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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Hinweise darauf, was sie in der Zwischenzeit gemacht haben. Engelhardt soll nach der Wende im Auftrag des Justizministeriums in Gera gearbeitet haben, und Stahl findet sich nach seiner damaligen Opposition gegen München auf einmal als Regierungspräsident in Würzburg wieder. Da wurden aus zwei Revoluzzern plötzlich zwei linientreue Streiter.
    Ich glaube nicht an die wundersame Wandlung dieses Saulus zum Paulus. Dahinter muss mehr stecken.«
    »Und was vermutet mein Detektiv?«
    »Dass hier eine ganz große Sauerei im Gange ist.«
    »Ich finde nichts Ungewöhnliches daran, wenn sich einer ändert.«
    »Aber gleich so radikal?«
    »Klar. Auch du hast dich geändert. Vor ein paar Monaten wolltest du unbedingt aus der Stadt verschwinden, und jetzt fühlst du dich doch wohl hier.«
    Kilian schwieg und zündete sich ein neues Zigarillo an.
    »Du fühlst dich doch wohl hier, oder?«, fragte Pia misstrauisch und legte ihre Hand auf seine. Kilian zog seine Hand zurück und gab Tonino ein Zeichen für einen neuen Vecchia.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, sagte Pia ungeduldig.
    »Ich bin nicht taub!«
    »Und?!«
    »Hör zu, Pia. Ich mag dich und schätze dich sehr. Aber du solltest nicht zu sehr darauf vertrauen, dass ich auf ewig hier bleibe. Dinge ändern sich und Menschen auch. Das hast du gerade sehr richtig festgestellt. Doch das trifft nicht auf mich zu. Ich habe alles unternommen, um aus Würzburg wegzukommen. Und das ist noch heute so. Es ist mir hier alles zu eng und zu kleinbürgerlich. Ich brauche die Herausforderung.«
    »Ah ja. Und die findest du hier nicht? Oder, anders ausgedrückt, nicht bei mir?«
    »Du hast damit gar nichts zu tun.«
    »Eben. Genau darum geht es. Ich habe in deinem Leben gar nichts verloren. Das wolltest du sagen. Ich bin dein kleiner Zeitvertreib, deine kleine Bettschlampe. Mehr nicht. Weißt du was, hol dir einen runter und scher dich zum Teufel!«
    Pia stand auf, nahm den Vecchia, den Tonino soeben brachte und trank ihn in einem Schluck.
    »Weißt du was, Kilian? Du bist ein selbstverliebter, egomanischer Tropf. Nichts und niemand kommt an dich heran, weil nur eine Person für dich zählt. Und das bist du selbst. Du tust mir nicht einmal mehr Leid.«
    Pia bebte vor Wut und verließ das Lokal.
    »Scusi«, fragte Tonino nach einer kurzen Pause und schaute sich nach einer weiteren möglichen Gefahrenquelle für Kilian um. »Noch einen?«
    »Niente«, antwortete Kilian, »il conto prego.«
    Ein paar Häuser weiter kehrte Kilian ins Chase auf einen Absacker ein. Die Bar war bis auf ein knutschendes Pärchen, das sich in der Ecke verrenkte, verwaist. Die Fernsehschirme nudelten MTV-Clips ab, und über die Lautsprecher mühte sich ein alter Song von Terence Trent d’Arby. Kilian nahm auf einem Hocker Platz und bestellte einen Carlos. Kaum hatte er das Glas angesetzt, betrat ein weiterer Gast die Bar. Sie nahm ein paar Barhocker entfernt von Kilian Platz.
    »Einen Carlos. Doppelt«, gab Galina in Auftrag.
    Kilian blieb der Brandy im Halse stecken, als er ihre Stimme erkannte. Er blickte zornig zu ihr hinüber. »Was zum Teufel machst du hier?«
    Galina zeigte sich ebenso überrascht: »Du hast mir gerade noch gefehlt. Als wäre mein Tag nicht mies genug gewesen.«
    »Ganz meine Meinung. So kann man sich einen Tag versauen.«
    »Gibt es hier in diesem Nest kein Loch, in dem du verschwinden kannst? Jedes Mal, wenn ich dich sehe, könnte ich kotzen.«
    »Nimm deine Klappe nicht so voll. Beim nächsten Mal bist du fällig. Das Loch, wo du hingehörst, wartet schon auf dich. Stabile Gitter mit Aussicht auf deine Zellennachbarn, harte Pritsche und ein Topf für vier. Da wirst du dich gut machen.«
    »Oh, oh, starke Worte für ’nen kleinen Bullen. Wart’s ab, ich bin noch nicht fertig mit dir. In Genua bist du mir nur um Haaresbreite entwischt. Das wird mir nicht noch einmal passieren.«
    Kilian umklammerte das Glas. Er konnte sich noch gut an seinen Freund Paolo erinnern, der auf einer Bank im Flughafen Genuas verblutet war. Die Selbstvorwürfe, dass er Paolos Ermordung durch einen Komplizen Galinas nicht verhindern konnte, nagten noch an ihm. Ebenso war der Kontakt zu Paolos Frau seitdem abgebrochen. Sie wollte nichts mehr von ihm wissen, obwohl sie ihm nicht die Schuld an dem tragischen Vorfall gab.
    »Verlass dich drauf«, schwor Kilian, »Genua habe ich nicht vergessen. Und du wirst es auch nicht. Sobald diese ganze Diplomaten-Scheiße hier zu Ende ist, bist du Freiwild. Egal, wohin du

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