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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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die Tiere das Publikum abgelenkt hatten, aber in dieser Nacht, die zögerlich um uns herum anbrach, hätte ich beschwören können, die Magie zu fühlen; fast schon glaubte ich an sie.
    Sabina wirkte verändert in dem Scheinwerferlicht. Ihre Sprachunfähigkeit spielte hier keine Rolle. Ihre Schüchternheit war verflogen. Sie tanzte, als wäre sie dafür geboren, was sie zweifelsohne auch war.
    Ihre Augen wirkten heller, als ich in Erinnerung hatte, mehr golden als grün, ohne einen Hauch von Braun – was vermutlich auf eine Täuschung des Lichts zurückzuführen war. Ihr offenes Haar wogte um ihr Gesicht, und ihre Schultern zuckten im Takt der Musik, die nun schneller geworden war und eher orientalisch als afrikanisch klang, obwohl die Trommel noch immer unter der Oberfläche pulsierte.
    Ihr Rock schwang hin und her; mit seinen bunten Farben fing er das Licht ein und spielte Verstecken mit den goldenen Zehenringen, die ihre nackten Füße schmückten. Von der Taille abwärts war sie vollständig verhüllt, doch von der Taille aufwärts trug sie mehr Schlange als Stoff. Ihre bloßen Arme schimmerten im Licht und wanden sich auf und ab, vor und zurück, um die Bewegungen der Schlange nachzuahmen.
    Die Schlange tanzte; ihre gelben Augen glühten, und sie schien genauso von Sabina gebannt zu sein wie die Zuschauer.
    Jemand keuchte auf, und ich erschrak, denn ich befürchtete, dass die Kobra aggressiv geworden sein könnte. Dann erkannte ich, was die Ursache für die nervöse Unruhe und das Geraune im Publikum war.
    Knapp ein halbes Dutzend Schlangen glitten mit für Schlangen erstaunlich schnellen Bewegungen in die Manege. Falls es ihnen einfiel, würde niemand sie daran hindern können, einfach durch die Holzabsperrung in die Menge zu schlüpfen. Da ich wenigstens eine Klapperschlange ausmachte, konnte das ein Problem werden.
    Doch stattdessen hielten die Reptilien weiter auf Sabina zu; sobald sie sie erreichten, verharrten sie reglos. Das Mädchen lächelte, um sie willkommen zu heißen. Die Musik wurde langsamer, trauriger, und Sabina kniete sich hin, dann lehnte sie sich zurück, bis ihr Kopf fast den Boden berührte, und bog den Körper durch wie eine Kunstturnerin.
    Die Menge machte „Oooo!“, dann „Ahh!“, als die Schlangen über sie zu gleiten begannen, als wäre sie eine Brücke; mein persönlicher Kommentar hingegen wäre eher „Iiihh!“ gewesen.
    Sabina rollte sich wieder auf die Knie und stand auf. Ihr gesamter Oberkörper war mit sich windenden Schlangen bedeckt – die Kobra hing um ihren Hals, zwei Klapperschlangen rankten sich um ihre Arme, und ihre Taille zierte ein Python. Sie tänzelte unter donnerndem Applaus aus der Manege.
    Erst nachdem sie verschwunden und das Licht wieder gedämpft geworden war, kam ich auf den Gedanken, mich über ihre Hand zu wundern. Mir war während ihres unglaublichen Auftritts keine Deformation aufgefallen.
    Tata!
    Die Band stimmte eine traditionelle „Ist sie nicht wunderbar?“-Weise an, auf die ein einzelner Trommelschlag folgte.
    Wumm! Das Licht ging wieder an und beleuchtete eine leere Manege.
    Die Menge hielt den Atem an. Im ersten Moment glaubte ich, dass das rhythmische Stakkato von der Kapelle käme, aber als es lauter wurde, identifizierte ich es als Hufgetrappel.
    Ein geisterhafter Schatten tauchte auf, dann sprang ein weißes Pferd aus der Dunkelheit und landete mitten im Scheinwerferlicht. Auf dem Rücken des Tiers stand Malachi Cartwright. Wie konnte er auf dem Pferd die Balance halten?
    Er trug wie immer schwarze Hosen, und seine Füße waren nackt, damit sie einen besseren Stand hatten. Sein Hemd war rot, mit weiten Ärmeln, und er hatte nur wenige Knöpfe geschlossen, sodass seine Brust hervorlugte, während er das Pferd durch seine Schrittfolgen dirigierte.
    Ich hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen, und der Stille im Publikum nach zu urteilen, erging es den anderen genauso. Cartwright und das Pferd schienen eins zu sein. Nicht ein einziges Mal bemerkte ich, wie Malachi dem Pferd einen Befehl erteilte. Nicht ein einziges Mal schien das Tier auf einen zu warten. Cartwright stand, kniete oder lag flach auf dem Rücken des Pferds, ohne zu schwanken oder aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    Die Musik schwoll zu einem Crescendo an, um das große Finale anzukündigen. Cartwright saß ab und stellte sich auf die Umrandung der Manege. Das Pferd lief schnell und immer schneller im Kreis.
    Ich vermutete, dass Malachi sich mit einem kunstvollen Sprung auf

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