt, doch ich fürchte, ich werde keinen Mann in dieser Stadt finden, der es wagt, sich ihr freiwillig zu nähern.
    Davon abgesehen, daß ich nicht sicher bin, ob wir sie überhaupt finden, ohne daß die Hexe uns führt.«
    »Er hat recht, Bruder«, bemerkte Stephan. »Wir müssen diesen Ort exorzieren. Wenn die Macht der Hölle dort aus-reicht, einen Mann wie Bruder Tobias zu überwinden, so wird sie jeden anderen verderben, der auch nur in ihre Nähe kommt.«
    Pretorius dachte einen Moment über diese Worte nach, und schließlich nickte er; aber die Bewegung war so mühsam, als träfe er diese Entscheidung nur schweren Herzens 382
    und im Grunde wider besseres Wissen. Er wandte sich noch einmal an Katrin. »Bist du bereit, uns den Weg dorthin zu zeigen?« fragte er. »Es wird keinen Einfluß auf dein Urteil haben. Aber vielleicht findest du etwas mehr Gnade vor Gottes Augen, wenn du uns hilfst, zu verhindern, daß noch mehr Unschuldige in die Fänge des Teufels geraten.«
    »Ich . . . zeige Euch den Weg«, flüsterte Katrin stockend.
    »Dann laßt uns keine Zeit mehr verlieren«, schloß der alte Abt den Prozeß.

16
    Es waren viele Menschen, die Buchenfeld an diesem Nachmittag verließen und sich dem See näherten: Bresser, Theowulf mit einem halben Dutzend Männern aus dem Gefolge des Grafen, die Mönche sowie zwanzig Bewaffneter, die vor dem Turmhaus gewartet hatten. Offensichtlich hatte die Botschaft, die Theowulf Pretorius geschickt hatte, den alten Mann so erschreckt, daß er es vorgezogen hatte, mit einer kleinen Armee herzukommen.
    Unbeschadet all dessen, was Pretorius selbst gesagt hatte, wurde Tobias als Gefangener behandelt: Auf einen Wink des alten Mannes hin verzichteten die Soldaten zwar darauf, ihn zu fesseln, aber er wurde auf ein Pferd gesetzt, dessen Zügel nicht er, sondern ein anderer hielt. Einer der Bewaffneten ritt vor ihm, einer hinter ihm und zwei zu seinen Seiten. Sie behandelten ihn mit ausgesuchter Höflichkeit, gleichzeitig aber auf eine Art, die keinen Widerspruch duldete. Tobias wußte, daß sie ihn töten würden, wenn er versuchte zu fliehen. Und für einen Moment dachte er wirklich daran, zu fliehen. Auf diese Weise würde er allem ein schnelles Ende bereiten. Doch ganz gleich, was man über Tobias sagen oder denken mochte, er war niemals ein Feigling gewesen. Schnell tat er den Gedanken ab und ritt gehorsam zwischen den Bewaffneten einher.
    383
    Es war bereits spät geworden. Die Sonne sank langsam hinter den Horizont, und lange Schatten begannen sich über das Land zu legen. Ein scharfer Wind war aufgekommen, der aber zum See hin wehte und sie so vor dem Gestank des Pfuhls schützte. Tobias wußte, daß sie den Weg zurück nicht mehr bei hellem Tageslicht schaffen würden. Er war nicht einmal sicher, ob sie den See bei Tage erreichten, denn da sie sich nach Pretorius, als dem langsamsten der Gruppe richten mußten, kamen sie nur schwerfällig voran. Der alte Mann war das Reiten nicht gewohnt, und er hockte verkrampft im Sattel, als bereite es ihm Schmerzen, sich überhaupt auf dem Pferd zu halten. Als sie sich dem Wald bis auf hundert Schritte genähert hatten, hielt Pretorius, der zusammen mit den beiden anderen Dominikanern die Spitze des kleinen Trupps bildete, an und winkte Tobias herbei.
    Pretorius sah ihn einen Moment lang forschend an, dann machte er eine flatternde Handbewegung. »Nun, Bruder Tobias«, begann er, »zeig mir die Stelle, an der du die tote Frau gefunden haben willst.«
    Die Formulierung dieser Frage versetzte Tobias in Erstaunen. Er wandte langsam den Kopf, um die Stelle wiederzufinden, an der Katrin und er auf den Mann mit der Knochenmaske gestoßen waren. Im ersten Moment fiel es ihm sehr schwer; im zwar schwindenden, aber noch immer hellen Licht des Tages sah hier alles verändert aus. Dann endlich gewahrte er jene Bresche im Unterholz, die durch den Wald zum See hin führte. Selbst am Tage sah sie aus wie ein finsteres Loch, ein Anblick, der ihm erneut einen raschen, eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Nun?« fragte Pretorius.
    Tobias sah sich weiter um. Fast verzweifelt versuchte er, sich in Erinnerung zu rufen, welchen Weg Katrin und er genommen hatten, nachdem

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