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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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könnte ihn die ganze Nacht überfahren, und es würde nichts bringen. Er wollte meinen Tod.
    Ich tastete nach meinem Handy, aber ich traute mich nicht, meinen Gegner auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er attackierte; ich auch. Wir spielten Wer kneift zuerst?
    Erneut trat ich das Gaspedal durch. In der Sekunde vor dem Zusammenstoß ertönte ein lautes Krachen, und der Wolf explodierte. Ich überfuhr ihn trotzdem. Ich konnte nicht aufhören.
    Ich hatte panische Angst, dass mein Auto ebenfalls in die Luft fliegen könnte, deshalb hielt ich erst an, als ich mehrere hundert Meter zwischen mich und das Feuer gebracht hatte. Dann blinzelte ich in den Rückspiegel und beobachtete, wie Balthazar verbrannte.
    Jemand hatte auf ihn geschossen. Jemand, der genug über Werwölfe wusste, um eine Silberkugel auf ihn abzufeuern.
    Ich scannte mit den Augen den Wald, aber da war niemand.

31
    „Du bist dir ganz sicher, dass es Balthazar war?“, fragte Grace.
    IchwarnachHausegerastundhattedenbrennendenKörpersichselbstüberlassen.ZwarhätteichGraceauchvomWagenausanrufenundaufsiewartenkönnen,aberdieVorstellung,aufdiesereinsamen,dunklenStraßefestzusitzen,währendmichGottweißwasvomWaldausbeobachtete,warunerträglichgewesen.
    „Vertrau mir, Grace, ich habe den Mann oft genug gesehen, um seine Augen selbst im Gesicht eines Wolfs wiederzuerkennen.“
    „Immerhin haben wir damit eine vermisste Person weniger.“ Ich hörte, dass sie in den Streifenwagen stieg. „Und du einen Feind weniger.“
    „Hey!“, protestierte ich. „So etwas würde ich niemandem wünschen.“
    „Ich weiß. Trotzdem finde ich es nach wie vor auffällig, dass sich all die Toten und Untoten auf deiner Hassliste finden.“
    „Nicht alle. Ich bin Ryan Freestone nie begegnet.“
    „Punkt für dich. Also haben wir es mit wenigstens zwei Werwölfen zu tun. Es sei denn … “ Ihre Stimme verklang. Ich konnte nur noch das leise Schnarren ihrer Reifen auf der Straße hören.
    „Es sei denn?“
    „Es sei denn, Balthazar war der Original-Werwolf. Er war schrecklich behaart und ein unglaublicher Mistkerl.“
    „Du hältst das für denkbar?“
    „Es würde die Sache auf jeden Fall sauberer machen.“ Sie seufzte. „Also stimmt es vermutlich nicht. Das Leben ist nie so einfach.“
    Ich hörte, wie sie anhielt; eine Wagentür ging auf, dann das Knirschen von Kies unter Schuhen. „Ich richte gerade eine große Taschenlampe genau auf die Stelle, von der du gesprochen hast. Hier brennt nichts, aber … “ Knirsch. Knirsch . „Ein paar Aschereste. Schleifspuren auf dem Untergrund. Jemand war hier.“
    „Ganz offensichtlich, Grace. Ich habe ihn nämlich nicht erschossen.“
    „Ich fahre meinen Wagen von der Straße. Dann werde ich versuchen, den Kerl aufzuspüren. Ich melde mich später.“
    „Warte. Wer auch immer Balthazar erschossen hat, könnte genauso irre sein wie … na ja, jemand, der irre ist.“
    „Mir kommt er ziemlich vernünftig vor. Er erschießt einen Werwolf mit einer Silberkugel. Kawumm . Ich wünschte, ich hätte es getan.“
    „Sei vorsichtig. Wenn er einer von den Guten ist, warum hat er dann nicht auf seine Heldenmedaille gewartet?“
    „Keinen Schimmer. Bleib im Haus, und falls du irgendetwas Verdächtiges hörst oder siehst, alarmierst du die Polizei.“
    „Damit einer deiner Jungs Wolfsfutter werden kann?“, fragte ich, aber sie war schon weg.
    Ich war nach Hause gefahren, weil ich mich dort sicherer geglaubt hatte als im Auto, nicht zuletzt auch wegen der zerbrochenen Windschutzscheibe. Aber als ich jetzt in meiner Küche stand und die Glasschiebetür beäugte, fühlte ich mich plötzlich gar nicht mehr so sicher.
    Aber wohin sollte ich gehen? Ich glaubte nicht, dass es irgendeinen Ort gab, der Schutz vor dem bot, was sich dort draußen herumtrieb.
    Ich überprüfte sämtliche Türen und Fenster – nicht, dass ein Schloss viel nützen würde, aber es konnte auch nicht schaden. Dann machte ich mich an die Arbeit.
    Im Internet stieß ich auf alle möglichen seltsamen Informationen. Wie Grace schon gesagt hatte, gab es auf der ganzen Welt Legenden über Gestaltwandler. Schamanen berichteten davon, dass sie sich in ihren Schutztiergeist verwandelt haben. Manche trugen Talismane mit sich herum, die die Essenz ihrer zweiten Natur in sich beherbergten. Erneut wünschte ich mir, die Rune nicht verloren zu haben.
    Selbst bei den Cherokee existierte solch eine Transformationslegende, auch wenn es bei ihr um einen Panther ging.

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