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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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betrinken wir uns später und feiern meine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand; aber bring jetzt Wilson rein und laß ihn seine Nummer abziehen.«
    »Es ist nicht viel, wird nicht lange dauern.« Sie rief Wilson, der aus der Diele kam, wo er gewartet hatte.
    Sie schüttelten einander die Hände. Dick bot ihm ein Bier an. Sie setzten sich ins Wohnzimmer und machten den Ton des Fernsehers aus, schalteten aber nicht ab. Becky zog die Vorhänge vor.
    »Was gibt's?« fragte Dick.
    »Wir brauchen deine Hilfe«, antwortete Wilson. »Ich brauche deine Nachtsichtkamera.«
    »Welche Nachtsichtkamera?«
    »Diejenige, die du vom Sonderdezernat bekommen kannst. Fünfhundert-Millimeter-Linse, Bildverstärker. Du weißt genau, welche Kamera.«
    »Warum forderst du sie nicht selbst an?« Er betrachtete Becky mit fragendem Blick.
    »Wir haben keine Genehmigung, Liebling«, sagte sie. »Wir brauchen sie für die Wesen.«
    »Allmächtiger Heiland, schon wieder dieser Mist! Kannst du nicht einmal damit aufhören? Was ist mit euch beiden los, seid ihr verrückt, oder was? Ich kann die verdammte Kamera nicht besorgen, so lange ich einen Spitzel am Hals habe. Komm schon, laß es bleiben. Warum verdient ihr beiden nicht euer Gehalt, anstatt mit dieser Scheiße herumzualbern?«
    »Wir brauchen deine Hilfe, Neff.« Wilson saß zusammengesunken auf dem Sessel, und seine Augen glänzten wie Pünktchen unter den buschigen Brauen. »Ich habe dir auch einmal geholfen.«
    »Mein Gott.« Er lächelte und wandte den Kopf ab. »O Herrgott, der Gefallen. Der riesengroße Gefallen. Ich will dir was sagen, Wilson: Dein großer Gefallen ist mir scheißegal. Das ist kein Faktor.«
    »Diese Kamera könnte den Fall für uns aufklären, Liebling, und wir wären die ganze Sache los. Wir bräuchten sie nur für eine Nacht.«
    »Ihr braucht mehr als die Kamera. Ihr braucht mich, um sie zu bedienen. Sie ist kompliziert wie der Teufel, man muß wissen, wie man damit umgehen muß.«
    »Du kannst es uns zeigen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe zwei Wochen gebraucht, es zu lernen. Ihr würdet es nicht richtig machen, ihr würdet keine Bilder bekommen.«
    Sie sah ihn an. »Dick, bitte. Nur eine Nacht, mehr verlangen wir nicht.«
    Er sah sie stirnrunzelnd an, als wollte er sagen: »Ist das dein Ernst?« Sie nickte ernst. »Also gut«, sagte er. »Ist vielleicht für ein paar Lacher gut «
    Er stimmte zu, einfach so. Sie wünschte sich, sie würde mehr als Dankbarkeit empfinden, konnte es aber nicht. Sein Zorn und seine Müdigkeit erweckten den heftigen Wunsch in ihr, daß sie nicht den Rest der Nacht mit ihm verbringen müßte.
    Sie brachte Wilson zur Tür. »Wir sehen uns im Hauptquartier«, sagte sie, während er den Mantel anzog. »Acht Uhr?«
    »In Ordnung.«
    »Wohin gehst du jetzt, George?«
    »Nicht nach Hause. Du bist auch nicht ganz bei Trost, hier zu bleiben.«
    »Ich weiß nicht, wohin ich sonst gehen sollte.«
    »Das ist deine Sache.« Er ging auf den Flur hinaus und fort. Sie fragte sich, ob sie ihn jemals lebend wiedersehen würde, hörte aber damit auf. Nicht gestattet. Sie drehte sich um, holte tief Luft und bereitete sich auf die Nacht mit ihrem Mann vor.

6
    Sie waren hungrig, sie brauchten Nahrung. Normalerweise bevorzugten sie die dunkleren, einsameren Stadtteile; aber die Notwendigkeit, dem Feind zu folgen, hatten sie direkt ins Zentrum geführt. Hier lag über allem der Geruch der Menschen, gleich einem dichten Nebel, und es gab nicht viel Deckung.
    Aber selbst die hellsten Orte hatten ihre Schatten. Sie schritten in einer Reihe an der Mauer entlang, die den Central Park von der Straße trennt. Sie mußten nicht über die Mauer sehen um zu wissen, daß einige der Bänke auf der anderen Seite besetzt waren - diese Tatsache konnten sie genau riechen. Aber sie rochen auch noch etwas anderes - die Ausdünstung eines Menschen etwa eine Viertelmeile entfernt. Ein Mann, aus dessen Poren der Gestank von Alkohol strömte, schlief auf einer der Bänke. Für sie bedeutete dieser Gestank Nahrung, die man mühelos bekommen konnte.
    Als sie näherkamen, konnten sie seinen Atem riechen. Er war lang und keuchend, vom Alter gezeichnet. Hinter dem Mann blieben sie stehen. Sie mußten nicht beraten, was zu tun war; jeder kannte seine Rolle.
    Drei sprangen auf die Mauer, standen dort vollkommen still und balancierten auf dem schmalen Sims. Er war auf der Bank unter ihnen. Diejenige beim Kopf des Opfers legte die Ohren an. Sie würde den Hals packen. Die

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