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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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wurde krank und starb - aber jedermann hier weiß, daß sie es war, die ihn umgebracht hat.«
    »Woher?« fragte Tobias scharf.
    Bresser sah ihn irritiert an. »Was meint Ihr damit?« fragte er.
    »Woher wißt Ihr, daß es die Hexe war, die Verkolt getötet hat? Ihr habt selbst gesagt - er wurde krank.«
    »Jeder weiß das«, verteidigte sich Bresser. Er trat ein Stück zurück und schob Schultern und Kinn vor. Sein Lächeln wirkte noch falscher als zuvor. »Sie war sein Weib. Sie pflegte ihn, als er krank wurde. Den ganzen Sommer hindurch.«
    »Das klingt nicht nach Hexerei«, sagte Tobias.
    Bresser schnaubte. »Sie ließ niemanden an ihn heran«, antwortete er trotzig. »Der Graf ließ einen Arzt aus der Stadt kommen. Unser Lehnsherr kümmert sich um uns. Er schickte nach dem Arzt und bezahlte ihn aus seiner Privatschatulle, aber sie ließ ihn nicht einmal ins Haus. Sie hat ihn davongejagt. Sie hat alle davongejagt, die kamen. Verkolt wurde immer schwächer und kränker, aber sie ließ keinen an ihn heran. Wahrscheinlich hatte sie Angst, ihr Plan könnte durchschaut werden.«
    »Vielleicht hatte sie auch einfach nur Angst um ihren Mann«, sagte Tobias.
    »Angst!« Bresser lachte. »Jedermann weiß, daß sie eine Hexe ist«, sagte er kampflustig. »Und jedermann weiß, wie verschlagen und heimtückisch Hexen sind. Ihr solltet das besser wissen als ich, Vater. Immerhin seid Ihr eigens den weiten Weg gekommen, um über sie zu richten.«
    »Ich wurde hierher geschickt, um gewissen Anschuldigungen nachzugehen, die in einem Brief erhoben wurden«, verbesserte ihn Tobias kühl. »Was ich bisher gehört habe, das klingt mir weniger nach Hexerei als mehr nach Dummheit.«
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    Bresser starrte ihn an. Tobias' Betonung ließ nicht viel Zweifel daran, wen er mit dem Wort Dummheit wirklich meinte.
    Ein paar Augenblicke lang standen sie einfach so da und starrten sich an. Tobias schalt sich in Gedanken einen Narren. Es war absolut nicht nötig gewesen, daß er sich jetzt mit diesem Kerl stritt. Er sollte seine Kräfte lieber für eine loh-nendere Gelegenheit aufheben - von denen es wahrscheinlich noch mehr geben würde, als ihm lieb war. Möglicherweise würde er sich in den kommenden Tagen weniger mit der Hexe als mehr mit der Verbohrtheit der Buchenfeldener herumschlagen müssen. Ganz egal, ob Bresser nun der Narr war, für den er ihn hielt, oder nicht - er lebte in diesem Haus und hatte Einfluß und Macht, und sei es nur, weil er zufällig der Protege des Grafen war. Tobias fragte sich, was für ein Mensch dieser Theowulf war, wenn er einen Kerl wie Bresser auf eine solche Position setzte. Entweder ein ganz besonders dummer oder ein ganz besonders gerissener Herrscher - aber wahrscheinlich kein sehr sympathischer, gottesfürchtiger Zeitgenosse.
    Endlich warf Tobias einen letzten, entsagungsvollen Blick auf das Bett und wandte sich mit einem Seufzen wieder an Bresser. »Bringt mich zu ihr.«
    Bresser erschrak sichtbar. »Zu der Hexe?«
    Tobias nickte. »Jetzt?« fragte Bresser noch einmal.
    Tobias nickte ungeduldig. »Gibt es irgendeinen Grund, mit der Interrogatio zu warten?«
    »N ... nein«, antwortete Bresser stockend und verbesserte sich fast sofort: »Oder doch. Sie ist ... im Turm. Das ist der einzig sichere Ort hier.«
    »Worauf warten wir also noch?« wollte Tobias wissen.
    Bresser druckste einen Moment herum. »Eigentlich ist es kein Problem«, sagte er ausweichend. »Es ist nur . . . die Leute haben Angst vor ihr. Keiner wollte sie versorgen. Auch wenn sie eine Hexe ist, braucht sie doch Essen und Wasser und gewisse andere Dinge. Niemand wollte diese Aufgabe übernehmen, so daß sich meine Frau bereit erklären mußte, es zu tun.«
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    »Und?«
    »Es gibt nur einen Schlüssel zum Turm«, sagte Bresser.
    »Und den trägt sie immer bei sich.«
    »Dann laßt uns gehen und sie darum bitten«, sagte Tobias.
    »Das ist unmöglich.« Bresser schüttelte fast erschrocken den Kopf; viel zu hastig, um seiner Behauptung auch nur den Anschein von Wahrheit zu geben. Er war ein jämmerlicher Lügner, und dafür verachtete Tobias ihn noch mehr. Er haßte Lügen, aber wenn er schon belogen wurde, so empfand er es beinahe schon als Beleidigung, wenn man versuchte, ihn derart plump hereinzulegen.
    »Sie ist nicht hier«, fuhr Bresser fort. »Ich habe sie zum Schloß geschickt, um den Grafen von Eurer Ankunft zu benachrichtigen. Der Weg ist weit. Sie wird nicht vor einer Stunde wieder zurückgekehrt sein.«
    Er fuhr sich unsicher mit

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