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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gestalt hob den Spieß und gab seinen Mitstreitern das Zeichen zur einstimmigen Lobpreisung. Die Kamera fuhr kreisum an die einträchtigen Kameraden heran:
    »O, ich ho mei Land sou garn: Träub’l, Sunn und Farm, Wengert, Mee und Tal und Höäh: ho euch garn zun Starm!«
    Die danach eintretende Pause gab dem letzten Vers Raum, Tiefe und Betroffenheit. Die Kamera richtete sich erneut auf die Gestalt mit dem Spieß aus. Sie setzte zu einer Rede an, die den fränkischen Albtraum in seiner ganzen Härte zum Ausdruck brachte:
    »Zwähunnert Jahr Knechtschaft, Unfreiheit und Verlust von Heimat, Kultur und Selbstbestimmung. Hinweggewischt, was jahrhunnertlang g’wachsen und Bestand g’habt hat …«
    »Bleib beim Thema«, rief ein anderer dazwischen.
    »Was, Freund, könntest du Schlimmeres erleiden? Selbst ern Hund könnt’s net schlachter dergeh’ …«
    »Lass dein’ Köder aus’m Spiel«, unterbrach eine Frauenstimme.
    »Sei’s drum. Das bayerische Joch abzuschütteln gilt es! Wir sind heute Nacht hier zusammengekommen für einen dringend notwendigen Prozess der Reinigung. Säuberung heißt die Parole. Frei sein vom Schmutz der feindlichen Besatzer, rein werde das fränkische Herz und makellos in der Gesinnung nach dem rechten Vorbild der Ahnen …«
    »Jetzt mach endlich, ich hab’n Brand«, rief der erste Zwischenrufer.
    »Drum … nieder mit denna bayerischen Imperialisten und ihrer unwürdige Zeichen der Macht …«
    Die Gestalt hob den Spieß zum Schlachtruf. »Nieder mit Bayern, nieder mit dem Feind«, grölten die Vier unisono.
    »Nei mit dem Fetzen!«, krakeelte der Erste und übergab den Flammen eine weiß-blaue Fahne. Hell auflodernd wurde sie Beute des Feuers.
    »Di Läderhos könnt’s selber anzieh’. Di hält net zamm, was net zamm k’hört. Wech damit!«, johlte eine Frauenstimme und warf eine Hirschlederne in die Flammen.
    Die Kamera schwenkte zur Seite, wo eine weitere Gestalt aus einer Plastikwanne Weißwürste am Strang herausnahm und sie angeekelt in das Feuer warf.
    »Bayerisches Dreckszeuch, verreckts! Schwindsüchtiche BSE- Pamp’n. Damit könnt’ er euch selber vergift’«, krakeelte die Gestalt und sprang wie Rumpelstilzchen von einem Bein aufs andere.
    »Jetzt, hör auf mit dem Scheiß«, rief der Spießmann ihn zur Ordnung.
    Derweil platzten die Weißwürste wie Pestbeulen auf und verfärbten sich zischend und heischend schwarz.
    »Alles ham’se uns abg’nomme. Ausblut’n lass’n se uns Frank’n … und was griche mir dafür? Weißwürscht! Damit is jetzt Schluss. Hiermit erkläre mir euch den Kriech …«, skandierte der Spießmann grollend.
    »Wart. Da fählt nu was«, kam ihm die vierte Gestalt dazwischen. »Di Dreckbrüh muss nu dazu … Dann passt’s.«
    Aus einem Kasten nahm die Gestalt mehrere Bierflaschen zur Hand. Die Kamera zoomte auf die Etiketten. Im Bild waren eindeutig die oberbayerischen Marken Paulaner, Löwenbräu und Hacker-Pschorr zu erkennen. Die Gestalt schlug die Flaschenköpfe ab und schüttete eine nach der anderen in einen Blecheimer, der die Aufschrift der fränkischen Sauerkrautfabrik Bötsch trug.
    »Mit dem Fusel wollt ihr die fränkischen Gemüter klee halten, sie einseifen und ihnen die Köpf wasch’. Aber net mit uns. Des Zeuch hat der Teufel g’sahn. Sauft’s selber, euer stinkerde Brüh.«
    »Ja, sauft’s selber und wech damit!«, grölten die vier einstimmig.
    »Nie mehr Weißwürscht, nie mehr Hefe!«, erhob sich die Stimme des Kameramannes. Seine geballte Faust reichte bis ins Bild.
    »Nie mehr Weißwürscht, nie mehr Hefe!«, wiederholten die Vier mit erhobenen Fäusten.
    »Los, nei damit!«, befahl der Spießmann.
    Weit ausholend schüttete die Gestalt den obergärigen Inhalt des Blecheimers in die knisternden Flammen. Doch für alle unerwartet verweigerte das fränkische Leuchtfeuer die Zugabe des bayerischen Bieres. Unter ohrenbetäubendem Zischen und Knallen explodierte die brenzlige Fracht vor den Augen der siegestaumelnden Freiheitskämpfer und kam zu ihnen zurück.
    Funken, Ruß und aufgewirbelter Dreck kamen ins Bild geflogen. Geschrei und Wehklagen drangen ans Mikrophon. Das Bild fiel samt Kameramann um und zeigte einen glimmenden Halbmond.
    »Pass doch auf, du Simpl!«
    »Sou a Dreck. Mei Kudde brennt.«
    »Mei Hoa. Schorsch, mei Hoa …«
    »I’ säh nix mähr …«
    »Hilfäää!«
    »Stopp die Aufnahme. Los, mach scho …«
    Der Moderator Karli Schilpert hatte dazu folgendes anzumerken: »So weit die uns zugespielten

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