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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
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schützen. Selbst, falls ich hierbliebe, ich könnte es nicht. Sei nicht dumm, mein Freund. Ich war bereits bei deiner Geburt anwesend und möchte es nicht bei deiner Beerdigung sein. Wir haben zu viele heute zu Grabe tragen müssen.«
    Prajit war ernstlich bekümmert. Mir fiel es nicht schwer, seine Besorgnis nachzuvollziehen. Aaron stand außerhalb der Rangordnung des Rudels. Er war ebenso wie Suna, kein Mitglied, sondern nur in der Nähe geduldet. Es kam selten vor, aber dennoch passierte es, dass vormals akzeptierte Angehörige aus dem Rudel gedrängt wurden. Vielfach waren dauerhafte Behinderungen ursächlich für diesen herzlosen Vorgang. Aaron hatte sein Wolfsein verloren und war etwas, was ich noch nie zuvor gesehen hatte. Das konnten die meisten Wölfe nicht akzeptieren. Selbst sein Vater nicht. Als Sohn liebte er ihn ganz gewiss. Doch sein Wolf lehnte Aaron ab und verstieß ihn aus dem Rudel.
    Aaron seufzte leise. »Warten wir ab. Zuallererst möchte ich wissen, was hier vorgeht, Prajit. Danach sehen wir weiter. Zu der Frage der Dame: Cynthia hat mich verflucht, weil ich sie verlassen habe. Sie war nicht bereit mich gehen zu lassen und hat mich infolgedessen mit dieser Verwünschung belegt. In erster Linie ging es ihr darum, dass ich mich nicht mehr wandeln kann. Dass mich der Fluch derart unattraktiv macht, war nur ein Nebeneffekt. Keine Frau mag neben einem Mann im Bett liegen, an dem sie sich Eisfüße holt«, scherzte er makaber.
    »Ihre Tat ist verwerflich! Was genau bist du? Was ist andersartig an dir, außer dem auf den ersten Blick Ersichtlichen?«, fragte ich ohne Umschweife. Ich musste wissen, wo ich bei ihm dran war. Angst vor ihm, empfand ich längst nicht mehr. Aaron war eine ehrliche Haut und auf ganzer Linie anders als Seth. Man erkannte sofort, wenn er die Unwahrheit sprach. Seine Nasenflügel flatterten dann wie Segel im Wind. So wie vorhin, als er beteuerte, dass ihm die Anfeindungen von Seth egal seien.
    »Hmmh.« Aaron kratzte sich erwägend am Kinn. »Was ich bin? In erster Linie war ich ein gewöhnlicher Gestaltwandler. Cynthia wollte mich in ihren persönlichen Ghul verwandeln. Sie wollte, dass ich ihr bedingungslos gehorche. Was bei Menschen überaus gut klappt, schlug bei mir im Punkt der Gehorsamkeit fehl. Dennoch büßte ich mein Wolfsein ein. Ich kann mich nicht mehr wandeln und habe meine verbesserten Sinne verloren. Das Offensichtliche …« Er zeigte auf sich und drehte sich einmal um seine eigene Achse. »Meine Körpertemperatur ist niedriger. Ich muss seltener atmen und meine Herzfrequenz ist vermindert. Doch ich bin nicht tot, wie einige böse Zungen behaupten. Meine Zellen sind lebendig, wie Prajit im Labor nachgewiesen hat.«
    »Nachweisen musste!«, mischte sich der Inder kopfschüttelnd ein. »Es war wahrlich nicht mehr feierlich mit ihm. Aaron hatte sein Lager im Kühlhaus aufgeschlagen, weil er dachte, er würde verrotten! Nicht zu vergessen, dass er keine Nahrung aufnehmen kann und es obendrein auch nicht muss. Das ist den meisten Wölfen suspekt. Er ist wie gehabt langlebig. Seine Körpervorgänge dahingegen sind enorm verlangsamt und damit auch die Wundheilung. Wenn er sich mit einem Buttermesser pikt, dauert es ewig, bis es verheilt ist. Und zum Thema verkümmerte Sinne … leg die Karten offen auf den Tisch, Aaron.«
    »Als ob das interessiert, Prajit!«, knurrte Aaron wölfisch.
    »Oh doch!«, echauffierte sich der Inder. »Sie sind nicht deine Feinde. Keiner von ihnen fordert dich heraus. Seth hingegen … wenn er es wüsste …« Prajit wand sich direkt an mich. »Aaron ist nahezu erblindet. Kannst du ihm Schutz gewähren?«
    Ich? Ihn schützen? Ich war nicht dominant! Wie sollte ich Aaron beistehen? Ungläubig sah ich zu Prajit und zog die Schultern hoch. »Ich verstehe nicht. Wie …«
    »Das ist doch ein schlechter Scherz, oder? Du weißt nicht …« Prajit lachte schallend auf. »Sicher, Christian ist jung. Er hat fraglos etwas geahnt, aber nicht konkret gewusst, was es ist. Schätzchen …« Der Inder platzierte mich auf den Sessel und ging dann vor mir auf die Knie. Da er dominant war, duckte ich mich und versuchte meinen Kopf unter seinen zu bringen.
    »Hör bitte damit auf! Du musst dich niemanden unterwerfen, Megan. Wölfe wie du, sind dünn gesät. Du bist nicht dominant, aber auch nicht unterwürfig. Dein Vater war ein Ureinwohner, nicht?«
    »Sein Vater, Apache«, antwortete ich verunsichert.
    »Du besitzt wildes Blut , so nannten die Alten es.

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