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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nicht, dass er den Tod verdient hatte?“
    „Ich finde, dass er gehängt, zu Tode geschleift und gevierteilt hätte werden müssen. Es hätte ihm nicht vergönnt sein dürfen, überhaupt noch ein Leben zu haben. Ist dir je das Gerücht zu Ohren gekommen, dass Hitler ein Werwolf gewesen sein soll?“
    „Solche Gerüchte gab es immer. Wenn Menschen böser als böse sind und jeder Versuch, sie unschädlich zu machen, scheitert, tauchen stets solche Geschichten auf.“
    „Wenn du keiner von Mengeles Wölfen bist, was bist du dann? Warum kann Silber dir nichts anhaben? Hat es überhaupt je eine Wirkung?“
    „Bei Wölfen, die mit dem Virus infiziert sind, schon. Bei mir nicht. Ich wurde von einer Hexe verflucht. Sie beschwor den Mond, mich in ein Tier zu verwandeln, und ich wurde eins.“
    „Und dann?“
    „Ich habe sie getötet.“
    Kühl, nüchtern und Furcht einflößend wehte seine Stimme aus einer Dunkelheit heran, die so absolut war, dass ich nichts sehen konnte, und doch sah er mich.
    „Du sagtest, du hättest niemanden getötet.“
    „Ich sagte, dass ich hier niemanden getötet habe.“
    Ich fröstelte. „Du hast die Wahl getroffen, ein Wolf zu werden?“
    „Nein, diese Wahl wurde für mich getroffen.“
    „Warum ausgerechnet ein Wolf?“
    „Ihr Name war Rhiannon.“
    „War sie ein Fan von Stevie Nicks?“, fragte ich, bevor mir dämmerte, dass diese Rhiannon, Jahrhunderte bevor Stevie diesen Namen gehört hatte, geboren worden sein musste.
    Offensichtlich traf es zu, dass sich der Verstand in Momenten der Panik an einen glücklicheren Ort zurückzieht. Oder aber ich stand so neben mir, dass mir nur noch Unfug einfiel.
    „Sie wurde nach der keltischen Göttin des Mondes benannt, und sie verehrte ihn auf die gleiche Weise wie wir.“
    „Ich verstehe noch immer nicht, was der Wolf damit zu tun hat.“
    „Rhiannon war das keltische Pendant zu Diana und Artemis.“
    „Ich hatte eine Vier in Mythologie.“
    „Als Göttinnen der Jagd herrschten sie über den Mond und über die Nacht. Schutzherrinnen der Wildnis und der Werwölfe.“
    Das ergab schon mehr Sinn.
    „Sie glaubte, wenn ich ein Wolf wäre, könnte sie mich kontrollieren, aber … “ Er sprach nicht weiter.
    „Es ist ein bisschen schwierig, jemanden zu kontrollieren, wenn man tot ist.“
    „In Wahrheit“, fuhr Malachi fort, „besaß sie, obwohl sie mi’zak , heimtückisch, war, große Macht. Es ist nachvollziehbar, warum sie annahm, die Wölfe beherrschen zu können, denn immerhin befehligte sie den Mond.“
    Ich stieß ein ungläubiges Lachen hervor. „Das hat sie nicht getan.“
    „In der Nacht, als sie mich verfluchte, hob Rhiannon die Arme, und der Mond färbte sich rot.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Hast du nie einen verborgenen Mond gesehen?“
    PlötzlicherinnerteichmichwiederandieKarte,dieEdanamirgezeigthatte –derrotglühendeMond,einverborgenerMond.
    „Eine totale Mondfinsternis“, klärte Malachi mich auf. „Sie kommt sehr selten vor.“
    Auf einmal verstand ich, dass Malachi nicht rein zufällig in Lake Bluff gelandet war; er war aus einem bestimmten Grund gekommen.
    „Was geschieht mit dir bei einer totalen Mondfinsternis?“
    „Der Mond ergreift Besitz von meiner Seele, und ich werde zu einer bösartigen, blutrünstigen, unkontrollierbaren Bestie.“
    „Malachi, der Mond kann ebenso wenig Besitz von deiner Seele ergreifen, wie Rhiannon diese Mondfinsternis bewirkt hat. Du hast in den vergangenen zweihundertfünfzig Jahren doch irgendetwas gelernt, oder?“
    „Ich habe gelernt, dass in der Nacht, als Rhiannon den Mond verbarg, aus astronomischer Sicht keine Mondfinsternis hätte eintreten dürfen.“
    Hm . Das gefiel mir nicht.
    „Die Roma glauben, dass Alako, unser Mondgott, nach unserem Tod unsere Seelen zu sich nimmt.“
    „Du bist nicht tot.“
    „Ich war es. Als sie mich verfluchte, als sich der Mond blutrot verfärbte, schwand das Leben aus meinem Körper, und ich wurde als Wolf wiedergeboren.“
    „Du willst damit sagen, dass du dich nur bei einer totalen Mondfinsternis verwandeln kannst?“
    „Ja.“
    „Aber wer … “
    „Ich weiß es nicht!“ Er hob frustriert die Stimme. „Es gibt in meiner Karawane keinen Wolf. Ich wurde dazu verdammt, allein zu bleiben – der einzige Wolf, obwohl Wölfe Rudeltiere sind. Zwar wurden meine Leute dazu verflucht, bei mir auszuharren, aber sie sind andere Tiere, und sie machen mich dafür verantwortlich, bis in alle Ewigkeit rastlos umherziehen zu müssen.

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