Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
Vom Netzwerk:
ein drittes Mal, aber es geschah wahrhaftig!
    Aarons Gesichtsschädel verformte sich. Die Konturen wurden kantiger und die Linien seiner Kiefer verschoben sich nach vorne. Sie wirkten unproportional zu seinem restlichen Gesicht. Aus seinen Haarfollikeln spross dichtes Fell. Begleitet von lautem Krachen, brachen seine Knochen, um sich nur Sekundenbruchteile später, neu zu formieren. Seine Gliedmaßen bogen sich grotesk und formten Läufe. Binnen Sekunden stand ein prachtvoller Wolf vor mir, der doppelt so breit war wie ich und fraglos zweimal so schwer. Seine zerrissene Kleidung lag neben ihm auf dem Boden. Sein Pelz war blond wie Wüstensand und er sah aus wie ein Löwe. Dicht und üppig umgab sein Fell in einer breiten Krause sein Gesicht, wie eine Mähne. Aus getrübten, hellblauen Augen sah der imposante Wolf mich an und kläffte kurz. Na ja, ein Kläffen war es nicht wirklich. Bellen konnten Lykaner nicht. Das überließen wir unseren domestizierten Artverwandten. Aaron lud mich ein, mit ihm zu laufen. Ich kam seiner Einladung nach, preschte voraus und hängte ihn zuerst ab, war ich schlanker und dadurch wendiger. Doch Aaron besaß die längeren Läufe. Wenn er einen Schritt tat, musste ich zwei oder gar drei tun.
    Wir liefen bereits einige Zeit, als Aaron abrupt stehen blieb. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und lief auf ihn auf. Ein Zittern bemächtigte sich seiner gewaltigen Gestalt. Wie ein Frischling vermochte er den Wolf nicht länger zu halten. Sein Körper verlor die Integrität. Aaron glitt recht ruckelig und unter starken Schmerzen in seine menschliche Form zurück. Hoffentlich hatte seine Verwandlung nicht die gleichen Nachwirkungen wie bei einem Neuling. Nein, alles an ihm schien heil, bis auf die Schulter. Er atmete keuchend und griff sich an sein geschundenes Gelenk. Die Schusswunde sah bei Weitem besser aus, als noch am heutigen Morgen.
    Meine Wandlung lief deutlich harmonischer ab. Binnen weniger Augenblicke war ich erneut Mensch und zog mich hastig an. Aaron gab ich eine Shorts und ein simples weißes Shirt, die ich für den Notfall in meinem kleinen Rucksack bei mir trug. Es saß lächerlich eng an ihm. Doch mit einem nackten Mann im Schlepptau wollte ich gewiss nicht bei den anderen aufkreuzen.
     
    »Wurdet ihr angegriffen?«, fragte Tank alarmiert.
    »Er trägt ihre Klamotten«, bemerkte Jen spöttisch grinsend. »Warum sollte er sich umziehen, wenn sie überfallen wurden, mein Lieber?«
    »Du denkst doch nicht etwa …« Ich fauchte sie entrüstet an. »Riechst du Sex, du Pute? Nein! Er ist nicht MEIN. Chris ist MEIN.« Himmel, hatte ich das gerade laut von mir gegeben? Ja, denn Enya griente mich breit an. Mir schoss das Blut schlagartig in den Kopf. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, doch es tat sich kein Loch unter mir auf.
    »Ich habe den Wolf gemacht«, lallte Aaron, als wäre er auf einem verdammt guten Trip und förmlich high. »Sie hat meinen Wolf hervorgelockt, ihn irgendwie befreit. Der Fluch wurde mit Blut besiegelt und mit meinem Blut und ihrer Macht … Es hat geklappt, mein Wolf ist wieder da!« Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. Ich freute mich ehrlich mit ihm.
    »Ich habe Hunger, tatsächlich!« Aaron lachte aus vollem Hals. »Könnte eine ganze Kuh verspeisen und würde sie sogar drin behalten können, vermute ich!«
    »Kann ich nicht mit dienen. Doch wir besorgen dir was zum Essen.« Jen strahlte mich dankbar an. Dabei wusste ich gar nicht, was ich getan hatte. Sie reichte Aaron einen riesigen Schokoriegel fürs Erste, den er sofort gierig, nahezu mit dem Papier verschlang.
    »Es tut gut, ihn so zu sehen.« Tank legte seinen riesigen Arm um meine Schultern. Ich ging unter seinem Gewicht in die Knie. Fast hätte ich mich geduckt, schüchterte mich seine Dominanz für einen Moment ein. Er nahm seinen Arm nicht von meiner Schulter und sah mich wissend an. »Ich habe oft geprügelte Hunde gesehen. Es nicht zu erkennen … Aber ich mag die Wischi-Waschi-Methode nicht. Zurückhaltung ist nicht meines. Du musst es hinnehmen können, Meg.« Ganz frech übernahm Tank den Spitznamen, den Angel mir angehängt hatte. »Du kannst es ertragen. Ich will dir nicht böse! Keiner von uns will dir etwas tun.« Der Kuss auf meine Schläfe war überraschend, hatte ich ihm KEINE Körperprivilegien erteilt. Doch Tank war der Typ, der sich dieses Recht einfach nahm. Falls es seinem Gegenüber nicht passte, steckte er ein Biss oder Schlag ein. Er lernte gerne

Weitere Kostenlose Bücher