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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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Gegenteil.« Bresser lachte wieder sein unsympathisches Lachen. »Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich auf diese Weise gezwungen werde, wenigstens eine 46
    Kammer herzurichten.« Er machte eine erklärende Geste auf das fast leere Zimmer. »Hier ist alles noch ein wenig unfertig, wie Ihr ja selbst sehen könnt.«
    Tobias' Kopf dröhnte, und ihm wurde schwindelig. Er wollte nichts anderes, als sich auf dieses Bett legen, ganz egal, wie unbequem es auch war, und eine Stunde schlafen.
    Aber Bresser würde keine Ruhe geben, bis er die Geschichte erzählt hatte, die ihm offenbar auf den Nägeln brannte.
    »Ihr lebt noch nicht lange hier?« fragte er.
    Bresser schüttelte den Kopf. »In Buchenfeld schon, aber nicht in diesem Haus. Erst wenige Wochen. Sobald die Ernte ganz eingeholt ist, hoffe ich ein wenig Zeit zu finden, mich um das Haus zu kümmern. Es ist eine Schande, es so verfallen zu lassen. Aber ich habe nur zwei Hände, und nicht jede Arbeit kann sogleich getan werden.« Er lachte, sah Tobias an und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    »Meine Frau und ich leben allein, müßt Ihr wissen«, fuhr er fort. »Der Herr war nicht so gnädig, uns mit Kindern zu segnen.«
    Tobias ging zum Fenster, öffnete es und sah hinaus.
    Obgleich nur ein Stockwerk hoch, konnte er doch fast die ganze Stadt bis zum Wall hin überblicken. Die Straßen waren jetzt nicht mehr leer: auf dem großen Platz vor den beiden Steingebäuden balgten sich ein paar Kinder, hier und da schlurfte eine Gestalt über die halbgepflasterte Straße, Schatten bewegten sich hinter Türen. Aber es war noch immer sehr still. Er hörte Geräusche: Stimmen, das Lachen von Kindern, die gedämpften Laute der Arbeit, die in den Häusern verrichtet wurde . . . Aber alles war irgendwie . . .
    gedämpft. Fast, dachte er, als hätte sich diese ganze Stadt angewöhnt, nur zu flüstern, um nicht irgend etwas zu erwecken . . .
    Ein sonderbar unwirkliches Gefühl überkam ihn, und er schloß das Fenster wieder und drehte sich zu Bresser um.
    Der Dicke sah ihn erwartungsvoll an.
    »Es ist ein . . . schönes Haus«, sagte Tobias - nur, um überhaupt etwas zu sagen. »Warum hat sein Vorbesitzer es aufgegeben?«
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    »Es gehörte Verkolt«, antwortete Bresser. »Er starb, wie ich Euch ja bereits sagte. Niemand wollte es haben. So hat der Graf es mir überlassen.«
    Tobias blickte ihn zweifelnd an. Ein solches Haus? Mit Ausnahme des Turmhauses wirkten alle anderen Gebäude der Stadt wie verkommene Ställe gegen dieses stattliche Gemäuer.
    »Es ist das Haus der Hexe«, antwortete Bresser auf seinen fragenden Blick. »Manche halten es für verflucht. Sie sagen, Verkolt wäre an den Blattern gestorben oder einer anderen üblen Krankheit, die sie ihm angehext habe. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, sie hat ihm einfach Gift ins Essen gegeben, um ihn loszuwerden.«
    »Ein Mord?« Bruder Tobias sah Bresser zweifelnd an.
    Davon hatte nichts in dem Brief gestanden. Wenn es ein einfacher Mord war, fiel die Angelegenheit in die Zuständigkeit der weltlichen Macht. Pater Tobias trennte diese Dinge streng.
    »Mord . . .« Bresser schien das Wort abzuwägen. »So kann man das nicht sagen. Verkolt war ein alter Mann, der die Vierzig schon lange hinter sich hatte. Er war oft krank.
    Eines Tages starb er eben. Aber jeder hier weiß, daß es die Schuld der Hexe war.«
    Ja, dachte Tobias zornig. So wie diese arme Frau im Wald, die auch die Hexe für den Tod ihres Kindes verantwortlich machte. »Und wo ist sie jetzt?« fragte er.
    »Die Hexe?« Bresser deutete mit einer Kopfbewegung auf das Fenster. »Im Kerker, wo Hexen hingehören. Nach Ver-, kolts Tod ließ Theowulf sie in Ketten legen und einsperren.«
    »Wann war das?« erkundigte sich Tobias, plötzlich hellhö-
    rig geworden.
    »Vor einigen Wochen.« Bresser überlegte eine Zeitlang angestrengt. Dann zuckte er wieder mit den Achseln. »Drei, vielleicht vier.«
    Tobias rechnete rasch im Kopf nach. Der Brief aus
    Buchenfeld war vor fünf Wochen abgeschickt worden, also offensichtlich wenige Tage vor Verkolts Tod. Deshalb also war darin keine Rede davon gewesen.
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    »Ihr habt ihr einen Prozeß gemacht wegen des Mordes?«
    vermutete Tobias. »Der Graf hat offiziell Anklage erhoben?«
    Bresser schüttelte den Kopf. »Wozu die Umstände? Jedermann weiß, daß sie eine Hexe ist. Was den Mord angeht, so ist diese Schandtat ohnehin nicht zu beweisen.« Er lachte matt. »Ihr wißt, wie sie sind. Geschickt wie der Teufel. Verkolt

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