Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
Verfolger, sogar bei der Nederlands-Politie.«
»Quatsch. Ich bin nur ziemlich mit den Nerven runter.«
»Versteh ich doch, Wolf. Also: Es läuft sogar eine Personenfahndung bei Interpol nach dir. Beschreibung: flüchtiger, gefährlicher Gewaltverbrecher, schwer bewaffnet, macht rücksichtslos von seiner Schusswaffe Gebrauch. Auf ausreichende Eigensicherung ist unbedingt zu achten. – Du weißt, was das heißt?«
Tannenberg fing kurz Bennys flackernden Blick auf, dann riss er seine Augen davon los, senkte sie mit einem Stoßseufzer zu Boden. Mit tiefen Zügen sog er die schwülwarme, abgestandene Luft ein. »Ja, das hört sich an wie ein verschlüsselter Schießbefehl für die Kollegen.«
Benny stimmte mit zusammengepressten Lippen nickend zu. »Aber vielleicht wäre das ja auch eine Idee!«
»Was wäre eine Idee?«, fragte Tannenberg verständnislos.
»Wenn wir diese internationale Fahndung für dich nutzen.«
»Ich versteh nicht, was du meinst.«
»Ganz einfach: Ich fahre zum Beispiel nach Frankreich und lege dort eine Spur aus. Dass man meint, du wärst dort gewesen.«
»Und was bringt uns das? Außer, dass sie auf diese Weise vielleicht einen Zusammenhang zwischen uns beiden herstellen können. Nein, nein, lass das mal lieber.«
»Du hast recht, Wolf. Sag mal, deine Kollegen haben doch bestimmt gleich eine Ringfahndung nach dir ausgelöst. Wie hast du es denn eigentlich geschafft, da durchzukommen?«
Tannenberg reagierte mit einem dünnen, traurigen Lächeln. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, bevor er antwortete: »Ring-Fahndung. Der Ausdruck passt wirklich haargenau.«
Im ersten Moment vermochte Benny den Gedankengang seines deutschen Freundes nicht nachvollziehen. Aber bereits ein paar Sekunden später hatte er Tannenbergs Wortspielerei verstanden: »Ach so, du meinst diese komische Sache mit dem gefundenen Platinring, der dem Studenten gehört hat?«
Wolfram Tannenberg antwortete mit einem stummen Kopfnicken.
»Ich habe heute Nacht kaum geschlafen. Ich musste die ganze Zeit über an diese beiden ermordeten Studenten denken. Was haben die eigentlich damit zu tun? Verstehst du das?«, fragte Benny mit gekrauster Stirn.
»Nein. Also ich kann mir auch überhaupt keinen Reim darauf machen.«
Tannenberg streckte seinen eingerosteten Oberkörper ein wenig nach hinten. Umgehend machten sich seine Ischiasbeschwerden wieder bemerkbar. Aber er biss die Zähne zusammen, wollte Benny nicht auch noch mit seinen Schmerzen belästigen.
Der holländische Ermittler blickte derweil gedankenversunken in Richtung eines Fensters, hinter deren Gardine eine fette Schmeißfliege auf der Scheibe herumkletterte.
»Und dann auch noch das mit diesem komischen Buch«, bemerkte er kopfschüttelnd.
»Gut, dass du mich daran erinnerst, Benny. Ich habe nämlich heute Nacht etwas Interessantes gefunden, das ich dir unbedingt zeigen muss.«
Tannenberg nahm den aufgeschlagenen Leviathan von der Ablage neben der kleinen Spüle und reichte ihn, mit einem Finger auf die entsprechende Stelle zeigend, an Benny weiter.
»Siehst du die dünnen Bleistiftstriche unter dem Text?«
Benny de Vries drehte das Büchlein schräg ins Licht und las murmelnd die hervorgehobenen Textpassagen. Dann sagte er: »Das stützt unsere Vermutung. Da steckt das organisierte Verbrechen dahinter.«
»Sehe ich auch so. Es handelt sich dabei wohl um eine offene Kampfansage an mich. Und bedeutet in seiner Konsequenz nichts anderes, als dass diese Leute mich vernichten wollen.«
»Ja, aber wer? Und vor allem, warum?«
Tannenberg schürzte die Lippen, wiegte seinen Kopf hin und her. »Keine Ahnung, Benny. Ich grübele die ganze Zeit darüber nach. Aber ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer. Weißt du, auch diese Sache vor zwei Jahren in der Schlossklinik. Da war doch hauptsächlich das LKA zugange. Ich war ja eigentlich gar nicht richtig dabei. Die hatten mich doch zeitweise von den Ermittlungen ausgeschlossen.«
»Ja, ja, ich weiß das noch sehr gut. Du hast damals sogar ein Dienstvergehen begangen, als du mich angerufen ...«
»Stimmt, Benny«, warf Tannenberg ein.
»Vielleicht war dieser Alphawolf in der Organisation für den Organhandel zuständig. Und der hat nun seit dieser Zeit noch eine Rechnung mir dir offen. Du weißt selbst, die lassen sich nicht gerne von uns ihre lukrativen Geschäfte zerstören.«
»Ja, schon. Aber der Mafia hat dieser illegale Organhandel doch bestimmt nicht so viel eingebracht, oder?«
»Wenn du dich
Weitere Kostenlose Bücher