Wolfsblues
behaglich.«
Er war niedergeschlagen und das nicht wegen seines Wolfes! Seine Mutter, sein Vater, seine kleine Schwester - er hatte sie verloren und trauerte. Ich krabbelte mit den Vorderpfoten und Oberkörper auf seinen Schoß, legte meine Schnauze auf seinen Bauch und stieß ihn an, damit er seine Hand erneut auf meinen Kopf legte.
»Was soll ich machen, Meg?«
Ich roch seine nachvollziehbare Beklemmung und antwortete auf meine Art, in dem ich ihm über seine Hand und sein Gesicht schleckte. Hektisch schlabberte ich die salzigen Tränen weg, die er vergossen hatte.
»Du willst mir damit sagen, dass ich Memme aufhören soll, zu flennen, oder? Ich muss meinen Hintern hochkriegen. Das Leben als Wolf, unter einem so autoritären Alpha wie meinem Dad, war ohne Frage kompliziert.« Ein lautes Stöhnen bekräftigte seine Worte. »Aber als das was ich bin … Ideen?«
Ich erhob mich von seinem Schoß, trottete einige Schritte von ihm weg und wartete, bis ich seine volle Aufmerksamkeit erlangt hatte. Dann warf ich meinen Kopf in den Nacken und heulte. Mein Heulen war laut. Ein majestätisches Geräusch und einem Alpha würdig, beliebte Trudi zu scherzen. Desmond hatte mir verboten zu heulen, eben weil es so beeindruckend war.
»Respekt!« Aaron lachte und applaudierte anerkennend. »Chris wird hin und weg sein, wenn er das zu hören bekommt. Jeder Alpha, ach was, sämtliche Wölfe würden das sein, bei deinem Heulen! Du bist nicht unterwürfig! Du bist ein wildes Blut oder wie auch immer man es nennen mag. Alle Rudel brauchen so jemanden wie dich! Kein Wunder, das Chris so muffelig ist. Du warst die Seine und er musste dich dennoch gehen lassen. Er ist tierisch verschossen in dich, schon seit eurer ersten Begegnung.«
Wirklich? Ich trottete auf Aaron zu und stieß mit meiner Schnauze in seinen Bauch.
»Du glaubst mir nicht? Warte, bis wir ihn gefunden haben. Sein Wolf ist wild geworden, weil er sich nach dir verzehrt. Das Tier hat sich längst an dich gebunden, während sein Mensch dir Freiraum eingeräumt hat. Er wollte dich nicht bedrängen. Deswegen ist Chris auch so unausgeglichen. Seine beiden Wesen sind sich uneins. Der Wolf hätte dich nie gehen lassen und dich umgehend markiert. Doch nachdem was dir geschehen ist, wollte der Mensch dich nicht überrumpeln. Und jetzt hat er den Salat! Magst du ihn denn wenigstens?«
Was für eine dumme Frage! Ich knurrte, zog meine Lefzen hoch und zeigte ihm meine Zähne.
»Wo ist dann dein Problem? Chris ist nicht Desmond.«
Das wusste ich ebenfalls! Und um meinen Unmut kundzutun, biss ich Aaron in den Unterarm.
»Hey, mal halblang! Auf dem Niveau diskutiere ich nicht mit dir. Ich werde doch auch nicht handgreiflich. Sei vorsichtig mit mir zerbrechlichen Wesen! Ich heile schlecht, dank meines langsamen Stoffwechsels und blute obendrein wie ein abgestochenes Schwein, wenn ich mich verletze.«
Mein Fehler! Ich zog den Schwanz ein, winselte und leckte über die Bisswunde.
»Das ist eklig, Meg!«, lachte Aaron. »Bei einem Wolf mag es wohl …« Er stockte mitten im Satz und sah ebenso erstaunt wie ich, auf die Bisswunde, die sich vor unseren Augen schloss. Mit ungläubig weit aufgerissenen Augen stierte er mich an. »Meg, halt mich jetzt für bekloppt, aber beiß mich noch einmal und dann mach das Gleiche, wie gerade eben, bitte!«
Ich zögerte, wollte ich ihm nicht wehtun. Dass er mich im Nacken packte und grob auf die Seite warf, ließ mich all meine Zurückhaltung vergessen. Meine Wölfin biss zu. Sie wollte mit ihm raufen, wie es Wölfe miteinander taten. Ich schmeckte sein Blut … Schluss! Sogleich ließ ich wieder von ihm ab.
Aaron atmete schwer. Ich hatte seinen Unterarm erheblich erwischt. »Jetzt tu schon, was du vorhin auch gemacht hast!« Sein Befehlston missfiel mir, weshalb ich aufgebracht knurrte.
»Bitte!«, flehte er inständig und fiel vor mir auf die Knie. Es war Schwachsinn gewesen, ihn anzugreifen. Wenn das Zauberkunststück von vorhin misslang, dann hätte er an der Verletzung lang zu knabbern. Ich leckte über die Wunde und schleckte das Blut ab … Nicht, dass ich mich vor Aarons Blut ekelte, aber ich mochte es nicht, das Blut eines anderen Wesens abzulecken. War ich ein Vampir? Ganz sicher nicht!
Der klaffende Riss verschwand, ebenso die tiefen Löcher, die meine Zähne hinterlassen hatten. Zurück blieb heiles Fleisch und nicht nur das. Als Mensch hätte ich mir ungläubig über die Augen gewischt. Jetzt blinzelte ich nur, einmal, zweimal,
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