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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Becky.« Die letzten Worte sprach er ganz leise aus, als fürchtete er sich vor ihnen. Sie wußten beide genau, was auf dem Spiel stand. Becky war übel. Wilson, der solide wie eine Statue neben ihr saß, hatte noch nie einen so verwundbaren Eindruck gemacht. Sie wollte ihn beschützen. Sie konnte sich das Ding auf der Feuertreppe vorstellen - konnte sich die begierigen, stechenden Augen und die Frustration angesichts der Menschenmenge auf dem Gehweg vorstellen, konnte sich den stillen Zorn vorstellen, weil Wilson unbehelligt seines Weges ging und von den ahnungslosen Zeugen beschützt wurde.
    »George, ich kann es einfach nicht glauben. Es ist so schwer, sich das als Wirklichkeit vorzustellen. Und wenn ich es nicht als wirklich ansehe, kann ich wahrscheinlich nicht damit fertig werden.«
    »So etwas ist früher schon passiert, Becky. Es existieren sogar Legenden darüber.« Sie wartete gierig auf mehr, aber er schien keine Notwendigkeit zu sehen weiterzusprechen. Typisch für ihn zu schweigen, nachdem er eine so vielsagende Bemerkung gemacht hatte.
    »Weiter im Text. Worauf willst du hinaus?«
    »Ich habe gerade nachgedacht - weißt du noch, was du zu Rilker über Werwölfe gesagt hast? Vielleicht bist du damit gar nicht so falsch gelegen.«
    »Das ist lächerlich.«
    »Eigentlich nicht. Nehmen wir an, sie existieren wirklich schon seit Anbeginn der Geschichtsschreibung. Wenn sie wirklich so klug sind, wie wir denken, könnten die Menschen früherer Zeiten sie für Menschen gehalten haben, die sich in Wölfe verwandelten.«
    »Und was ist dann passiert? Warum sind die Legenden ausgestorben?«
    Er stemmte das Knie gegen das Handschuhfach und kauerte sich im Sitz zusammen. »Der Grund ist vielleicht, daß die Weltbevölkerung so zugenommen hat. Früher hat man ihre Jagdzüge bemerkt, weil so wenig Menschen lebten. Aber als die Bevölkerungszahl anstieg, konzentrierten sie sich auf die Randexistenzen, die Isolierten, die Vergessenen - Menschen, die niemand vermißte. Diesbezüglich sind sie typische Raubtiere - sie nehmen nur die Schwachen.«
    Sie sah ihn an, während sie fuhr. »Ich finde, das ist eine teuflische Vorstellung«, sagte sie. »Aber wohl keine sehr gute Nachricht für dich und mich.«
    Er lachte. »Wir sind nicht schwach. Das heißt wahrscheinlich, daß sie sehr vorsichtig sein werden. Und es existieren überhaupt keine Informationen über sie, was bedeutet, sie müssen ihre Spuren sehr gründlich verwischen.«
    Er meint damit, daß sie Menschen wie uns jagen, dachte Becky, während sie das Auto durch den Verkehr lenkte. Dieses Gefühl, gejagt zu werden, war so, als wäre man in einem Alptraum. Ihre Gedanken kreisten ständig um den Schatten an der Decke, den Schatten an der Decke... den geduldigen Schatten, der auf den perfekten Augenblick wartete, die Frau zu vernichten, die sein Geheimnis kannte. Die Welt kreiste um sie herum, um sie und Wilson, eine Welt der Lichter und Stimmen und der Wärme - abgesehen von dem blitzschnellen Schemen, dem Schatten, der die Verfolgung aufgenommen hatte.
    »Jammerschade, daß uns niemand glaubt«, sagte Wilson. »Ich meine, es ist schade, daß diese... Wesen ihre Zeit damit vergeuden, uns zu jagen, und nicht verstehen, daß wir sie nicht entlarven können, selbst wenn wir es wollten.« Er rieb sich das Gesicht. »Außer vielleicht bei Rilker und Evans. Sogar Ferguson, wenn er aufhört, sich Gedanken darüber zu machen, was sie in Science News darüber schreiben werden. Aber Rilker und Evans können wir vielleicht überzeugen. Verdammt, es ist mir einerlei, was sie denken, was hinter uns her ist; ich möchte ihnen nur klarmachen, daß wir in Gefahr sind und sie uns helfen müssen!« Er drehte den Kopf und sah sie mit erschöpftem Gesichtsausdruck an. »Weißt du, dieser Ferguson ist wirklich ein Musterarschloch. Ich glaube, er ist auf dich abgefahren.«
    Er ist eifersüchtig, dachte sie, und weiß es nicht einmal. »Ich habe gleich, als ich ihn gesehen habe, gewußt, daß er ein Arschloch ist«, sagte sie, »genauso sah er aus.« So, das dürfte Wilson gefallen. Er streckte den Arm über den Sitz aus, wie sie erwartet hatte.
    »Ich mag deinen Geruch.«
    »Ich benutze kein Parfum.«
    »Dann muß es dein Deodorant sein. Sehr schön.«
    »Danke.« Der Ärmste, seine größten Bemühungen waren noch so schrecklich. Sie empfand Mitleid mit ihm; seine Einsamkeit wurde ihr immer deutlicher bewußt. »Es ist sehr nett, daß du das sagst«, meinte sie, aber ihre Worte hörten

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