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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schockierte mich, trotzdem unterließ ich es, ihn zu korrigieren. Grace würde ihm eines Tages in den Arsch treten, und ich würde dabei zusehen, vielleicht sogar helfen. Es war schon so lange her, dass wir zusammen Spaß gehabt hatten.
    Da ich Balthazar Monahan auf gar keinen Fall verraten würde, dass Joyce die Karawane ohne mein Wissen angeheuert und Grace mich zum See gezerrt hatte, um sie zu verscheuchen, log ich: „Wir wollten die Karawane in der Stadt willkommen heißen.“
    „Sie wissen mit Ihrer Zeit nichts Besseres anzufangen?“
    Während des ganzen Gesprächs hatte ich gegen meine Angst, mit einem Mann allein im Dunkeln zu sein, angekämpft. Jetzt wurde ich wütend, was mich für gewöhnlich in Schwierigkeiten brachte.
    „Es ist jetzt fast neun, und ich bin gerade erst aus einem Büro rausgekommen, das ich heute Morgen um die gleiche Zeit betreten habe. Warum schreiben Sie das nicht in Ihrer Zeitung?“
    Er presste seine papierdünnen Lippen aufeinander. Seine Wangen verfärbten sich dunkel, was seinem rötlichen Teint eine fleckige Marmorierung verlieh. Zorn blitzte in seinen schwarzen Augen auf, und ich hätte schwören können, dass er knurrte, als er nach mir fasste.
    Noch bevor er die Finger um meinen Arm schließen und tun konnte, was auch immer ihm vorschwebte, ertönte ein Heulen aus dem Wald. Es war so laut und so nah, dass ich aufkeuchte und mir vor Schreck fast das Herz zersprang.
    „Was zur Hölle ist das?“, murmelte Balthazar.
    „Klingt nach einem Wolf.“ Damit rechnend, dass das Tier aus dem Wald hervorbrechen und nicht nur unserer Neugier, sondern auch unseren Leben ein Ende setzen würde, starrte ich zwischen die dichten, düsteren Baumreihen.
    Ich machte mich darauf gefasst, dass Monahan mich auslachen und daran erinnern würde, dass die letzten Timberwölfe schon vor Urzeiten Jägern zum Opfer gefallen waren und sich die Neuansiedlung von Rotwölfen als Misserfolg entpuppt hatte. Die einzigen großen wild lebenden Tiere in diesen Bergen waren Bären und Rotluchse, und die heulten nicht.
    Als er stumm blieb, riskierte ich, meinen Blick von den Schatten, die mit schwindelerregender Geschwindigkeit zu flackern und zu tanzen begonnen hatten, abzuwenden und auf ihn zu richten.
    Das Einzige, was ich sah, war sein Rücken, als er in die entgegengesetzte Richtung davonhastete. Die Erleichterung, die mich durchströmte, machte mich noch schwindliger. Es störte mich noch nicht mal, allein zu sein mit … was auch immer – solange nur Balthazar verschwunden war.
    „Braves Hündchen“, flüsterte ich und trat vorsichtig den Rückzug an. Mein Haus lag nur noch ein kurzes Stück hügelaufwärts hinter einer Kurve, trotzdem ließ ich die Bäume nicht aus den Augen. Sollte ich von einem wilden Tier zerrissen werden, das es in dieser Gegend gar nicht geben durfte, wollte ich es zumindest kommen sehen. Zu viele schlimme Dinge in meinem Leben hatten mich unvorbereitet von hinten getroffen.
    Mein keuchender Atem überlaut in der Stille, schlich ich mit klackenden Absätzen meiner sicheren Zuflucht entgegen.
    Die Bäume raschelten. Ein Schatten irrlichterte.
    Der Wind? Oder etwas Substanzielleres und Tödlicheres?
    Ich hätte schwören können, dass mir aus den Tiefen des Waldes Augen entgegenstarrten. Ich blinzelte; ich konnte nicht anders. Nachdem ich den ganzen Tag und den halben Abend durchgearbeitet hatte, war ich todmüde. Als ich meine Augen wieder öffnete, war das andere Augenpaar verschwunden.
    Ich drehte mich um und stieß so unerwartet mit Malachi Cartwright zusammen, dass ich strauchelnd zurückprallte.
    Er stabilisierte mich, dabei kratzten seine rauen Hände über meine Ärmel. Ich hob meinen erschrockenen Blick zu seinem Gesicht und geriet in den Bann seiner Schönheit.
    Ich hatte viel Zeit in Gegenwart anziehender Männer und Frauen verbracht – in der Fernsehbranche wimmelte es nur so von ihnen. Es war mir schnell bewusst geworden: Je attraktiver die Leute waren, desto weniger glaubten sie, sich anstrengen zu müssen. Cartwright schien ihre Auffassung nicht zu teilen.
    Mit einem Gesicht und einem Körper wie seinem hätte er für GQ -Werbungen modeln oder zumindest in Unterwäsche einen Laufsteg hinabschreiten können. Stattdessen reiste er in einem Planwagen durchs Land und arbeitete mit Tieren, bis seine Hände so hart waren, dass die Schwielen hörbar über den Stoff meines Kostüms rieben.
    „Haben Sie … “ Ich unterbrach mich, als mir eine Idee kam. „Gibt es einen

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