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Wolfsblut

Wolfsblut

Titel: Wolfsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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sogleich auf, und einer zeigte ihn dem anderen. Aber wenn sie mit dem Finger auf ihn wiesen, so war er auf der Hut, und kamen sie näher, so wies er die Zähne und ging rückwärts. Es glückte keinem, ihn mit der Hand zu berühren, und sie taten wohl daran, es nicht zu tun.
    Bald begriff er, daß nur wenige Weiße – nicht mehr als etwa ein Dutzend – am Orte selber wohnten. Allein, aller zwei, drei Tage kam ein Dampfer – auch solch eine kolossale Offenbarung ihrer Macht! – und legte auf ein paar Stunden am Ufer an. Die Weißen, die mit diesen Dampfern kamen, fuhren jedoch wieder damit ab, und es kam Wolfsblut vor, als wäre die Zahl dieser weißen Leute eine ungeheure. In den ersten Tagen sah er schon mehr, als er in seinem ganzen Leben Indianer gesehen hatte, und wie die Tage vergingen, kamen immer mehr den Fluß herauf, hielten an, fuhren fort und verschwanden auf immer aus seinem Gesichtskreise.
    So stark und mächtig aber auch die weißen Leute waren, so taugten ihre Hunde nicht viel. Dies entdeckte Wolfsblut schnell, als er sich unter die mischte, welche mit ihren Herren ans Land kamen. Sie waren höchst verschieden in Gestalt und Größe. Die einen hatten zu kurze, die andern zu lange Beine; einige hatten statt des Pelzes nur ein glattes Fell, und keiner verstand richtig zu kämpfen.
    Als Todfeind seiner Gattung suchte Wolfsblut sich mit ihnen zu messen. Aber es dauerte nicht lange, so hegte er für sie tiefe Verachtung. Sie waren tölpelhaft und ungeschickt, sie machten großen Lärm und sprangen die Kreuz und Quer und suchten durch größere Kraft das zu tun, was er durch Geschicklichkeit und List vollbrachte. Wenn sie mit lautem Gebell auf ihn losstürzten, so sprang er zur Seite, und schauten sie sich nach ihm um, so drängte er sich an sie und biß sie in die Kehle. Gelang ihm das und rollte der besiegte Hund in den Staub, so fielen die Indianerhunde, die wartend im Kreise herumgestanden hatten, über das Opfer her und rissen es in Stücke. Aber Wolfsblut war schlau. Er wußte, daß die Menschen sich ärgerten, wenn ihre Hunde getötet würden, und die Weißen bildeten keine Ausnahme davon. Also begnügte er sich damit, den Gegner zu besiegen, und überließ es dem großen Haufen, ihm den Rest zu geben. Dann pflegten aber die Weißen einzuspringen und ihren Zorn an den andern Hunden auszulassen, während Wolfsblut ungestraft davonkam. In solchen Fällen pflegte er in geringer Entfernung stehenzubleiben und zu schauen, wie Steine und Knüttel, Beile und andere Waffen gegen die Gefährten seiner Missetat gebraucht wurden. Ja, Wolfsblut war schlau!
    Auch die andern wurden es bald, und Wolfsblut begriff wie sie, daß er nur gleich nach dem Anlegen des Dampfers seinen Spaß haben könne. Denn waren zwei oder drei Hunde erst niedergeworfen und umgebracht, so riefen die Weißen entweder ihre Tiere an Bord zurück, oder sie nahmen an den Missetätern grausame Rache. Einmal feuerte ein Weißer, der seinen Hund, einen kostbaren Hühnerhund, vor den eigenen Augen hatte in Stücke reißen sehen, seinen Revolver blitzschnell in den Haufen ab, und sechs Hunde lagen tot oder im Sterben da, was auf Wolfsblut als neue Kundgebung der Macht der Weißen tiefen Eindruck machte.
    Aber er amüsierte sich herrlich dabei, da er seine Gattung nicht liebte und schlau genug war, ohne Schaden davonzukommen. Zuerst war es für ihn ein Zeitvertreib gewesen, die Hunde der Weißen zu töten, mit der Zeit wurde es eine Beschäftigung. Er hatte keinerlei Arbeit zu tun. Der Graue Biber war mit seinem Handel beschäftigt und sammelte Reichtümer, also trieb sich Wolfsblut mit der schlimmen Bande der Indianerhunde am Landungsplatz umher und wartete auf die Dampfboote. Allein man konnte kaum sagen, daß Wolfsblut zu der Bande gehörte, denn er mischte sich nicht unter die andern Hunde, sondern hielt sich abseits und wurde sogar von ihnen gefürchtet. Allerdings machte er mit ihnen insofern gemeinsame Sache, als er den Streit mit dem fremden Hunde anfing, während die andern zusahen und – wenn er ihn niedergeworfen hatte – ihm den Garaus machten. Dann zog er sich jedoch zurück und überließ sie der Rache der erzürnten Weißen.
    Es machte ihm nicht viel Mühe, den Streit zu beginnen; er brauchte sich den fremden Hunden nur zu zeigen, wenn diese ans Land kamen. Denn kaum erblickten sie ihn, so stürzten sie auf ihn los. Das lag bei ihnen im Instinkt. Er war für sie die Verkörperung der Wildnis, alles dessen, was unbekannt,

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