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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Benommen und willenlos trieb er in einem Meer wunderbarer Leichtigkeit. Er glaubte zu schweben. Tatsächlich hatte er den Kontakt zu allem, was schwer und belastend war, aufgegeben. Das, was er bisher als seinen Körper betrachtet hatte, verlor die Konturen und vermischte sich mit dem, was sich um ihn herum befand. Ein Wort kannte er nicht dafür. Was auf ihn einströmte und womit er sich sogleich verband, lag jenseits von Sprache und Sinn. Er wollte auch kein Wort dafür finden. Worte besaßen keine Bedeutung mehr. Wollen existierte nicht. Nur dieses einnehmende Gefühl des Verschmelzens. Obwohl er die Augen geschlossen haben musste, sah er alles ganz deutlich. Er befand sich in einer Röhre oder einem Tunnel. Die Wesen, die sich darin aufhielten, kamen ihm in keinster Weise seltsam vor, eher sonderbar vertraut, obwohl er nicht hätte sagen können, dass er ihnen bereits begegnet war. Sie begrüßten ihn mit Wohlwollen. Ihre Gesichter zeigten keine Regung, aber sie meinten es gut, und er teilte ihr Entgegenkommen. Dieses Wissen durchströmte seine mit dem Geist eins gewordene Seele. Glücklich nahm er das Willkommen in sich auf und erlangte grenzenlose Erfahrung.
    Das wunderbare Licht, das nicht glänzte noch blendete, sondern ihn aufzunehmen bereit war, zog ihn unwiderstehlich an. Es war der Quell von allem, der Ausgangspunkt und das Ziel. Je näher er ihm kam, desto verbundener fühlte er sich mit ihm. Die Kraft, die es verströmte und die mit ihm eins wurde, schleuderte ihn vorbei an fernsten Himmeln, an den Rand der Unendlichkeit und darüber hinaus. Sonnen und Galaxien ebneten bereitwillig den Weg in die Tiefe, die leuchtend, unermesslich und freundlich war. Alles auf seinem Weg entstammte einem Brunnen, war nur existent seinetwegen und würde am Ende dorthin zurückfließen. Es war keine Frage von Zeit, wann dies begonnen hatte und wann es enden würde. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren eins.
    Doch der Rausch schwand. Kilian fühlte sich schlagartig erdenschwer, zurückgeworfen in Schmerz und Leid. Gebrochen, kraftlos und zermürbt, öffnete er die Augen und wähnte sich in einer gleißenden Hölle. Das Wasser, das er unter den Schlägen auf seine Brust erbrach, brannte wie Säure in seinem Hals. Er wurde gestoßen und herumgezerrt. Rufe von außen hämmerten in seinem Schädel, als sei der letzte Tag angebrochen. Er wehrte sich, schlug und trat um sich und war doch hilflos ausgeliefert. Schemenhaft glaubte er Galina zu erkennen. Sie war über ihn gebeugt und presste ihren Mund auf den seinen. Neben ihr kniete Frankenheimer und hielt seinen Kopf.
    »Fester, fester«, brüllte er.
    Kilians Lungen blähten sich auf, und die Brust drohte ihm zu zerspringen. Schreien und brüllen wollte er vor Schmerz, als ihr Atem in ihn drang und ihn erfüllte. Er bäumte sich auf und sog alle lästige und schwere Welt in sich ein. Blitz und Donner durchführen ihn und entfachten eine dünne Flamme in seiner Brust.
    Der Kopf schien ihm zu zerspringen, als er Frankenheimers Stimme hörte: »Genug. Es reicht.«
    Dann schwanden ihm die Sinne, und Dunkelheit kehrte ein.
    Als er erwachte, saß Galina am Rande des Bettes und fühlte die Temperatur auf seiner Stirn.
    »Fieber hast auf jeden Fall keines«, sagte sie und strich seine Haare zur Seite, wie es eine Mutter bei ihrem Kind tut.
    »Was …?«, röchelte Kilian.
    Seine Kehle brannte immer noch wie Feuer, und das eine klägliche Wort erstickte in seinem Hals.
    »Pssst«, beruhigte sie ihn und legte ihren Finger auf seine Lippen. »Du hast Glück gehabt. Um ein Haar wärst du jetzt bei den Fischen.«
    Kilian mühte sich auf und schob seinen Körper gegen das Bettgestell. Sein Körper schmerzte bei dem Versuch, sich aufrecht zu setzen.
    »Was mache ich hier?«, fragte er.
    Er blickte sich um, erkannte seine Wohnung, die nicht weit von der Stelle entfernt lag, wo er ins Wasser gefallen war.
    »Dich ausruhen. Ich glaube, du solltest die nächsten Tage etwas kürzer treten. So etwas steckt man nicht so leicht weg.«
    Erst jetzt spürte Kilian den Schmerz an seiner Schläfe, wo ihn Otter mit der Flasche erwischt hatte. Er griff sich in die Haare und versuchte den Schmerz zu unterdrücken.
    »Wenn ich diesen Schweinehund erwische …«, sagte Kilian.
    »Du weißt, wer dich niedergeschlagen hat?«
    »Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, es war dieser Speichellecker Otter. Schröders neuer Lieblingsknabe.«
    »Der Typ aus der Hotellobby?«
    »Genau der.«
    Kilian versuchte sich

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