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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Stein und Mauer und entdeckte zurückgelassene Teeleuchten und tatsächlich ein Gasfeuerzeug unter einem Pappmache-Deckel. Sie bückte sich und schob den Arm in den Spalt. Mit viel Anstrengung erreichte sie mit den Fingerspitzen den Deckel und zog ihn heran. Mit ihm transportierte sie Teeleuchten, Feuerzeug und eine übermooste Scheibe zutage. In ihrer Mitte klaffte ein daumenbreites Loch. Sie kratzte an der Oberfläche der Scheibe, und darunter blitzte es golden auf.
    »Ja, was iss’n des?«, fragte sie sich und drehte und wendete die Scheibe, damit sie erkennen konnte, worum es sich dabei handelte.
    Doch die Scheibe blinkte einfach nur golden. Keine Aufschrift, keine Bedienungsanleitung, kein Name. Sie blickte verstohlen nach links und rechts und ließ die Scheibe schließlich in ihrer Manteltasche verschwinden.
    Nach mehreren Versuchen brannte das Ewige Licht. Sie verstaute den Abfall in einer Plastiktüte und machte sich auf den Weg nach Hause. Als sie am Friedhofsausgang angekommen war, plagte sie ein schlechtes Gewissen. Sie griff in die Manteltasche, nahm die goldscheinende Scheibe hervor und betrat die Friedhofsverwaltung.
    »Fundsachen?«, fragte sie den Mann. »Wo kann ich Fundsachen abgeben?«
    Der Mann ließ sich den moosverwachsenen Goldling zeigen, winkte aber gleich ab. »Des is Schrott. Schmeißen’se des gleich ’nein Abfall.«
    »Abfall? Nä, besdimmt nit«, erwiderte sie widerspenstig und steckte die Scheibe ein. »Des war teuer. Was so funkelt und scheint, schmeißt mer nit einfach weg.«
    Auf dem Nachhauseweg überlegte sie, was sie mit dem Fundstück am besten anstellen könnte. Ob die alte Frau Schwaiger sie hinter dem Grabstein versteckt haben könnte? Sie schüttelte verneinend den Kopf. Die Frau Schwaiger hatte mit diesem neumodischen Zeugs bestimmt nichts am Hut. Aber da war ja noch ihr Nachbar, der Polizist, der wüsste bestimmt, wie in einem solchen Fall zu verfahren sei.
    In ihrer Straße angekommen, klingelte sie an Heinleins Haus. Sein Sohn Thomas öffnete.
    »Is dei Vadder da?«, fragte sie ihn.
    »Nä, der schafft no«, antwortete er.
    »Und die Modder?«
    »A nit. Die is bei der Omma und kummt erseht heut Abend widder.«
    Die Frau nahm die Scheibe aus ihrer Tasche und reichte sie ihm.
    »Gapp des mol dein Vadder, der is doch bei der Bolizei. Vielleicht könna die was damit anfang. Ich hab se hinner em Grabstein aufm Friedhof gfunna. Wenn sich der Besitzer meld’, nacherd hab i’ gwies nix gecha en Finderlohn.«
    Thomas nahm sie entgegen und verabschiedete die Nachbarin. Er kratzte an der Oberfläche die restlichen Moosstücke ab und erkannte darunter eine CD. Vorsichtig entfernte er unter dem Wasserhahn Staub und Schmutz und trocknete sie sorgfältig ab. Dann schob er sie in das Laufwerk seines Computers. Nach wenigen Mausklicken zeigte sich am Bildschirm eine Auflistung von seltsamen Namen.
    »Addison, amazon, angel, archibald«, las Thomas. Er scrollte den Bildschirm bis auf den letzten Vermerk, der bei Nummer 602 »zoe« endete.
    »So ein Schrott, ’ne Datenbank«, sagte er enttäuscht. Er bestätigte einen Namen mit einem Mausklick, und ein neues Fenster öffnete sich. Darin las er englische Bezeichnungen wie »name«, »address«, »agent«, »target«.
    Plötzlich hörte er aber auch das Ziepen und Pfeifen des Modems, das an seinem Rechner angeschlossen war und sich wie von Geisterhand betätigt in Gang setzte.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte er sich und überprüfte das Gerät.
    Es arbeitete einwandfrei, und nach wenigen Sekunden stand die Verbindung. Am Bildschirm stellten sich ihm eine leere Eingabemaske und ein blinkender Cursor dar.
    »Und jetzt?«, fragte er den Bildschirm.
    Doch nichts passierte. Er schloss die Maske, nahm die CD aus dem Laufwerk und verließ das Haus. Kaum war er mit seinem Mountainbike um die Ecke gebogen, als ein schwarzer Voyager vor dem Haus auftauchte. Vier Mann mit Sturmgewehren und Sicherheitspanzerung am Leib sprangen aus dem Wagen und bauten sich vor der Tür auf. Ein Fünfter schleppte einen Rammbock heran, wuchtete ihn gegen das Schloss, und die Tür sprang unter dem Stoß auf. Die bewaffneten Männer stürmten hinein.
    *
    Der stechende Schmerz in seiner Brust schwand. Die Lungen hatten ihre Tätigkeit eingestellt und ergaben sich erschöpft der einströmenden Wärme, die von ihm schleichend Besitz ergriff. Die Schwere seines Körpers wich. Je weniger er sich dagegen zur Wehr setzte, desto schneller löste er sich und floss dahin.

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