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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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anders.«
    Tannenberg war zu sehr gedanklich mit sich selbst beschäftigt, um sich mit dem Einwurf seines Freundes konstruktiv auseinanderzusetzen.
    »Weißt du, Benny, wenn ich mich an die Gefühle erinnere, die ich damals als Sechzehnjähriger hatte, dieses unbeschreibliche Kribbeln im Bauch, wenn ich an dieses Mädchen dachte. Oder dieses tierische Herzklopfen, dieser unbändige Wunsch – oder vielmehr dieser Zwang –, die eigenen Gefühle, aber auch die grenzenlose Bewunderung für den anderen in einem Gedicht niederzuschreiben ...«
    Tannenberg brach ab, seufzte erneut, nagte nervös auf den Lippen herum. »Oder damals im Quartier Latin, als ich zum ersten Mal mit Lea geschmust hab ...« Er zog sein Taschentuch hervor, schnäuzte sich geräuschvoll. »Ja, ja, es stimmt schon: Ellen sieht Lea unheimlich ähnlich, aber sie ist eben nicht Lea.«
    »Du hängst noch sehr an deiner Frau, stimmt’s?«
    Tannenbergs Mund glich einem waagrechten Strich, er nickte stumm, sein Kinn bebte ein wenig. »Das war einfach alles ganz anders. Nicht so verkrampft und – ach, was weiß denn ich. Komm wir fahren runter und gehen schlafen.«
    Benny erhob sich. »Wolf, du musst nur Geduld haben. Du wirst schon sehen: Wenn die Richtige kommt, haut’s dich wieder genauso aus den Stiefeln wie früher. Egal wie alt du bist. Ich glaube, du klammerst dich zu sehr an deine Lea. Du suchst sie in einer anderen Frau. Das kann nicht funktionieren.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Inzwischen hatte sich Tannenberg ebenfalls aufgerichtet. Er stemmte mit einem Stoßseufzer seine Hände in die Hüften. »Ach, Gott, ich weiß ja auch nicht, was mit mir los ist. Ich glaube einfach, ich kann nie mehr eine Frau richtig lieben.«
    Plötzlich hörten die beiden Männer ein ohrenbetäubendes Detonationsgeräusch. Sie duckten sich reflexartig, blickten hinunter ins Tal. Sie sahen einen hellgelben, leuchtenden Feuerball, der dort gerade in die Höhe schoss. Nur wenig später verwandelte er sich bereits in bläulich züngelnde, prasselnde Flammen, aus denen eine schwarzgraue Rauchsäule zum gespenstisch erhellten Nachthimmel aufstieg.
    »Das war diesmal kein Gewehrschuss, das war eine Explosion!«, schlussfolgerte Tannenberg. »Und zwar genau dort, wo dein Wohnmobil steht.«
    »Verdoemte Stront!«, schimpfte Benny mit sich überschlagender Stimme.
    »Das war ein Anschlag auf uns. Verflucht!«
    Tannenberg setzte sich auf die Bank, zog seinen Freund am T-Shirt auf den Platz neben sich. Er fasste Benny am Arm. »Junge, wenn wir da drin gewesen wären ...« Er schluckte mehrmals, räusperte sich ergriffen. Dann begann er zu zittern. Er blickte auf seine nackten Arme, auf der die Gänsehaut aufsprießte. Kälteschauder durchfluteten ihn, seine Zähne fingen an zu klappern.
    »Wolf, was machen wir jetzt?«, fragte Benny leise.
    Tannenberg sprang auf, begann auf der Stelle herumzutrippeln und schüttelte dabei die Arme. »Mir ist so saukalt.«
    Nun erhob sich auch der holländische Kriminalbeamte von der Holzbank. »Mir auch. Das ist der Schock … und die Angst.«
    »Benny, du musst sofort zurück zu deiner Familie! Das hier ist viel zu gefährlich! Ich fahr dich jetzt gleich an den Bahnhof. Du musst sofort weg von hier!«, sagte er hastig. »Warum habe ich Idiot dich auch in die Sache reingezogen?«
    Nun konnte er sich nicht weiter beherrschen. Er setzte sich wieder hin, schlug die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu weinen.
    »Wolf, das konntest du doch nicht ahnen. Ich hätte doch auch niemals gedacht, dass die so weit gehen würden.« Benny nahm wieder neben ihm Platz. Er legte seinen Arm um Tannenbergs bebende Schultern, versuchte ihn zu trösten. »Aber woher konnten die nur wissen, dass wir hierhergefahren sind?«
    »Verdammt, verdammt«, jammerte Tannenberg. »Irgendjemand muss dir vom Kommissariat aus gefolgt sein.«
    »Aber es hat doch niemand vorher gewusst, wann ich in deiner Dienststelle aufkreuzen werde.«
    »Dann ist dir eben einer meiner lieben Kollegen gefolgt. Denn die waren ja direkt vor Ort, konnten direkt reagieren. Also gibt es nur eine logische Schlussfolgerung: einer meiner Kollegen steht beim organisierten Verbrechen auf der Gehaltsliste.«
    »Mann, Mann, Mann, ist das alles irre!«
    »Benny, ich habe keine Chance gegen diese Typen. Die sind mir total überlegen. Ich fahre jetzt in die Stadt und stelle mich.« Er zog sein T-Shirt aus der Hose und trocknete damit die Tränen ab. »Dann kann wenigstens euch nichts mehr

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