Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
Vom Netzwerk:
will dir sagen, was hier los ist. Wir haben eine Art heiligen Schrecken hier in der Stadt herumlaufen, und die Polizei hat eine verfluchte Angst davor, das publik zu machen.«
    Fields lächelte. »Das wird eine phantastische Story werden, Sam. Das heißt, wenn wir sie auf die Reihe kriegen. Sie wird verdammt schwer auf die Reihe zu kriegen sein. Wir werden ganz sicher keines der Biester einfangen können. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß wir es aus den beiden Bullen herauskitzeln können. Ich glaube, wir haben da eine ziemlich harte Nuß vor uns.«
    »Brillante Einsicht, Dr. Freud. Es ist eine verdammt harte Story, aber wir werden sie knacken - wenn wir lange genug leben.«
    Fields lachte, aber nicht sehr laut.

    Der Mensch war zum Herumschnüffeln gekommen; er war der Blutspur des toten Kindes gefolgt. Der Alte Vater hatte den menschlichen Eindringling bemerkt, nachdem er die Mauer heruntergesprungen war. Ein kleiner Mann mit raschen, gewandten Bewegungen. Sein Gesicht war von Neugier verzerrt. Seine Bewegungen waren aber stockend und unsicher, als wäre der Spur schwer zu folgen. Was offenbar so war; der Mensch folgte ihr von Blutstropfen zu Blutstropfen. Dreimal dachte der Alte Vater, daß der Mensch die Spur verlieren würde, aber er fand sie jedesmal wieder. Und er zwängte sich zwischen den Zweigen dahin und bemerkte überhaupt nicht, daß der Alte Vater nie mehr als sechs Schritte von ihm entfernt war.
    Der Rest der Meute war weitergezogen, fort vom Schauplatz dieser nachmittäglichen Katastrophe. Nur der Alte Vater war zurückgeblieben, festgehalten von der Trauer und dem Wunsch, am Ort zu bleiben, wo sein Sohn gestorben war. Er selbst hatte gerade gehen wollen, seinen neuen Platz am Ende der Meute einzunehmen, als er das Kratzen und Plumpsen des Menschen gehört hatte, der über die Mauer geklettert war. Er hatte den Mann fast auf der Stelle gewittert; es war ein frischer Geruch, größtenteils von der Kleidung, in die der Mann eingehüllt war. Doch das Fleisch unter der Kleidung hatte auch seinen Geruch - ein gesunder Mann, der viel rauchte, aber keine Atembeschwerden hatte. Er kam krachend und stapfend des Wegs, seine Lungen saugten lautstark Luft an und stießen sie aus. Je näher er der Stelle kam, wo der Junge gestorben war, desto mehr mußte der Alte Vater den Wunsch bezähmen, ihn zu töten. Ein weiterer Mensch, der sich in die Belange der Meute einmischte, ein Beweis dafür, daß sich das Wissen um den Klan verbreitete.
    Der Mann erklomm den Hügel, der zu eben der Stelle führte, die noch mit dem Blut des Jungen bedeckt war. Und er drang in das Gebüsch ein, unter dem der Tod eingetreten war. Der Mann gab einen erstickten Laut von sich. Der Alte Vater eilte zum Gebüsch und blieb ganz still stehen, als der Mann wieder herauskam.
    Der Mensch sah ihn nicht, schien aber seine Anwesenheit trotzdem zu spüren. Furcht hatte von dem Mann Besitz ergriffen; hier war etwas Unbekanntes, und der Mann wollte zu seiner eigenen Rasse zurückkehren. Der Mann lief davon, und der Alte Vater folgte ihm dicht auf den Fersen. Er fieberte so sehr danach, diesen Menschen zu töten, daß sein Mund offen stand. Es kostete ihn jede erdenkliche Anstrengung, den Menschen entkommen zu lassen. All seine Instinkte schrien auf ihn ein, töte ihn, töte ihn jetzt! Aber er wußte in seinem Verstand, daß das ein Fehler sein würde. Sie durften es nicht riskieren, so häufig zu töten, und schließlich hatte der Mann nur Blut gesehen. Die Schneeschmelze würde den größten Teil davon fortspülen, bevor Menschen zu diesem Ort kommen konnten. Zudem war die Meute nicht hier, um ihm dabei zu helfen, die Leiche zu beseitigen. Sie würde hier zurückbleiben müssen, bis er sie dazu bringen konnte, hierher zurückzukehren. Sie würden wahrscheinlich nicht auf sein Signal reagieren, obwohl seine Stimme meilenweit zu hören war. Er war nicht mehr der Anführer der Meute, er würde ihnen hinterherlaufen und sie dazu bewegen müssen zurückzukommen, wenn er es wollte. Und während er weg war, konnten andere Menschen den Leichnam von diesem hier entdecken, was das Problem der Meute nur noch schlimmer machen würde.
    Aber sein Verstand war nicht sein ganzes Wesen. Darunter lagen die mächtigen emotionalen Ströme seiner Rasse, die ihn nun bedrängten und verlangten, daß er den Eindringling tötete, die Kreatur in Stücke riß, der Gefahr ein Ende machte.
    Der Mann war an der Mauer und schrie um Hilfe. Ein blasses Gesicht tauchte über

Weitere Kostenlose Bücher