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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
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Kindes und sie wird ihm helfen. Das ist eine Tatsache und kein Vorschlag.« Ich legte viel Alphamacht in meine Stimme und in gleichem Maße die Sanftheit meines besonderen Blutes.
    Martin verschränkte die Arme vor der Brust. Es war eine Schutzgeste. Er versuchte seine Unsicherheit, durch dieses Verhalten zu verbergen.
    »Was hat er dir getan, Martin?«, fragte ich besonnen und ging einen Schritt auf ihn zu. Mein beschützerischer Mann knurrte leise. Am liebsten hätte ich ihm vors Schienbein getreten. Mit derlei feindseligen Gesten konnte er ruckzuck meine Fortschritte wettmachen. Gott sei Dank hatte Martin das Knurren nicht wahrgenommen. Er schielte über meine Schulter hinweg zu Leon, den Enya soeben loskettete. Ein Schaudern ging durch den Körper des Mannes. Er umschlang sich selbst mit seinen dürren Armen. Seine Wut war einer alles verschleiernden Furcht gewichen. Angst vor Leon!
    »Er ist einer dieser Mistkerle, die hier … Sie haben den anderen wehgetan. Mir nicht, doch ich habe zusehen müssen, wie sie … Diese Schweine haben sie gequält. Immer und immer wieder.« Martins Seelenschmerz hing erdrückend schwer im Raum. Er fühlte sich vollkommen hilflos.
    »Leon war in Gliwice. Korrekt«, bemerkte Tyler beherrscht. Gott, ich hoffte, dass er die Situation nicht ein weiteres Mal zum Kippen brachte. Diplomatie und Feingefühl waren keine seiner hervorstechenden Eigenschaften. »Ich war ebenfalls in Gliwice, Kleiner und was soll ich sagen … Wir haben überlebt, egal was geschehen ist. Leon ist ebenso ein Opfer wie wir. Was auch immer sie mit ihm getrieben haben, er kann sich an gar nichts mehr erinnern. Nichts! Er weiß nicht, woher er kommt und wer seine Eltern sind. Seine Vergangenheit liegt vollständig im Dunkeln. Das ist meiner Meinung nach, Strafe genug. Und Kleiner, es ist Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Du gehörst zu einem Rudel, oder?«
    Martin nickte energisch.
    »Und welches, wenn ich fragen darf?« Tyler verwickelte den jungen Mann in ein unverfängliches Gespräch. So viel Einfühlungsvermögen hätte ich meinem Rudelgefährten mitnichten zugetraut.
    »Lemmenjoki«, antwortete Martin sichtlich unverkrampfter. Er strich sich eine Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, aus dem Gesicht. Der junge Mann lächelte nervös und ließ die Arme endlich sinken.
    »Wow, Lappland. Ein cooles Rudel, wortwörtlich. Mir ist es dort oben zu kalt. Doch die Gegend ist traumhaft für einen Wolf. Wie geht es der werten Miss Lehtola?«
    »Sie hat ihren Gefährten erwählt. Einen Vampir.« Martin machte keinen Hehl um sein Missfallen. Wer auch immer diese Frau war - vermutlich war sie ein ranghohes Weibchen im Rudel - er schien mit ihrer Wahl keinesfalls einverstanden zu sein. Dieser Umstand erschütterte seine Grundfeste.
    »Und das hast du zum Anlass genommen, um nach Gliwice zu kommen? Reichlich dämlich! Vertraust du Sorja?«
    Tys Frage kränkte den Mann. Martin ballte wutschnaubend die Hände zu Fäusten. »Natürlich!«
    »Was ist dann dein Problem? Nur, weil eine Handvoll Vampire, Arschlöcher sind, kannst du nicht alle über einen Kamm scheren. Nicht den Partner von Sorja und ebenfalls nicht Leon! Leon ist mein Rudel. Er ist der Gefährte von Enya und der Vater ihres ungeborenen Kindes. Der Blutsauger ist im Pack auf einem Rang mit mir. Er ist nicht besser, aber auch nicht schlechter. Leon wurde gezwungen, in den Labors zu arbeiten. Je länger ich ihn kenne, umso klarer wird mir das. Niemals hätte er dort aus freien Stücken gearbeitet! Dafür ist er eine viel zu gütige Seele. Und mit dem, was sie mit ihm gemacht haben, hätten sie ihn fast zerstört. Das, was ihnen bei unseren Brüdern, Schwestern, Cousins, Cousinen und Freunden gelungen ist. Er ist hier, weil er etwas über seine Vergangenheit in Erfahrung bringen wollte. Genau wie du seltendämlicher Tropf!« Die Wortwahl war recht drastisch, aber seine Ansprache zeigte Wirkung. Martins Wolf hatte sich vollends zurückgezogen und der junge Mann erschien reuig.
    »Ich glaube, ich habe ihm die Nase gebrochen …« Martin scharrte mit der Fußspitze verlegen auf dem Boden. »… und den kleinen Finger der rechten Hand.«
    Er glaubte es … Ich war mir sicher. Leons Finger stand in einem skurrilen 90-Grad-Winkel zur Seite weg. Der Vampir lag schwer atmend in Enyas Armen.
    »Wir vergessen, was geschehen ist, sofern du jetzt, auf der Stelle, zu deinem Rudel zurückkehrst.« Chris’ Ton billigte keine Widerrede. »Vergiss die Vergangenheit

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