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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gekommen war. Auf der anderen Seite kam Stahl als neuer Regierungspräsident in die Stadt zurück, die ihn vor dreißig Jahren am liebsten vergessen gemacht hätte. Und nicht nur das, er bezog eine Villa, nach der sich vergleichbare Beamte neidisch die Finger geleckt hätten.
    Irgendetwas war hier megafaul. Wenn Schröder ihm Rückendeckung gegeben hätte, dann könnte er jetzt so richtig loslegen. Den ganzen Zauberkasten auspacken und diesen Provinz-Pfeifen zeigen, was Ermitteln bedeutet. Aber davon war er weit entfernt. Noch so eine Schlappe wie auf dem Friedhof würde er sich nicht mehr leisten können. Schröder hielt ihn stattdessen an der kurzen Leine: »Diskret« sollte er ermitteln. Doch wie, bitte schön, sollte das funktionieren?
    »Genug«, sagte Kilian zu sich. »Ich werde genauso arbeiten, wie ich es immer tue. Punkt.«
    Kilian verließ das Congress Centrum. Er war mit Pia zum Essen beim Italiener verabredet. Als er die Drehtür betrat, kam ihm John Frankenheimer entgegen. Sie beäugten sich kurz, ohne dass einer der beiden ein Wort sagte oder sonst eine Reaktion zeigte.
    Frankenheimer ging am Saal vorbei und nahm den Aufzug. Im zweiten Stock stieg er aus und suchte ein bestimmtes Zimmer. Er klopfte, und Galina öffnete ihm. Sie hatte den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. Als sie ihn sah, erschrak sie. Frankenheimer trat unaufgefordert ein und schloss die Tür hinter sich.
    »Es wurde keine CD oder etwas Ähnliches in den letzten Wochen bei Ihnen abgegeben?«, sprach sie in den Hörer und lief zu den Gardinen. Sie riss sie zu und legte den Hörer auf.
    »Spinnst du«, fauchte sie Frankenheimer an, der lächelnd auf sie zukam. »Ich werde bestimmt überwacht.«
    »Kein Problem, Schwesterchen«, antwortete er und nahm sie in die Arme, »ich bin ganz offiziell hier.«
    »Unten, aber nicht hier oben!«
    »Dann habe ich mich eben in der Tür geirrt. Einfach und plausibel.«
    »Du bringst dich und mich in Gefahr.«
    »Hör auf zu lamentieren. Was gibt’s zu berichten, und wie kommst du mit dem Bullen weiter?«, fragte Frankenheimer. Er machte es sich auf der Couch bequem.
    »Er wollte mich festnehmen. Ich glaub’s nicht.«
    »Bei mir hat er’s auch versucht.«
    »Dich hat er festnehmen wollen? Dann ist er noch dümmer, als ich es für möglich gehalten habe.«
    »Unterschätz ihn nicht. Er ist der Einzige, der uns in dieser Situation helfen kann. Wenn ich mit dem Material an die Öffentlichkeit gehe, weißt du, was passiert. Keiner hat ihn dann gekannt, und keiner will etwas davon gewusst haben.«
    »Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Vielleicht sollten wir es versuchen. Dieser Kilian hat keine Spur, und er weiß nicht, wonach er suchen muss.«
    »Oh, doch. Engelhardt wollte ihn vom Fall abziehen. Das habe ich soeben von unserem Mann aus München erfahren. Sein Vorgesetzter, dieser Schröder vom LKA, versucht es wieder hinzubiegen. Das heißt, er hat eine Spur, obwohl er nicht weiß, welche.«
    »Eben. Er ist wie ein blindes Huhn.«
    »Darum häng dich an seine Fersen und zeig ihm den Weg.«
    »Das nützt doch alles nichts mehr. Die CD ist und bleibt verschwunden. Sag das Sascha, damit er endlich Ruhe gibt. Außerdem geht mir dieses alte Katz-und-Maus-Spielchen langsam auf die Nerven. Der Krieg ist vorbei, und es war nicht meiner.«
    Frankenheimer erhob sich von der Couch. »Nichts ist vorbei. Es geht weiter. Es ist immer weiter gegangen. Also reiß dich zusammen und mach deine Arbeit. Du hast noch zwei Tage Zeit.«
    Ohne eine Widerrede abzuwarten, verließ Frankenheimer das Zimmer. Galina nahm ein Glas mit Brandy zur Hand und ging zum Fenster. Sie zog die Gardine zur Seite und schaute hinauf auf die beleuchtete Festung Marienberg. Kräne bewegten schwere Lasten über die Burgmauern. Im grellen Licht der Scheinwerfer wirkten sie wie gigantische Ameisen, die ihren Bau fütterten. Darüber erstrahlte ein vollkommener Sichelmond, der faul auf dem Rücken lag. Der Himmel glich einer Nachtstimmung über dem Bosporus. Was fehlte, war der Muezzin, der zum letzten Mal an diesem Abend sein »Allah uh akbar« über die Köpfe der Ungläubigen schmetterte.
    »Zwei Tage«, stöhnte sie.
    Sie schwenkte den Brandy und blickte auf den Grund des Glases. Ihr Blick verlor sich in den schimmernden Farben des Getränks.
Kuba.
    In einem Eimer hatte Galina kleine rote Flusskrebse gefangen und fischte sie mit einem Sieb aus dem trüben Wasser. Sie zeigte sie stolz Sascha, der mit ihr an einem schmalen Bach,

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