Wolfsbrut
anderen zusammen zu tun. Sie konnte sich nicht erinnern, daß sie ihn jemals nicht geliebt hätte. Ihre eigenen Eltern hatten sie aus einem Wurf aus vier Jungen gepaart, und die Paarung war von Anfang an eine der Liebe gewesen.
Bis dieser Fluch über die Meute gekommen war, hatten sie nur Glück gekannt. Sie wurden reicher und reicher. Die Meute konnte es sich leisten, viele mögliche Opfer außer acht zu lassen und ausschließlich die Besten und Einfachsten zu nehmen. Sie konnten es sich leisten, zehn laufen zu lassen, um einen zu finden! Und die Jagd war leicht in diesem reichen Gebiet.
An dem Tag, als die Katastrophe geschehen war, hatten sie wieder eine Jagd vorbereitet. Sie hatten einen warmen Unterschlupf und viele mögliche Opfer. Sie hatten sogar einen angenehmen Ort, um zu werfen, den besten, den sie jemals gehabt hatten. Alle bereiteten sich auf einen leichten Winter und einen glücklichen Frühling vor.
Dann waren die Neuigkeiten gekommen. Der erste Geruch war an einem klaren Herbstmorgen wahrgenommen worden. Ihre Nachbarmeute hatte den Geruch an den Grenzen ihres Reviers verspritzt. Und so hatte sich der Alte Vater mit dem Vater des anderen Stammes getroffen und von dem schrecklichen Fehler erfahren, den zwei Junge bei ihrer ersten Jagd gemacht hatten. Sie hatten junge männliche Menschen genommen, das größte Tabu aller Tabus, hatten sie in einem Augenblick unbedachter Erregung genommen. Und die Menschen hatten es bemerkt, viele waren gekommen, um nachzuforschen. Die Menschen hatten die Überreste am Tag nach dem schrecklichen Fehler mitgenommen. Das bedeutete, die Menschen wußten etwas; mehr als sie sollten. Dann hatte das schreckliche Unglück der Meute angefangen, der Zwischenfall, der sie in die Lage gebracht hatte, in der sie sich jetzt befanden. Sie hatten irgendwie selbst eine Untersuchung ausgelöst. Es war phantastisch und unmöglich, und trotzdem waren die Menschen zum Nest gekommen und hatten die Überreste einiger Tötungen mitgenommen. Wie hatten sie sich da verflucht, daß sie nicht alles, auch die Knochen, verzehrt hatten! Aber es war zu spät. Sie konnten nur hoffen, daß die Menschen verwirrt sein würden, aber das waren sie nicht. Die beiden, die sie jetzt jagten, waren ins Nest gekommen, hatten herumgeschnüffelt und waren damals fast getötet worden.
Diese beiden waren Träger des Wissens, und darum waren sie ins Nest gekommen.
Und seither dauerte diese verzweifelte Jagd an. Sie hatte das Leben der Meute zerstört und sie gezwungen, der Beute ins Zentrum der Stadt zu folgen, einem Ort mit wenig leerstehenden Gebäuden und wenigen guten Unterkünften. Und nun hatte sie auch ihr Glück zerstört. Sie wollte den Kopf zurückwerfen und ihren Kummer hinausheulen, aber das würde sie nicht tun. Konnte sie die Meute besser führen als ihr Bruder? Sie bezweifelte es! Die Alternative war, die Führerschaft ihrem hitzköpfigen ersten Sohn zu überlassen, der es ganz sicher nicht mit seinem Vater aufnehmen konnte.
Diesem Sohn mißtraute sie. Sie sah ihn an, wie er so glücklich die neu erlangte Oberhand über seinen Vater auskostete. Und ihr geliebter Bruder duckte sich vor dem Jungen, so sehr lag ihm das Wohl der Meute am Herzen. Aber ein Junge, der eine solche Tat verlangte, brauchte eine Lektion. Sie ging zu ihm und schnupperte unter seinem Schwanz. Ihre Schnurrhaare richteten sich auf, und sie drängte sich gegen ihn. Er war ein großer, kräftiger Junge von drei Jahren; seine Augen funkelten heiter, als seine Mutter ihn zur Räson rief. Nun gut, sollte er lachen! Sie verlangte, daß er rollte. Er gehorchte bereitwillig - zu bereitwillig. Das war ihr letzter Strohhalm: Sie packte die lose Haut seines Halses und biß fest zu. Er japste überrascht; er muß gedacht haben, daß sie ihn umbringen wollte. Gut, sollte er ruhig denken, daß eine Mutter ihren Sohn umbrachte. Sollte er wissen, wie weit sie seine Respektlosigkeit gegenüber dem Vater getrieben hatte! Sie hieß ihn aufstehen, und er gehorchte zerknirscht. Er hatte die Augen aufgerissen, sein Gesicht drückte Schmerz aus. Blut lief an seinem Hals hinab. Seine Schwester trat neben ihn und sah die Mutter an. Ausgezeichnet, sie war loyal. Die Mutter drehte sich um und entfernte sich ein Stück. Die anderen begriffen, daß sie mit ihren Gedanken allein sein wollte, und folgten ihr nicht. Die unterschiedlichen Schmerzen in ihrem Herzen kämpften um die Vorherrschaft. Ihr jüngster Sohn war tot, ihr Bruder gedemütigt. Sie selbst war
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