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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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daß er mit den Händen langsam über die Armlehnen strich.
    Becky wollte ihn aufrütteln. »Doktor Ferguson, sagte sie, »was meinen Sie zu alledem?«
    Er lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf. »Ich finde, wir sollten unseren Beweis bekommen.« Er tastete in den Taschen nach dem Papier. Seine Notizen über Beauvoys Handzeichen waren da, falls ihn seine Erinnerungen im Stich lassen sollten.
    »Er meint, die Zeit wird knapp für uns«, sagte Wilson.
    »Was gibt es sonst Neues? Hat jemand von euch Hunger?«
    Alle waren sehr hungrig. Sie bestellten zwei Pizza in einem Lokal. Bier und Cola hatten sie ihm Kühlschrank. Becky war froh; sie war nicht erpicht darauf, für vier Personen zu kochen. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück, überkreuzte die Beine und spürte das Gewicht der beiden Männer neben sich. »Haben wir alles?« fragte sie.
    »Zwei Funkgeräte und eine Kamera. Was brauchen wir sonst noch?«
    »Wahrscheinlich nichts. War jemand oben?«
    Ihr Plan sah vor, daß einer auf dem Dach blieb und mit der Kamera wartete, während die anderen drei unten waren. Sie wollten nicht zu zweit nach oben gehen, weil sie hofften, auf diese Weise so wenig Geruch wie möglich zu verbreiten. Die drei in der Wohnung würden mit den Handfunkgeräten mit dem auf dem Dach in Verbindung bleiben. Dick hatte sie in einem Elektronikfachgeschäft gekauft, zwei CB-Walkie-talkies. Sie hätten sich Modelle der Polizei ausleihen können, wollten aber nicht, daß ihre Unterhaltungen über Polizeifunk mitgehört werden konnten. Es hatte keinen Sinn, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Morgen früh würde es keine Rolle mehr spielen; dann hatten sie die Bilder, die sie brauchten. Becky sah zur Kamera, deren schwarze Masse auf dem Wohnzimmertisch stand. Sah einem Football mit flachen Enden ähnlicher als einer Kamera. Lediglich die abgeschirmte Linse, die wie das Auge eines Tieres tief aus der Hülle heraussah, deutete auf ihre Funktion hin. Sie hatten sie alle vorher bedient und sich mit der unhandlichen Form und den übertrieben empfindlichen Bedienungsmechanismen vertraut gemacht. Man konnte kaum bemerken, daß man die Kamera gestartet hatte, und es war ziemlich frustrierend, die Blende zu bedienen, wenn sich die Entfernung rasch veränderte. Es war unverständlich, wie Soldaten sie im Gefecht bedienen konnten. Und sie war schrecklich empfindlich, drohte beim geringsten Stoß zu zerbrechen, und der eingebaute Computer streikte sofort, wenn die Batterien zu schwach wurden.
    Aber wenn sie funktionierte, funktionierte sie überraschend gut. »Hat sie schon jemand ausprobiert?« fragte Becky.
    »Du bist die erste.«
    Sie nickte. Sie waren sich darin einig, daß sie die erste Wache auf dem Dach, von acht bis halb elf, übernehmen würde. Sie hatten die Zeit der Dunkelheit in vier Schichten zu je zweieinhalb Stunden unterteilt und die Wachen eingeteilt. Becky übernahm die erste, Ferguson die zweite. Er war dafür eingetreten, seine Wache auf der Straße beziehen zu dürfen, wo er mit den Wolfen direkt konfrontiert war, wenn sie auftauchten, war aber überstimmt worden. Dick hatte die dritte Wache von eins bis halb vier. Das war die wahrscheinlichste Zeit für einen nächtlichen Angriff. Bisher waren sie stets während dieser Zeit gekommen. Dick hatte auf dieser Wache bestanden; er sagte, daß er der geeignetste Mann für diese Wache war, der kräftigste und durchtrainierteste. Das konnte Becky nicht bestreiten. Sie und Wilson waren erschöpft, weiß Gott, und Ferguson sah aus, als wäre er der Belastung nicht mehr lange gewachsen. Dick war der Kräftigste; es war richtig, daß er die gefährlichste Schicht übernahm.
    Trotzdem wollte sie nicht, daß er ging. Sie fühlte sich auf eine seltsame, leidenschaftslose Weise zu ihm hingezogen, die sie nicht mit ihrer ehelichen Liebe in Verbindung brachte. Etwas an seiner Verwundbarkeit weckte den Impuls in ihr, ihn zu beschützen. Sie fühlte sich nicht körperlich zu ihm hingezogen, aber seelisch zog er sie sehr stark an - immerhin war er bereit gewesen, seine ganze Karriere aufs Spiel zu setzen, damit sein Vater nicht in ein staatliches Altersheim mußte. Er war stets gut und freundlich zu ihr gewesen; aber etwas in ihm wuchs, eine Art Mauer, die sie von seinem Herzen und seinen geheimsten Gedanken fernhielt. Sie wollte dort sein, aber er ließ sie nicht zu sich, vielleicht nicht nur sie, auch sich selbst nicht. Er brachte Zärtlichkeit und körperliche Intimität in die Beziehung ein, aber nicht

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