Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
Vom Netzwerk:
natürlich nicht, ohne mich vorher anzukündigen.
    »Mein Name ich Megan. Ich bin ein rudelloser Wolf und unterwürfig. Ihnen droht keinerlei Gefahr von mir.« Das würde auch jeder Wolf wittern. Gleichwohl sprach ich es laut aus, damit keine Missverständnisse aufkamen.
    Ich bewegte mich nicht lautlos, machte ordentlich Rabatz. Anschleichen kam nicht gut an, in einer derartig angespannten Situation. Es roch nach Lykanern und nach Vampir! Damit hatte ich keinesfalls gerechnet. Der Gestank war so allmächtig, dass ich kaum Luft bekam. Meine Nase war nicht so fein, wie die der meisten Lykaner. Claude hatte mir unablässig eingebläut, dass es unschicklich sei, für eine Dame zu wittern. Mein Geruchssinn war nahezu verkümmert in den fünf Jahren beim Avon-Rudel.
    Der Gestank nach Tod war allgegenwärtig. Das konnten auch die Bleiche und das Desinfektionsmittel nicht übertünchen. Der Geruch von Chlor biss in meiner Nase. Er brachte mich zum Niesen und meine Augen zum Tränen.
    Ich hatte mich mit Leon und Enya hier verabredet, nach einem ausführlichen Telefonat. Doch die beiden waren nicht im Haus, was ohne Frage auch besser war. Gewiss trat das verbliebene Rudel, dem vermeintlichen Aggressor - einem Vampir - nicht wohlwollend gegenüber. Ich lief durch die prächtige Vorhalle des ansehnlichen Herrenhauses und suchte nach Spuren. Ich fand keinerlei Anhaltspunkte. Nicht, dass ich effizient darin war. Doch das Rudel hatte die Beweise ungemein ordentlich beseitigt. Ein wenig zu gründlich und in einer Geschwindigkeit, die mehr als ungewöhnlich anmutete. Es waren nicht einmal 24 Stunden vergangen seit dem Massaker und hier glänzte alles, wie blitzblank gewienert. Als ob der Vorfall nie stattgefunden hätte. Diese Umstände erweckte mein Misstrauen. Ich berührte einen der Wandteppiche, an dem ich einen klitzekleinen Spritzer Blut fand. Wolf, weiblich, äußerst jung und noch vor seiner offiziellen Einführung ins Rudel. Ein dumpfes Gefühl nagte an meinem Magen. Es zeigte mir nachdrücklich, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Als ob es das wäre, wenn Vampire ein Rudel angriffen. Das war so atypisch! Sofern ein rassistischer Vampirclan dies getan hätte, dann würde er sich mit dieser Sache brüsten. Sie wären stolz, so viele Wölfe getötet zu haben. Das hier stank zum Himmel! Ich fragte mich, ob es intelligent gewesen war, im Alleingang den Tatort zu begehen. Bob war zu dominant, um das Gebäude ohne Erlaubnis betreten zu dürfen. Die verbliebenen Wölfe könnten sein Eindringen als Affront ansehen. Deswegen parkte er einen guten Kilometer vom Haus entfernt. Der Zirkel der Atlanten - der größte Vampirclan in den Staaten - hatte sein Bedauern geäußert, als ich sie informierte. Die Vampire hatten von dem Zwischenfall nichts gewusst. Noch ein Punkt mehr, der mein desaströses Gefühl bei der Sache bestärkte. Sie hatten angeboten zu helfen und Ermittler zu schicken. Natürlich nur, falls das Rudel sie darum bat. Ich für meinen Teil würde mit Kusshand auf ihre Hilfe zurückgreifen. Nur mit Bob hatte ich nicht den Hauch einer Chance, auch nur eine Spur von Chris und Abby zu finden.
    »Wenn sie hier drin ist, dann gehe ich da rein!« Leons schwerer, französischer Dialekt drang an meine Ohren. Seinen Worten folgte ein geräuschvolles Rumpeln. Ich vernahm Schreie hinter einer der Türen und eilte dort hin. Es hörte sich nach einem Handgemenge an. Als einziger Vampir, unter zig stinkwütigen Lykanern, hatte Leon potenziell schlechte Karten. Das Bild, das ich hinter der Tür vorfand, bestätigte meine düstere Vorahnung. Der Vampir lag blutend am Boden. Enya versuchte, ihn gegen fünf Männer zu verteidigen. Falsch, zwei Typen und drei Wölfe. Selbst mit mir an ihrer Seite standen die Chancen ungünstig gegen die wutentbrannten Angreifer. Dessen ungeachtet positionierte ich mich unweit von Enya und schirmte Leon mit meinem Körper ab.
    »Ich wusste, dass du kommst!« Enya atmete erleichtert auf und röchelte leise. Einer der Wölfe hatte sie offenbar verletzt, hielt sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite. »Es ist halb so wild. Lediglich ein Kratzer!«
    »Get out of my way, fraidy-cat!«, knurrte mich einer der beiden Mensch gebliebenen an.
    Angsthase … Ich hatte völlig vergessen, dass ich unterwürfig war. Diese Eigenschaft hatte ich in Hot Springs gänzlich abgestreift wie einen alten Handschuh. Bei Bob und Trudi gab es keine Ränge. Sie waren ein Ehepaar und beide dominant. Ich war ranglos

Weitere Kostenlose Bücher