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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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sagen, Ihr habt ihr das Leben gerettet. Bitte, seid so freundlich, und bringt mir etwas zu trinken. Ein Becher Wasser vielleicht.«
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    Die beiden letzten Sätze galten Maria, die sich eilfertig herumdrehte und ging, während ihr Mann unter der Tür stehenblieb und abwechselnd Tobias und den Arzt mit einer Mischung aus Feindseligkeit und schlechtem Gewissen anglotzte.
    »Wird sie es überleben?« fragte Tobias.
    Der Arzt zögerte einen Moment. Dann nickte er. »Ja.
    Diese Frau hat eine unglaubliche Kraft in sich. Wer ist dafür verantwortlich, daß sie so zugerichtet wurde?«
    »Eine Verkettung unglücklicher Umstände«, entgegnete Tobias. Der Arzt runzelte zweifelnd die Stirn, auch der dicke Bresser wirkte überrascht. Aber Tobias war zu dem Schluß gekommen, daß es vielleicht nicht klug war, jetzt schon sein Wissen preiszugeben.
    »Unglückliche Umstände, so?« sagte der Arzt. Er lachte humorlos. »Nun gut, so kann man das auch nennen. Aber das geht mich nichts an.« Er öffnete seine Tasche, kramte einen Moment darin herum und zuckte schließlich enttäuscht mit den Schultern. Dann sah er Bresser an.
    »Habt Ihr Verkolts gesamte Habe aufs Schloß schaffen lassen, oder hat sich der Graf damit begnügt, sein Gold in Sicherheit zu bringen?« fragte er spöttisch.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sie braucht gewisse Medikamente«, erklärte der Arzt,
    »die ich leider nicht bei mir habe. Ich könnte sie bringen lassen, aber in Verkolts Apothekenschrank müßte sich alles befinden, was sie braucht.«
    Bresser begann unglücklich von einem Fuß auf den anderen zu treten. »Ich . . . weiß es nicht«, gestand er schließlich.
    »Die Männer des Grafen haben alles in zwei Kisten verstaut, die jetzt im Keller sind. Ich kann nachschauen, ob -«
    »Schreibt einfach auf, was sie braucht«, fiel ihm Tobias ins Wort. »Ich sehe nachher selbst nach.«
    »Ich kann lesen!« sagte Bresser hastig. »Ich erledige das schon. Gebt mir . . . ein Blatt Papier, und ich gehe hinunter und schaue nach, während Ihr eßt. Die Kellertreppe ist gefährlich«, fügte er mit einem nervösen Lächeln hinzu.
    »Zwei Stufen sind locker. Wenn man sich dort unten nicht auskennt, ist man seines Lebens nicht sicher.«
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    Der Arzt sah ihn zweifelnd an, zog aber dann ein Blatt Pergament aus der Tasche und kritzelte ein paar Worte darauf, die Bresser stumm für sich las, wobei sich seine Lippen bewegten wie das Maul eines Fisches, der auf dem Trocke-nen schwamm.
    »Wenn Ihr Schwierigkeiten mit meiner Handschrift habt«, sagte der Arzt, »gehe ich gerne mit und sehe selbst nach.«
    »Es geht schon«, sagte Bresser hastig. »Ich kann lesen. Es ist nur das Licht, meine Augen sind nicht mehr die besten.«
    Tobias sah ihm verwirrt nach, als er ging. Hätte es irgendeinen Grund dafür gegeben, dann hätte er jetzt angenommen, daß Bresser soeben fast verzweifelt zu verhindern versucht hatte, daß er oder der Arzt in den Keller hinabgingen.
    Der Mönch schloß die Tür hinter Bresser, ging zum Tisch und warf im Vorübergehen einen Blick aus dem Fenster.
    Draußen war es stockdunkel. In keinem einzigen Haus brannte Licht. Aber für einen winzigen Moment glaubte er eine Gestalt am Fenster vorüberhuschen zu sehen.
    »Ist es seine Schuld?«
    Tobias verstand die Frage des Arztes nicht sogleich.
    »Was?«
    »Ich frage, ob er diese arme Frau so zugerichtet hat«, wiederholte der Arzt.
    »Wie kommt Ihr darauf?« Tobias warf einen letzten nervö-
    sen Blick zum Fenster und setzte sich.
    »Weil ich Augen im Kopf habe und sehen kann«, antwortete der Arzt. »Außerdem kenne ich Bresser. Er ist ein Idiot, aber er ist auch gefährlich. Es macht ihm Spaß, zu quälen.
    Das ist auch der Grund, aus dem Theowulf ihn zum Schulzen eingesetzt hat. War es seine Schuld?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Tobias. »Angeblich war es ein Irrtum. Der Graf behauptet, es wäre die Schuld von Bressers Frau, weil sie seine Befehle falsch verstanden hat. Aber das ist eine Lüge.«
    »Sie wollten sie sterben lassen«, sagte der Arzt grimmig.
    »Natürlich - das wäre der einfachste Weg gewesen.«
    »Wozu?«
    »Sie loszuwerden«, antwortete der Arzt. »Die zweite Mög-122
    lichkeit seid Ihr, Pater. Aber ich glaube nicht, daß Theowulf besonders begeistert über Euer Erscheinen ist.«
    »Nicht . . . unbedingt«, gestand Tobias. »Ihr kennt Euch in den Gegebenheiten hier offenbar gut aus.«
    »Ich bin der einzige Arzt, der gelegentlich in diesen öden Landstrich kommt. Was bleibt mir anderes

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