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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Johannes erzählte, dass sein Vater es nicht gerne sah, wenn er sich mit Einheimischen herumtrieb. Er hasste die Kommunisten, wenngleich er Geschäfte mit ihnen machte. Sascha tröstete Johannes, nahm ihn auf den Schoß und erzählte den beiden Kindern das Russische Märchen von Galina, dem Feuervogel, und Sergej, dem Jäger.
    *
    Was zum Teufel hatten Kameras in einem Park verloren, fragte sich Kilian, als er die Stufen zur Universität erklomm. Polizeitechniker standen auf Leitern und montierten sie an Lichtmasten, frei stehenden Bäumen und an Häuserwänden. Sie richteten sie nach allen Seiten aus, um die Straßen rund um den Sanderglacis im Blick zu haben. Aber wieso hier? Die Delegationen würden doch nie im Leben an dieser Stelle vorbeikommen, sondern weit früher über die Alte Mainbrücke fahren. Die ganze Sache war unbegreiflich, und der Aufwand, der betrieben wurde, ging weit über das vertretbar Notwendige hinaus.
    Kilian war auf dem Weg zum Präsidenten der Universität. Er wollte mehr über die Vorgänge von 1975 erfahren, die Stahls Frau erwähnt hatte. Vielleicht erfuhr er durch ihn, wieso Stahl damals Würzburg verlassen hatte und nun überraschenderweise zurückgekommen war. Er traf ihn in einem Gespräch mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Dr. Robert Engelhardt in der Aula. Kilian war Engelhardt erst vor kurzem vorgestellt worden. Er mochte ihn nicht und hielt ihn für einen Karrieristen, der stets seinen öffentlichkeitswirksamen Vorteil suchte. Die Abneigung war gegenseitig. Engelhardt sah in Kilian einen disziplinlosen Neuankömmling, der sich nicht in die gegebenen Strukturen einfügen wollte. Unterordnung war das bessere Wort.
    Die beiden schienen sich über etwas zu streiten. Engelhardt redete erbost auf den Universitätspräsidenten ein, der offenbar nichts von dem hören wollte, was dieser ihm antrug. Vehement verneinte er dessen Vorschläge.
    »Entschuldigung, wenn ich störe«, unterbrach Kilian das Gespräch und wandte sich nach einem falschen Lächeln an Engelhardt dem Präsidenten zu. »Ich hätte Sie gerne für eine Minute gesprochen.«
    »Sehen Sie nicht, dass wir uns unterhalten«, fuhr ihn Engelhardt an.
    »Natürlich.«
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Präsident freundlich, sichtlich erleichtert über die Unterbrechung.
    »Dr. Wolfgang Stahl hat doch in den Siebzigern hier studiert«, begann Kilian.
    »Was interessiert Sie das?«, attackierte ihn Engelhardt sofort.
    »Herr Stahl ist heute Vormittag eines unnatürlichen Todes gestorben. Ich ermittle in dieser Sache.«
    Die Nachricht über Stahls Tod schien keine Überraschung für die beiden zu sein, zeigte aber Wirkung. Engelhardt setzte zum Gegenschlag an. »Hat Oberhammer Sie damit betraut?«
    »Nein. Das LKA in München.«
    »Wer dort? Dieser Schröder?«
    »Richtig.«
    »Seit wann werden meine Würzburger Beamten vom LKA auf einen Fall angesetzt?«
    »Es geschah in Absprache mit Herrn Oberhammer.«
    »Davon weiß ich aber nichts.«
    »Wahrscheinlich ist unser Polizeidirektor wegen des Empfangs noch nicht dazu gekommen, Herr Oberstaatsanwalt. Oder er hat Sie in Ihrem Büro nicht angetroffen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, Herr Oberhammer hat sich sicherlich um eine Benachrichtigung bemüht.«
    »Das werden wir gleich herausfinden«, raunzte Engelhardt und zog Kilian am Arm vom Präsidenten weg.
    »Bis dahin kann ich ja eine Antwort auf meine Frage bekommen«, wehrte sich Kilian.
    Aber Engelhardt bestand auf einer vorherigen Klärung und nahm Kilian ins Foyer mit. Der Präsident nutzte die Chance, sich zu entfernen, und stieg eilends die Treppe hoch. Kilian
    blickte ihm nach und erkannte im ersten Stock einen Mann, der sie beobachtete.
    Engelhardt wies den Pförtner an, die Nummer von Oberhammer zu wählen, und nahm den Telefonhörer.
    »Hier Engelhardt«, schnauzte er in den Hörer, »geben Sie mir den Oberhammer.« Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen.
    »Was soll das heißen, er ist nicht im Haus? Wo steckt er?« Auch auf diese Frage erhielt er keine befriedigende Antwort. »Dann suchen Sie ihn im Congress Centrum. Ich will ihn sprechen. Und zwar pronto.« Engelhardt klatschte den Hörer auf die Gabel und wandte sich Kilian zu.
    »Bis wir das geklärt haben, weise ich Sie an, nichts mehr zu unternehmen. In der Zwischenzeit können Sie sich auf dem Empfang nützlich machen«, ordnete Engelhardt an und nahm Kilian mit vor die Tür.
    »Es verstreicht wertvolle Zeit«, gab Kilian zu bedenken.
    »Und ich bin mir

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