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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Die Ojibwa warteten mit Geschichten über den Wendigo, einen Werwolf-Kannibalen, und über Hexenwölfe auf – unsichtbare Wölfe, die die letzten Ruhestätten von Kriegern bewachten.
    Die Navajo glaubten an Hautwandler, eine Kombination aus Hexe und Werwolf, die sich nur das Fell eines Tieres umlegen mussten, um selbst zu einem zu werden.
    Auf Haiti gab es die Legende vom lougaro , einem des Gestaltwandelns mächtigen Zauberer, der nachts sein Unwesen trieb, indem er das Blut von Kindern trank. Man erzählte sich dort auch Geschichten über die Egbo, eine Leopardengesellschaft aus dem tiefsten Afrika, deren Mitglieder die Aufgabe hatten, die Sklaven unter Kontrolle zu halten, indem sie sich gelegentlich selbst in Leoparden verwandelten.
    Als ich nach Fällen wundersamer Heilung stöberte, fand ich jede Menge religiöser Websites. Was Sinn machte.
    Ich stieß auch auf eine Seite mit Verschwörungstheorien, die wundersame Heilungen als Beweis für Außerirdische, für die Existenz Satans und für verwickelte Intrigen der Regierung verkaufte.
    Als ich nach Sichtungen von Wölfen in Gebieten, in denen keine Wölfe vorkommen sollten, suchte, gelangte ich auf eine Website über exotische Haustiere. Hier lautete die Theorie, dass manche Menschen Wölfe großzogen und später aussetzten, wenn sie nicht mehr zu beherrschen waren.
    Schließlich landete ich auf einer Seite über Kryptozoologie, eine Wissenschaft, die sich mit legendären Geschöpfen wie dem Bigfoot befasste. Ihre Anhänger glaubten, dass es auf der Erde von Werwölfen nur so wimmelte.
    Als Nächstes gab ich Zigeuner in die Suchmaschine ein. Ich wurde mit einer ganzen Tonne von Seiten belohnt.
    Ich hangelte mich weiter zu der vielversprechenden Website einer Anthropologin aus Kalifornien, die gerade an einem Buch über die Legenden und Volksmärchen der Roma arbeitete. Sie bat darum, dass man mögliche neue Geschichten über ihre angegebene E-Mail-Adresse an sie weiterleitete. Das Inhaltsverzeichnis ihres Buches führte die Überschriften der Kapitel, die sie bereits fertiggestellt hatte, auf.
    Eine davon – „Strigoi de lup“ –, interessierte mich besonders, denn loupe bedeutete in irgendeiner Sprache „Wolf“, woraus ich folgerte, dass lup dasselbe auf Romani heißen könnte. Zu fragen kostete schließlich nichts.
    Ich klickte auf den E-Mail-Link, formulierte meine Frage und schickte sie ab. Ein Knarren auf der Treppe veranlasste mich, den Kopf zu wenden und wie gebannt zu lauschen.
    Zwar bezweifelte ich, dass ein Werwolf leise meine Treppe hochschleichen würde – ich hatte am eigenen Leib erlebt, dass ein Werwolf einfach durch das Fenster brechen würde –, trotzdem war ich nervös.
    Ich schnappte mir das Telefon, stopfte es in meine Tasche, dann schaute ich mich in meinem Büro nach einer potenziellen Waffe um.
    „Wo ist der silberne Kerzenleuchter, wenn man ihn gerade braucht?“, murmelte ich. Wozu man so ein Ding je brauchen könnte, hatte ich nie ganz verstanden; jetzt wusste ich es.
    Ich begnügte mich mit einem Kristallbriefbeschwerer. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Während ich in die Diele schlich, verwünschte ich die Sparsamkeit meines Vaters. Nach seinem jahrelangen Genörgel konnte ich inzwischen kein Zimmer mehr verlassen, ohne das Licht auszuschalten, mit dem Erfolg, dass das Treppenhaus nun genauso finster war wie das darunterliegende Erdgeschoss. Schatten tanzten an den Wänden. Für mich sahen sie alle aus wie Wölfe.
    Ich war wieder auf dem Rückweg in mein Büro, als ein weiteres Knarren ertönte und ich meine Schritte beschleunigte, wobei ich mich so nah wie möglich an der Wand hielt; ich hoffte, dass sie mich nicht sahen, wenn ich sie nicht sehen konnte.
    Klar, so was funktionierte immer.
    Ich erreichte den Treppenabsatz und spähte nach unten.
    Auf den Stufen war niemand.
    Ein Kratzen aus der anderen Richtung ließ mich herumfahren.
    Oprah saß mitten auf dem Teppich und blickte mich mit ernster Miene an.
    Puh . Nur die Katze. Wie konnte ich sie vergessen haben? Aber zu meiner Verteidigung musste gesagt werden, dass ich hundert andere Dinge im Kopf hatte.
    Plötzlich glitt Oprahs Blick an mir vorbei; sie fauchte und raste davon. Ich hatte das wirklich scheußliche Gefühl, dass irgendetwas diese Treppe hochkam. Etwas, das ich vielleicht nicht sehen konnte, das Oprah aber witterte.
    Am liebsten wäre ich der Katze gefolgt, egal zu welchem Versteck sie gerade rannte, aber ich hatte mich von meiner Angst aus Atlanta

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