Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
kletterte. Auf einem kleineren Foto darunter hatte der Fotograf näher herangezoomt und Cartwrights derangierten Zustand abgelichtet: Das Hemd hing ihm aus der Hose und gab den Blick auf seine schön geformte Brust frei; der Reißverschluss an seiner Hose war geschlossen, der Knopf hingegen nicht, und seine Haare sahen aus, als ob sie in einem leidenschaftlichen Gerangel zerwühlt worden wären. Wie es schien, war das letzte Nacht doch kein Traum gewesen.
    „Ich bringe ihn um“, murmelte ich.
    „Das hier sieht nicht gerade danach aus, als ob Sie ihn tot sehen wollten.“
    „IchmeintenichtMalachi.“JoycezogdieBrauenhoch,alsichihnbeimVornamennannte.„IchmeinteBalthazarMonahan.DashierwarseineIdee,wenneresnichtsogarselbst getanhat.“
    „Daran besteht kein Zweifel“, stimmte sie mir zu. „Aber was in drei Teufels Namen hat Sie geritten, diesen Mann in Ihr Schlafzimmer zu lassen?“
    Ich hatte ihn nicht gelassen , aber das war jetzt nebensächlich. „Haben Sie ihn sich mal angesehen?“
    „Ja, er ist ein hübsches Kerlchen.“
    „Allerdings.“
    „Sie haben mit ihm geschlafen?“
    „Was glauben Sie, was wir getan haben, Joyce? Monopoly gespielt?“
    „Oh Himmel!“ Sie raufte sich die Haare. „Wie soll ich das nur hinbiegen, damit Sie nicht Ihren Job verlieren und alles zerstören, was Ihr Vater aufgebaut hat?“
    „Mein Privatleben geht niemanden etwas an.“
    Joyce schnaubte. Und das zu Recht. Ich war Politikerin oder zumindest so etwas Ähnliches. Mein Privatleben würde nie Privatsache sein.
    „Wenn Sie nicht mit ihm geschlafen hätten, könnte ich mir vielleicht etwas einfallen lassen.“
    „Ich wüsste nicht, was.“
    Sie studierte wieder das Foto. „Sie haben recht. Keine Schadensbegrenzung möglich.“ Dann leuchteten ihre Augen auf, als ihr eine Idee kam. „Die Zigeuner werden nächste Woche fort sein. Vielleicht wächst Gras über die Sache. Vorausgesetzt, Sie halten sich ab jetzt von ihm fern.“
    Ich blieb stumm.
    „Claire?“
    „Hm?“
    „Sie werden sich von ihm fernhalten?“
    Ich dachte ein paar Sekunden darüber nach. „Nein.“
    „So gut ist er?“
    Dieses Mal brauchte ich nicht eine Sekunde, um zu antworten. „Ja.“
    „Mist.“
    „Dieses Foto wird bald schon in Vergessenheit geraten.“
    Joyce rührte sich nicht. „Was ist da sonst noch?“
    Ich erzählte ihr von der Sache mit Josh – damals und heute –, dem Wolf, dem verschollenen Urlauber und Grace’ Suchaktion. Als ich endlich fertig war, hatten sich Joyce’ Haare in ein strubbeliges Wirrwarr verwandelt, und ich befürchtete, dass sie bald eine kahle Stelle haben würde, wenn sie weiter so an ihnen herumzerrte.
    „Sie hätten den Mistkerl noch am selben Tag hinter Schloss und Riegel bringen sollen“, knurrte sie.
    „Ich weiß.“
    „Ich kann es nicht erwarten, ihn in Handschellen zu sehen.“
    Das konnte ich auch nicht.
    „Sie hätten, gleich nachdem das passiert war, nach Hause zurückkommen sollen, Claire. Heim zu den Menschen, die Sie lieben.“
    „Ich wollte nicht, dass jemand davon erfährt.“
    „Mit ‚jemand‘ meinen Sie Ihren Vater?“
    „Ihn im Besonderen.“ Das einzig Tröstliche an seinem Tod war, dass er nie von Josh erfahren würde.
    „Er hätte seine Flinte rausgeholt, so viel steht fest“, erklärte sie. „Und ich hätte die Munition beigesteuert.“
    Ich lächelte. „Danke, Joyce.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Die Menschen in dieser Stadt halten zusammen. Das war immer so und wird immer so sein. Ich würde alles für Sie tun.“
    „Ich für Sie auch.“ Überrascht wurde mir bewusst, dass ich nicht nur für sie tun würde, was ich konnte, sondern auch für jeden anderen in Lake Bluff. Mit Ausnahme von Balthazar.
    „Was werden Sie deshalb unternehmen?“ Joyce hob die Zeitung hoch.
    „Es gibt nicht viel, das ich unternehmen könnte, außer den Kopf hochzuhalten und ihm zu sagen, was ich von ihm denke.“ Solange ich bei allem, was derzeit in meinem Leben passierte, noch denken konnte.
    Joyce war nicht die Einzige, die die Zeitung gesehen hatte. Angesichts der Tatsache, wie häufig mein Telefon klingelte und Menschen in mein Büro stürmten, beschlich mich langsam der Verdacht, dass es in den drei umliegenden Bezirken niemanden gab, der sie nicht gelesen hatte.
    „Das ist nicht das Image, das wir verbreiten wollen“, wies mich die Highschool-Rektorin zurecht.
    „Dessen bin ich mir bewusst.“
    „Seien Sie nächstes Mal ein wenig diskreter.“ Dann zwinkerte sie mir zu. Ich

Weitere Kostenlose Bücher