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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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das Flackern seiner Zunge, und ein Blitz von Empfindungen schoss meinen Arm hinauf, ließ meine Brustwarzen hart werden und verursachte mir ein Kribbeln an Stellen meines Körpers, die seit sehr langer Zeit nicht mehr gekribbelt hatten.

5
    Er gab meine Hand frei, noch bevor ich sie ihm entziehen konnte – hätte ich sie ihm entzogen? –, dann trat er mit einer knappen Verbeugung den Rückzug in die Richtung an, aus der wir gekommen waren. Sekunden später war er um die Kurve verschwunden; ich blieb weiter auf der Straße stehen und glotzte ihm wie eine Idiotin hinterher.
    Man könnte meinen, ich sei nie zuvor geküsst worden. Tatsächlich war ich nur noch nie auf diese Weise geküsst worden.
    Ich hob meine Hand, die im silbernen Schein des Mondes glänzte – Feuchtigkeit von seiner Zunge, ein leichter Abdruck seiner Zähne, eine dunklere Stelle, wo er die Haut zwischen seine Lippen gezogen und an ihr gesaugt hatte. Noch bevor ich wusste, was ich da tat, legte ich meinen Mund dorthin, wo seiner gewesen war, bewegte die Lippen darüber und nahm die Feuchtigkeit auf, die er hinterlassen hatte.
    Ein Auto fuhr vorbei und tauchte mich in sein grelles Scheinwerferlicht. Blitzschnell ließ ich den Arm sinken und eilte durch das Tor zur Haustür. Ich fand meinen Schlüssel, sperrte auf und ging durch die Eingangshalle zur Küche, ohne mich damit aufzuhalten, das Licht anzuschalten.
    IchhattemeinganzesLebenindiesemHausgewohnt –mitAusnahmedervierJahre,dieichamCollegestudierthatte,undderweiterenvierinAtlanta.MeinVaterhattenieetwasverändert,sondernallesexaktsobelassenwieandemTag,alsmeineMuttergestorbenwar.Sollteichdauerhafthierbleiben,würdeichetwasunternehmenmüssen –zumindestdieWändestreichen.
    Nachdem ich meine Handtasche auf den Tresen geworfen hatte, stand ich im Dunkeln und grübelte über mein Abendessen nach, nur um nicht an Malachi Cartwright denken zu müssen. In beidem scheiterte ich kläglich. Ich war nicht hungrig, und ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken.
    Welcher Mann küsste einer Frau die Hand? Ein Gentleman in einem viktorianischen Liebesroman.
    Welcher Mann setzte seine Zunge und seine Zähne bei diesem Kuss ein, um die Frau zu erregen? Keiner, von dem ich je gelesen hatte.
    Was womöglich daran lag, dass das Leben kein Liebesroman war. Das hatte ich in Atlanta auf die harte Tour gelernt. Und ich konnte es nicht vergessen, nur weil ich nach Lake Bluff zurückgekehrt war.
    Erschöpft und mutterseelenallein stieg ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Ich knipste das Licht an und wurde mit einem beleidigten Miau der scheckigen Katze belohnt, die auf meinem Kissen geschlafen hatte.
    Oprah – die eines sonnigen Weihnachtsmorgens während meiner Highschool-Zeit aufgetaucht war – blinzelte mich missmutig an, dann streckte sie die Beine und fing an, ihr Hinterteil zu säubern.
    „Hey, nicht auf meinem Kissen.“ Ich durchquerte das Zimmer und zog das Ding unter ihr weg. Die Katze purzelte auf den Boden und stolzierte so hochmütig davon, als hätte sie das Ganze einstudiert.
    Wir beide teilten uns das Haus, allerdings beschlich mich manchmal das Gefühl, dass sie mich nur tolerierte, bis ein nützlicherer Zweibeiner meinen Platz einnahm und sie mich hochkant rauswerfen könnte.
    Obwohl ich wusste, dass ich essen, fernsehen, ein Buch lesen, irgendetwas anderes tun sollte, als zu arbeiten oder zu schlafen, um nicht wieder in mein altes Verhaltensmuster zu verfallen, das zu der Vielzahl meiner Fehlentscheidungen in Atlanta beigetragen hatte, riss ich mir meine Klamotten vom Leib und taumelte ins Bett, ohne mir auch nur die Mühe zu machen, einen Schlafanzug anzuziehen.
    Ich träumte, dass der Mond zu einem Nebelstreif wurde, der durch mein Fenster waberte. Grau und geschmeidig driftete er über mich, deckte mich zu und schenkte mir Frieden.
    Umfangen von der Nacht seufzte ich, fühlte den Nebel an meiner Haut gleich einem kühlen, samtenen Regen, der den Duft der Mittagssonne auf frisch gepflügter Erde und den Schein eines Mitternachtsmondes auf dem Wasser mit sich brachte.
    Ich wälzte mich in den Laken, und mein Körper erwachte zum Leben. Die Hand, die Cartwright geküsst hatte, pochte; das peinigende Kribbeln, das er in mir entfacht hatte, intensivierte sich. Ich war allein und doch nicht allein, eingehüllt von Nebel und Mondlicht zugleich.
    Ich berührte mich selbst, fuhr mit den Fingerspitzen über meinen Bauch, zu meinen Schenkeln, hinauf zu meinen Brüsten. Die kühlen Nebelschwaden folgten

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