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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gesehen, der derart dicht war, dass er praktisch alles verhüllte. Er kam mir fast außerirdisch vor. Die Sache gefiel mir nicht.
    „Er zieht aus den Bergen heran.“ Malachi streichelte meine Haare. „Vor dem Nebel muss man sich nicht fürchten.“
    Natürlich hatte er recht, aber das verhinderte nicht, dass mein Herz viel zu schnell schlug.
    „Schsch“, beschwichtigte er mich. „Komm, wir wollen uns eine Weile ausruhen.“
    Er hob den Quilt an, deckte mich zu, dann legte er sich darauf.
    Ich fühlte mich zurückgewiesen. „Was ist denn?“
    Er schaute mir ins Gesicht, seine Augen bildeten in dem dämmrig grauen, nebelverhangenen Raum unendlich tiefe Brunnen. „Wenn ich mich neben dich lege, Haut an Haut, werden wir uns nicht ausruhen.“
    „Das stört mich nicht.“
    Er legte die Hand an meine Wange. „Für den Moment ist es genug. Schließ deine Augen, a ghrá .“
    Meine Lider waren mit einem Mal so schwer, dass ich sie nicht offen halten konnte. „Was bedeutet das, a ghrá ?“
    Er zögerte, als könnte er sich nicht ganz erinnern, dann raunte er: „Elfe. Du siehst aus wie eine, mit deinen ungebändigten roten Haaren und deinem süßen Mund.“
    Über diesen Vergleich lächelnd, ergab ich mich dem Schlaf.
    Ich erwachte kurz vor Morgengrauen, starrte an die Decke und überlegte, was mich irritierte. Dann wurde mir klar, dass es mehrere Dinge waren.
    Ich konnte die Zimmerdecke erkennen. Der Nebel hatte sich verzogen.
    Ich lag allein in meinem Bett. Das Fenster war verschlossen.
    Und irgendwo draußen im Wald heulte etwas.
    Ich sprang auf, dann hielt ich abrupt inne und starrte stirnrunzelnd auf meine nackten Beine. Malachi war also kein Traum gewesen. Gleichzeitig war es auch keine Seltenheit, dass ich mich im Schlaf auszog.
    Ich ging zum Fenster, schob es nach oben und steckte Kopf und Schultern durch die Öffnung. Nun konnte ich das Heulen viel besser hören.
    „Mehr als ein Tier“, murmelte ich.
    Das konnte nichts Gutes verheißen.
    Der östliche Horizont glühte rosarot. Sehr bald schon würde die Sonne dahinter hervorbrechen und orangefarbene, rote und gelbe Feuerstrahlen auf die Berge und die Bäume werfen.
    Mit gespitzten Ohren in die Ferne spähend und dabei die kühle, zur Abwechslung mal dunstfreie Morgenluft genießend, blieb ich am Fenster stehen.
    Plötzlich begann es hell zu werden, und im selben Moment hörte das Heulen auf, fast so, als ob die Sonnenstrahlen es zum Schweigen gebracht hätten.
    Die unerwartete Stille, die auf die lauten Geräusche folgte, war unheimlich. Ich bekam eine Gänsehaut und zog den Kopf zurück.
    Grace würde inzwischen mit ihrem Jägersuchtrupp dort draußen sein. Sie würde den Wolf oder die Wölfe finden und damit zumindest eins unserer Probleme beseitigen.
    Ich schaute mich im Zimmer um. Es fand sich nicht der kleinste Hinweis auf das, was letzte Nacht geschehen war. Nicht ein Hemd oder eine Socke, noch nicht mal eine Nachricht.
    Missmutig starrte ich in den Frisierspiegel. Malachi war nicht der Typ Mann, der eine Nachricht hinterließ; ich war nicht der Typ Frau, der eine brauchte.
    Letzte Nacht war es um sexuelle Freiheit gegangen. Ich hatte mir mein Leben zurückgeholt. Ich hatte mit dem Mann, den ich wollte, getan, was ich wollte, und es war …
    „Fantastisch“, sagte ich, und meine Laune hellte sich bei der Erinnerung auf.
    Falls es überhaupt passiert war.
    „Mach dich nicht lächerlich!“, ermahnte ich die neugeborene Frau im Spiegel. „Du bist nicht verrückt.“
    Behaupteten das nicht alle verrückten Menschen von sich? Besonders dann, wenn sie mit ihrem eigenen Spiegelbild sprachen?
    Eine Stunde später ging ich die Center Street entlang, nickte den Leuten zu, denen ich begegnete, und wunderte mich, warum alle tuschelten.
    Ich sollte es bald herausfinden.
    Ich war noch keine fünf Minuten im Büro, als Joyce hereingestürmt kam. Sie sah mich am Schreibtisch sitzen und knallte derart ungestüm die Gazette vor mir auf die Tischplatte, dass ich die Hand daraufschlagen musste, damit sie nicht am anderen Ende von der Tischkante rutschte.
    „Was geht in Ihrem Kopf vor?“
    „Nicht … viel“, antwortete ich langsam. „Ich hatte noch keinen Kaffee.“
    „Dafür hatten sie so ziemlich alles andere.“
    „Ist alles in Ordnung, Joyce?“
    „Nein.“ Sie deutete mit dem Finger auf die Zeitung.
    Ich guckte nach unten und schnappte nach Luft. In der Mitte der Titelseite prangte ein Foto von meinem Haus und Malachi, der gerade aus dem Fenster

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