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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
Autoren: Roman Rausch
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aufgerissen.
    Stahls Aufschlag war hart und dumpf.

3
    Der Einsatzbesprechungsraum in der Weißenburgerstraße platzte aus allen Nähten. Alles, was Beine hatte und sich nur irgendwie Polizeibeamter nannte, hatte Oberhammer aus der Polizeidirektion Unterfranken zusammengetrommelt. Neben ihm stand Schröder, breitbeinig, mit ernster Miene und Hände über Kreuz. Er war hoch gewachsen, von der drahtigen Erscheinung eines durchtrainierten und kompromisslosen Ausbilders von Einsatzgruppen. Die Autorität, die er aufgrund seiner Größe im Vergleich zum kleineren Oberhammer verströmte, war augenscheinlich, ebenso sein Blick, der ruhig die Gesichter der anwesenden Beamten las, als wolle er gleich hier herausfinden, auf wen er sich in einer möglichen Konfliktsituation verlassen könne. Viele hielten seinem Blick nicht stand, sodass er sich in seiner Entscheidung bestätigt fühlte – unter seiner Führung hatte er weitere Beamte aus dem Freistaat mitgebracht, die für den anstehenden Diplomatenempfang als Personenschutz eingesetzt werden sollten. In den nächsten Tagen würden zusätzlich Sondereinsatzkommandos des Bundesgrenzschutzes, des Bundeskriminalamtes und der beteiligten Länder eintreffen.
    Den Würzburger Beamten blieb aufgrund der Ortskenntnis die Objektsicherung vorbehalten. So lautete zumindest die Argumentation Schröders. Den mainfränkischen Beamten kam diese Erklärung wenig plausibel vor. Der Verdacht der Besserstellung oberbayerischer Beamter im Dienste des LKA konnte nicht restlos entkräftet werden. Die Euphorie, an der Sicherung eines Diplomatenempfangs beteiligt zu sein, hielt sich somit in Grenzen.
    »Es stehen uns harte Tage der Prüfung bevor«, sagte Oberhammer zu den Beamten. Er legte für die Ansprache eine Sorgenfalte mehr auf seine breite Stirn, die bereits zu Anfang eine beängstigende Feuchtigkeit aufwies. Sein Hemdkragen hatte die ganze Flut zu bewältigen und drohte unter dem nicht versiegenden Strom entlang der Wangen und im Genick zu versagen. »Wir alle werden an den Rand unserer Leistungsfähigkeit geraten. Doch ich bin nicht in Sorge. Ich weiß, dass wir gut vorbereitet sind und die Herausforderung meistern werden. Nicht zuletzt deshalb, weil die Stadt und somit wir in den nächsten Tagen im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stehen werden. Dazu haben wir Unterstützung aus München erhalten. Kollege Schröder wird uns mit seiner Einsatzstaffel kräftig unter die Arme greifen.«
    Kilian kam zur Tür herein und versuchte unbemerkt einen Platz im Kreise seiner Kollegen zu finden. Doch er entging Oberhammers Aufmerksamkeit nicht: »Ah, Kollege Kilian ist auch schon eingetroffen. Es freut mich, dass Sie meiner Einladung, wenn auch verspätet, folgen konnten. Wurden Sie aufgehalten? Oder ist Ihnen wieder eine Leiche abhanden gekommen?«
    Oberhammers seltsamer Humor zeigte in diesem Fall Wirkung bei einigen Beamten, die sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten. Kilian lehnte sich an die Wand, ließ die Häme über sich ergehen und schaute gelangweilt in die Runde. Ein kurzes Kopfnicken galt Schröder als Begrüßung. Er erwiderte es. Heinlein stellte sich demonstrativ an Kilians Seite und schleuderte strafende Blicke in die Runde.
    »Hast du auch unter den Gräbern nachgeschaut?«, frotzelte jemand.
    »Es reicht, meine Herren«, mischte sich Schröder ein und würgte jede weitere Bemerkung ab. »Was Kollege Kilian glaubt gesehen zu haben, kann jedem von uns mal passieren …«
    »Aber Sie waren doch auch dabei«, warf ein anderer ein.
    »Richtig. Und da niemand eine Leiche gefunden hat und die Augenzeugenberichte nichts Eindeutiges ergaben, ist die Sache hiermit erledigt. Oder interessiert sich jemand für weitere Nachforschungen? Ich schlage vor, derjenige beginnt mit der nochmaligen Durchsuchung der Friedhofswerkstätten, der Leichenhalle und der Komposthaufen.«
    Weitere Bemerkungen hatten sich erübrigt, und es kehrte Ruhe ein.
    »Wenn das jetzt geklärt ist, können wir endlich fortfahren«, sagte Schröder und übergab das Wort an Oberhammer.
    Doch bevor dieser die Einsatzbesprechung fortsetzen konnte, wurde er durch einen Beamten unterbrochen, der zur Tür hereinstürmte: »Herr Polizeidirektor«, rief er, »wir haben einen Toten.«
    »Na und?!«, schnauzte Oberhammer zurück, »dann schicken Sie jemanden los.«
    »Aber es ist nicht irgendwer …«
    »Wer ist es?«, fragte Kilian.
    »Der neue Regierungspräsident«, antwortete der Beamte verschüchtert.
    »Wer?!«, rief
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