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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Haltung auch weit über die Mindestanforderungen hinausgehen.
    Nicht unter diese Schutzbestimmung fallen Hybriden ab der fünften Nachzuchtgeneration. Hierzu gehören auch die anerkannten Hunderassen wie Saarloos Wolfhund und Tschechoslowakischer Wolfhund, die beide – nach übereinstimmender Auffassung von Experten – nur in die Hände von (wolfs-)erfahrenen Besitzern kommen sollten.
     

Angriffe durch Zoo- und Gehegewölfe
    Auch Zoo- und Gehegewölfe greifen an und töten Menschen.
    Einige Beispiele:
     
August 1989, Regina, Saskatchewan. Der zehnjährige Clinten Goodwell verliert seinen Arm als er von Zoowölfen im Moose Jaw Wild Animal Park gebissen wird.
Im November 2003 springt im Brookfield-Zoo von Chicago eine Zoobesucherin über den Zaun, um einen Wolf im Gehege zu streicheln. Der 45 Kilo schwere Wolf packt ihren Arm und lässt ihn nicht mehr los. Er wird von der Zoopolizei erschossen. Laut Auskunft der Tierparkleitung war dies das erste Mal in der 69-jährigen Geschichte des Zoos, dass ein Tier einen Besucher angegriffen hat. Der elf Jahre alte »Cinnamon Bear« war im Zoo geboren und aufgewachsen.
November 2012, in einem Zoo in Pittsburgh, Pennsylvania stellt eine Mutter ihren kleinen Jungen am Gehege der afrikanischen Windhunde auf ein Geländer. Der Zweijährige verliert das Gleichgewicht und stürzt über den Zaun zu den Tieren. Daraufhin fallen elf Windhunde über ihn her. Die sofort herbeieilenden Wärter können sieben der Hunde von dem Kind fortlocken und einsperren. Andere Angestellte bewerfen die restlichen Tiere mit Gegenständen und trennen drei von ihrem Opfer. Der letzte Wildhund, der sich besonders aggressiv verhält, wird von zwei Polizisten erschossen. Das Kind stirbt.
    Das sind nur drei Fälle, in denen leichtsinnige Zoobesucher von Kaniden angegriffen wurden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund glauben viele Besucher von Zoos und Tierparks, dass die Tiere in den Gehegen zahm seien. Ein Wolf jedoch lässt sich nicht zähmen.
    Der Grund, warum Wölfe – selbst, wenn sie handaufgezogen sind – niemals so zutraulich werden wie Hunde, liegt darin, dass Wolfswelpen in den ersten vier Wochen ihres Lebens ihre Umgebung verschieden wahrnehmen als Hundewelpen. Darum ist es für Wölfe deutlich schwieriger, sich mit anderen Lebewesen vertraut zu machen und ihre instinktiven Ängste dem Unbekannten gegenüber abzubauen. »Während es nur 90 Minuten dauert, bis ein Hund sich an einen fremden Menschen gewöhnt, braucht ein Wolf 24 Stunden«, sagt die amerikanische Evolutionsbiologin Dr. Kathryn Lord von der University of Massachusetts in Amherst. Sie beobachtete wie elf Wolfswelpen (von drei Würfen) und 43 Hunde auf Gerüche, Geräusche und visuelle Stimuli reagierten und fand heraus, dass beide Kanidenarten ihre Sinne zur selben Zeit entwickeln: den Geruchssinn mit zwei Wochen, das Gehör mit vier und die Sicht mit sechs Wochen. Jedoch kommen die Tiere zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die »kritische Phase der Sozialisation«, welche dann beginnt, wenn sie anfangen, ihre Welt ohne Angst zu erforschen.
    Bei Wölfen beginnt diese Phase im Alter von etwa zwei, bei Hunden erst mit vier Wochen. Das bedeutet, dass wenn Wölfe anfangen, ihre Welt zu erforschen, sie noch blind und taub sind und sich ausschließlich auf ihren Geruchssinn verlassen. Wenn sich das Gehör und die Augen bei ihnen entwickelt haben, hat sich auch das Sozialisierungsfenster geschlossen. Einem jungen Wolf erscheinen daher alle Geräusche, Gegenstände und Lebewesen bedrohlich, da er sich nicht mit ihnen vertraut machen konnte. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Sozialisation und das Management von Gehegewölfen.
    Dr. Lord schließt daraus: »Wenn du einen Hundewelpen auf einen Menschen sozialisieren willst, reicht es, mit dem vier bis acht Wochen alten Tier, täglich 90 Minuten zu verbringen. Willst du aber einen Wolfswelpen sozialisieren, dann musst du 24 Stunden mit ihm verbringen, bevor er drei Wochen alt ist.«
    »Aber selbst dann wirst du niemals so vertraut mit ihm werden, wie mit einem Hund«, fügt sie hinzu. Selbst von Hand aufgezogene Wölfe bleiben also ihr Leben lang furchtsam und unberechenbar.
    Leider mussten diese Erfahrung auch schon Tierpfleger mit dem Leben bezahlen.
    Einer der bekanntesten Zwischenfälle, bei denen Zoowölfe eine Betreuerin töteten, ist die Geschichte von Patricia Wyman:
Am Donnerstag, dem 18. April 1996, wurde die 24-jährige Tierpflegerin im Halibut Forest and Wildlife Reserve in

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