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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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nichts«, schnappte Wilson. »Im Augenblick ist der Fall offiziell abgeschlossen.«
    »Aber was ist mit diesen Abdrücken? Ich meine, wir haben hier den eindeutigen Beweis, daß etwas Außergewöhnliches am Werk ist. Ist Ihnen klar, daß das keine Hunde- oder Wolfspfote ist? Irgend jemand muß doch irgend etwas unternehmen?«
    Wilson warf Becky einen Blick zu, sah aber nicht gleich wieder weg, als wäre er überrascht. Das Gefühl, das sie empfand, verwirrte sie und gefiel ihr - nicht das, was der Blick ausdrückte, sondern wie er auf ihr verweilte. »Niemand unternimmt etwas, Doktor«, sagte sie. »Darum sind wir hier. Wir sind die beiden einzigen Polizisten in New York, die an dem Fall arbeiten, und wir sollen neue Aufträge bekommen.«
    »Ihnen muß klar sein, daß diese Klaue einem furchterregenden Killer gehört.« Er sagte es, als wäre es eine Offenbarung.
    »Das wissen wir«, antwortete Becky geduldig. Sie sah im Geiste wieder die Gesichter der Toten vor sich.
    Doktor Fergusons Gedanken schienen abzuschweifen. Seine Hände hingen an den Seiten herab, er hatte den Kopf gesenkt. Becky hatte diese Reaktion auf Streß schon einmal erlebt, besonders bei Menschen, die ungewöhnlich nahen Kontakt zu Morden gehabt hatten. »Wie viele sind gestorben?« fragte er.
    »Wir wissen bisher von fünf«, antwortete Wilson.
    »Wahrscheinlich waren es mehr«, sagte Ferguson leise, »möglicherweise viel mehr, wenn das zutrifft, was ich vermute.«
    »Und das wäre?«
    Er runzelte die Stirn. »Kann ich noch nicht sagen. Ich bin nicht sicher. Wenn ich mich irre, wäre meine Karriere im Eimer. Wir könnten es mit einer Art Mord-Scherz zu tun haben. Ich möchte mich nicht von einem Scherz zum Narren halten lassen.«
    Wilson seufzte. »Haben Sie Zigaretten?« fragte er. Ferguson brachte eine Packung zum Vorschein. Wilson nahm eine, riß den Filter ab und zündete sie an. Das alles machte er sehr schnell, damit Becky keine Chance hatte, ihn aufzuhalten. »Wissen Sie, Sie sollten uns gegenüber nicht zurückhaltend sein. Wenn Sie uns nicht sagen, was Sie denken, können wir Ihnen nicht helfen.«
    Der Wissenschaftler sah sie an. »Sehen Sie, wenn ich mich von einem Scherz narren lasse - wenn ich mich auf diese Sache einlasse, und sie entpuppt sich als Fälschung -, dann verliere ich meinen Ruf. Ich weiß nicht, was aus mir werden würde. Oder vielmehr doch. Ich würde an irgendeinem College im Hinterland unterrichten und nie eine ordentliche Professur bekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Keine erstrebenswerte Karriere.«
    »Sie legen hier keinen Artikel vor. Sie sprechen vertraulich mit zwei New Yorker Polizisten. Das ist ein Unterschied.«
    »Stimmt. Vielleicht übertreibe ich.«
    »Also erzählen Sie uns Ihre Theorie. Um Gottes willen, helfen Sie uns!« Wilson bellte die Worte förmlich heraus; das emsige Rascheln von Papier im Nebenzimmer hörte auf. »Tut mir leid«, sagte er leiser. »Ich schätze, ich bin ein wenig durcheinander. Ich und meine Partnerin hier sind die einzigen, die auch nur ahnen, womit wir es hier zu tun haben. Und wir haben ein paar schlimme Erlebnisse hinter uns.«
    Becky ergriff das Wort. »Diese Wesen töten nicht nur. Sie jagen. Vor ein paar Tagen hätten sie uns beinahe in einem Haus in der Bronx erwischt. Sie haben sich in einem der oberen Stockwerke versteckt. Eines hat versucht, mich mit dem Schrei eines Babies fortzulocken, während die anderen...«
    »...mich verfolgt haben. Sie haben versucht, uns zu trennen.«
    »Und ich glaube, daß sie gestern nacht vor meiner Wohnung waren.«
    Die Worte sprudelten nur so aus den beiden heraus; sie wurden von ihrem zunehmenden Gefühl der Isolation getrieben. Jetzt sah Ferguson sie mit unverhohlenem Entsetzen an, fast so, als wären sie mit einem abscheulichen Zeichen geschlagen.
    »Sie müssen sich irren. Sie können nicht so intelligent sein.«
    Becky blinzelte überrascht - daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Sie waren nicht nur tödlich, sie waren auch klug! Sie mußten verdammt klug sein, sie und Wilson ins Treppenhaus zu locken und ihre Wohnung zu finden. Sie mußten wissen, wer der Feind war und wie wichtig es war, ihn zu vernichten, bevor er der Welt ihre Existenz offenbaren konnte.
    Wilson bewegte sich wie ein Mann in einem Traum; er griff mit der Hand an die Wange, die Finger glitten am Hals hinab, zur fadenscheinigen braunen Krawatte, und landeten wieder im Schoß. Während sich die Erkenntnis auch in ihm breitmachte, runzelte er die Stirn, die

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