Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
Vom Netzwerk:
Werk zu vollenden. Und als sie es endlich geschafft hatten, zitterten sie vor Erschöpfung. Aber in der Wand aus dornigen Ranken und abgestorbenem Buschwerk gähnte eine Höhlung, breit genug, daß sich ein Mann mit einiger Anstrengung durchzwängen konnte.
    Pretorius schickte die beiden Männer mit einer Kopfbewegung zurück und machte eine auffordernde Geste zu Katrin.
    »Geh!«
    Auch als sie tiefer in den Wald eindrangen, erkannte Tobias nichts wieder. Es hätte ebensogut ein völlig anderer Ort sein können, viele Meilen oder auch Welten entfernt.
    Erst als Katrin nach einer geraumen Weile wieder stehenblieb und in die Hocke ging, um sich an einem Gewirr toter Gehölze zu schaffen zu machen, wußte er, daß sie ihr Ziel erreicht hatten.
    »Halt!«
    Katrin sah erschrocken auf, und Pretorius herrschte sie im gleichen, barschen Tonfall an: »Was tust du da?!«
    »Ihr . . . wolltet die Höhle sehen«, antwortete Katrin stockend. »Der Eingang ist . . .«
    Pretorius unterbrach sie mit einer zornigen Geste. »Steh auf!«
    Katrin gehorchte. Ihr Blick wanderte unsicher zwischen Pretorius und Tobias hin und her.
    »Liegt hier der Eingang?« Pretorius deutete auf die Büsche.
    Katrin nickte. »Ja. Aber er ist versteckt, und Ihr würdet ihn nicht . . .«
    »Für wie dumm hältst du mich, Weib?!« herrschte Pretorius sie an. »Glaubst du wirklich, ich würde eine Hexe an einen solch teuflischen Ort gehen lassen?« Er machte eine befehlende Handbewegung zu den beiden Bewaffneten, die die Bresche ins Unterholz geschlagen hatten, dann auf die Büsche zu seinen Füßen. »Schafft das Gestrüpp fort!«
    Die beiden Soldaten gehorchten. Unter den Büschen kam der schwarze, bodenlose Schacht zum Vorschein, den Tobias kannte. Und auch wieder nicht kannte. Er erschien ihm jetzt viel schmaler und noch viel, viel tiefer als damals. Und er 387
    nahm erst jetzt den fauligen Modergeruch wahr, der aus der Tiefe strömte.
    Pretorius schauderte. »Du hast nicht übertrieben, Weib«, sagte er. »Das ist ein höllischer Ort.«
    Er hob befehlend die Hand. »Gebt mir eine Fackel.«
    »Tut es nicht!« sagte Katrin erschrocken.
    Pretorius funkelte sie an. »Warum nicht?« fragte er barsch.
    »Hast du Angst, dein Herr könnte dich strafen, weil du einen Mann Gottes hierhergebracht hast?«
    »Der Schacht ist sehr eng«, antwortete Katrin unsicher,
    »und sehr tief. Ihr würdet Euch verletzen, wenn Ihr hinunterzuklettern versuchtet.«
    »Sie hat recht, Pretorius«, fügte Tobias hinzu. »Selbst ich habe es kaum geschafft. Es ist zu gefährlich.«
    Pretorius lachte bitter. »Wie soll ich einen Ort vom Teufel befreien, den ich nicht betreten kann?«
    »Laßt es mich tun«, schlug Bruder Telarius vor. Mit einem flüchtigen Lächeln fügte er hinzu: »Ich habe Erfahrung in solchen Dingen. In dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, gab es eine Menge Höhlen. Als Kind bin ich gern darin her-umgeklettert.«
    »Er hat recht, ehrwürdiger Abt«, mischte sich nun auch Stephan ein. »Seht Euch dieses Loch an! Man kann nicht einmal erkennen, wie tief es ist.«
    Pretorius blickte die beiden jungen Dominikaner nacheinander beinahe zornig an, aber dann schien er einzusehen, daß sie recht hatten. Er war kein junger Mann mehr - und wahrscheinlich flößte ihm dieser Ort ebensolche Furcht ein wie Tobias und den anderen; auch wenn er es nicht zugab.
    »Also gut«, sagte er schließlich, an Telarius gewandt. »Dann bei Gott geh und sieh nach, was du dort unten findest. Aber komm sofort zurück. Und berühre nichts, hörst du?«
    Telarius nickte hastig. Seinem ernsten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, kamen ihm allmählich Zweifel, ob es tatsächlich klug gewesen war, sich so vorschnell anzubieten, die Höhle zu erforschen. Aber er sagte nichts, sondern wartete geduldig, bis ihm die brennende Fackel gereicht wurde.
    Dann kroch er vorsichtig vor, bis seine Beine in den Schacht 388
    hinabbaumelten. Mit geschlossenen Augen tastete er nach Halt, klammerte sich mit der linken Hand am brüchigen Erdreich des Schachtrandes fest und versuchte, sich langsam in die Tiefe gleiten zu lassen. Doch plötzlich verlor er den Halt und rutschte polternd in die Tiefe. Seine Fackel verschwand mit ihm.
    »Telarius!« Pretorius fiel neben der Grube auf die Knie herab.
    Von dem Dominikaner war nichts mehr zu sehen. Aber
    seine Fackel war nicht erloschen; ein flackerndes, gelbrotes Licht drang aus der Höhle.
    »Bruder Telarius!« rief Pretorius noch einmal. »Bist du verletzt?«
    »Nein.« In

Weitere Kostenlose Bücher