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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
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vorab«, verkündete ich lächelnd. Ich war Chris so dankbar, dass er mich geschnappt und ohne zu zögern in die Staaten gebracht hatte. Er hatte mir geholfen, die alten Mitglieder meines Rudels zu finden. Hier in Hot Springs, in South Dakota, gut 14 Autostunden von Oshkosh entfernt, blieb ich allerdings hängen. Ich hatte bei Gertrud und ihrem Lebensgefährten Bob ein neues Zuhause gefunden. Ohne Vorbehalte nahmen sie mich auf. Die beiden Lykaner hatten sich keinem Rudel angeschlossen und lebten alleine. Sie betrieben ein kleines Diner, in dem ich meinen Lebensunterhalt verdiente neben der Uni. Und Chris hatte mir geholfen, weitaus mehr über meine Herkunft herausfinden. Es tat einfach gut zu wissen, wer ich war und schenkte mir Frieden.
    Ich lächelte glückselig, goss mir etwas Kaffee in meine Tasse und zog die zartgelbe Schürze über. Es war gegenwärtig so gut wie nicht los. Gut für mich, miserabel für meine Chefin. Nein, gleichermaßen schlecht für mich. Kaum Kundschaft bedeutete auch wenig Trinkgeld, leider!
    »Eigentlich bin ich sogar spät dran. Heute ist Freitag«, rief ich ihr ins Gedächtnis. Freitags hatte ich stets früher aus. Ich schnappte mir zwei Speisekarten und schlenderte gut gelaunt zum Tisch Fünf, an dem ein junges Pärchen saß, das sich lebhaft unterhielt und wild turtelte. Ich nahm ihre Bestellung auf und wollte sie an Trudi weitergeben.
    »Seltsam.« Trudi schürzte die Lippen grüblerisch und nahm mir den Zettel mit der Bestellung ab. »Dein Schatten hätte sich bereits vor einer halben Stunde melden müssen. Er hat jedoch nicht angerufen.«
    Eventuell war ihm ja was dazwischen gekommen. Chris war ein Alpha und hatte viel um die Ohren. Er musste ein Rudel mit 30 Wölfen bändigen. Es gab Wichtigeres zu tun, als mich anzurufen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Dennoch fühlte ich mich sonderbar kribbelig. Ich hatte ein miserables Bauchgefühl.
    Trudi sah mich verständnisvoll an. »Ruf ihn doch an. Hier ist nicht viel los im Augenblick. Das bekomme ich alleine hin.«
    Behände, geradezu akrobatisch, schwang ich meinen Hintern über den Tresen.
    »Kannste dir sparen, er wird nicht drangehen.« Bob hatte die Tür so energisch aufgestoßen, dass sie gegen die Wand dahinter schlug und der Putz herunterrieselte. Schnellen Schrittes kam er auf mich zu. Sein düsterer Gesichtsausdruck verhieß mitnichten Gutes. »Enya hat angerufen. Chris hat sich nicht wie verabredet zurückgemeldet. Sein Handy ist tot.« Der alte Lykaner packte mich am Arm und zog mich nach hinten in die Küche. Das war kein Thema, das man vor Menschen besprach. »Es gab Ärger. Abby und Christian waren bei Abe. Sie hatten Probleme bezüglich Gebietsüberschreitungen, wie schon oft zuvor. Aber das ist nicht alles …« Bob holte tief Luft. »Das Green-Bay-Rudel wurde während der Verhandlungen überfallen. Sie haben herbe Verluste erlitten. Offiziell haben sie kein Sterbenswort verlauten lassen. Die Gerüchteküche brodelt indessen wie ein Hexenkessel.«
    Und Chris war vor Ort gewesen! Mein Herz blieb fast stehen und ich ließ mein Handy einfach auf den Boden fallen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich krallte mich am Türrahmen fest. Ich bekam kaum noch Luft. Eine Attacke, wie ich sie in den letzten Monaten unzählige Male durchleben musste. Ich war ängstlich trotz der neu gewonnenen Freiheit. Die Angst war schlicht zu erheblich, dass mir irgendwer meine Unabhängigkeit nehmen würde. Chris … Ich brauchte mir wahrlich nichts vorzumachen. Sogar wenn ich ihn auf Abstand hielt und seine dezenten Annäherungsversuche abblockte. Ich mochte ihn, mehr als vernünftig war. Doch ich war nicht gut für einen Alphawolf. Keine Unterwürfige konnte Alphaweibchen werden. Ich würde seine Position schwächen und ihn angreifbar machen. Ein Putschversuch wäre nur eine Frage der Zeit, selbst bei seinen toleranten Wölfen. Chris war unbeschreiblich fürsorglich mir gegenüber. Trotzdem konnte mir nie sicher sein, ob er mich wahrhaftig mochte oder einfach nur gerne mit mir flirtete.
    »Ich muss …«, stammelte ich. Ja, was musste ich?
    Trudi packte mich resolut am Arm. »Aber sicher doch. Bob begleitet dich. Ich muss leider hier bleiben.« Die Lykanerin knallte den Autoschlüssel auf den Tresen. »Ihr habt 14 Stunden Fahrt vor euch. Je früher ihr losfährt, umso eher seid ihr da.«

Kapitel 8
    Auf der Suche
    Weit und breit keine Spur vom Green-Bay-Rudel. Die Eingangstür stand offen, dementsprechend trat ich vorsichtig ein,

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