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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Brauntöne schwelgen, welche die Natur an diesem frühen Sommermorgen dem dafür empfänglichen Betrachter darbot.
    Für ein paar Minuten schien er die extrem existenzbedrohliche Situation, in der er ja nach wie vor steckte und die durch den Anschlag auf Bennys Wohnmobil eine weitere Verschärfung erfahren hatte, völlig vergessen zu haben. Aber mit einem Male kam Leben in seinen scheinbar tiefgefrorenen Körper. Mit einem tiefen Seufzer wandte er sich um, schnappte sich den am Boden liegenden Rucksack und machte sich auf zu der ein paar Meter über dem Weg befindlichen Sandsteinhöhle.
    Sein Unterschlupf war nicht schlecht gewählt. Vom Wanderweg aus war der Eingang zur Höhle nämlich nicht zu sehen. Ein natürlicher Sichtschutzzaun, der vorwiegend aus Farnen und Himbeersträuchern bestand, verhinderte neugierige Blicke.
    Nach wenigen Schritten hatte er ein vielleicht zwei Quadratmeter großes Podest direkt vor der Höhle erreicht, auf der parallel zum Berghang ein oberarmdicker Baumstamm lag. Er sah aus wie ein überdimensionaler Zahnstocher. Unter einem verwitterten und zum Teil mit einer dicken Moosschicht überzogenen, mächtigen Sandsteinfelsen entdeckte er den etwa 1,5 m breiten und etwa 80 cm hohen Höhleneingang. Am unteren Ende des überhängenden Felsdurchlasses war der Sandstein merkwürdig ausgefranst. Mit ein wenig Phantasie erinnerte der gezackte Randbereich an ein geöffnetes Haifischmaul.
    Zuerst schob Tannenberg seinen Rucksack in die Höhle hinein, dann kroch er ihm nach. Das Außergewöhnliche an dieser Buntsandsteinhöhle war die Tatsache, dass sie im Innern mit einem komfortablen, kuppelartigen Hohlraum aufwartete, in dem sich sogar ein großgewachsener Mann ohne Mühe aufrichten konnte. Tannenberg allerdings begnügte sich mit der Einnahme der Hocke.
    Er wartete einen Moment, bis sich seine Augen an die neuen Sichtverhältnisse gewöhnt hatten. Dabei sog er in tiefen Zügen die kühle, feuchte, ein wenig salzig riechende Luft ein. Der Höhlenboden war in diesem Bereich mit einer dicken, rötlichen Sandschicht bedeckt. Tannenberg schob seine flache rechte Hand in den feinkörnigen, staubtrockenen Sand hinein. Dann krümmte er seine Finger ein wenig, schuf sich dadurch eine kleine Kelle, mit der er sich eine Handvoll davon schöpfte.
    Tief in der Welt seiner Erinnerungen versunken, ruhte sein andächtiger Blick für eine Weile auf den zartroten Sandkörnern in seiner Hand. Ganz langsam streckte er nun die Finger und beobachtete den feinen Sand dabei, wie er gemächlich durch die aufgespreizten Fingerschlitze auf den Boden hinabrieselte.
    Schon einmal war er in dieser Höhle gewesen.
    Er wusste noch sehr gut, wie lange er damals gezögert hatte, in diese Sandsteinhöhle hineinzukriechen. Schließlich wurde er manchmal, besonders in Aufzügen, von Platzangst geplagt. Lea hatte ihn wortreich davon zu überzeugen versucht, dass er die Frage, ob seine anfallsweise Klaustrophobie auch für Höhlen Geltung besitze, erst dann beantworten könne, wenn er sich in eine derartige Situation begeben habe.
    Aber Tannenberg zeigte sich von diesen Argumenten zunächst völlig unbeeindruckt. Erst als Lea ihm eine ausgesprochen verführerische Belohnung in Aussicht stellte, keimte in ihm eine spontane Wagnisbereitschaft auf. Mit einem Male war er kaum mehr zu bremsen. Mutig kletterte er sogleich in die Höhle hinein und stellte dort erstaunt fest, dass er wider Erwarten überhaupt kein Beklemmungsgefühl empfand, sondern sich sogar ausgesprochen wohl, ja regelrecht geborgen fühlte.
    Lea hatte ihr süßes Versprechen sofort bereitwillig in die Tat umgesetzt und dabei ihrem Mann irgendwann lachend gesagt, was er sowieso schon wusste: »Du bist wirklich ein Phänomen.« Während er aus dem Rucksack die Stabtaschenlampe herausfischte und in der Höhle herumzuleuchten begann, klingelte ihm dieser Satz noch immer in seinem Ohr.
    Im ersten Moment, als er den stockfinsteren Tunnel rechts vor sich entdeckte, fuhr er erschrocken zusammen. Dieses unheimliche schwarze Loch, hinter dem sich ein langer Stollen weit in den Berg hineinbohrte, hatte er völlig vergessen. Aber jetzt erinnerte er sich daran, dass ihm irgendjemand einmal davon berichtet hatte, dass im Krieg einige Stelzenberger Bürger bei Luftangriffen hierher geflüchtet seien.
    Da ihn dieser Anblick ziemlich gruselte, entfernte er den kegelförmigen Leuchtstrahl wieder aus dem Tunnel-eingang und richtete ihn auf den wild zerklüfteten, ausgeschwemmten Felsen, der

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