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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Parterre eine Eigentumswohnung besaß. Aber aufgrund dieses anregenden Erinnerungsschubs ging er erhobenen Hauptes über einen asphaltierten Weg um die Wohnanlage herum.
    Er brauchte nicht zu läuten, denn die Eingangstür stand sperrangelweit offen. Petra Flockerzie saugte gerade von ihm abgewandt den Flur. Tannenberg wartete geduldig, bis sie sich schließlich nach ein paar Sekunden zu ihm umdrehte. Als sie ihren Chef im Treppenhaus stehen sah, traf sie fast der Schlag. Sie starrte ihm mit offenem Mund ungläubig entgegen. Dabei tastete sie mit dem Fuß nach dem Ausschaltknopf des Staubsaugers. Sie fand ihn jedoch nicht. Aber anstatt einfach nach unten zu schauen, um besser zielen zu können, zog sie, ohne ihren bohrenden Blick auch nur einen Deut zu verändern, den Stecker neben der Eingangstür heraus.
    Das Einzige, was ihr über die Lippen kam, war ein leise dahingehauchtes »Ach Gott, Chef.« Danach verstummte sie schlagartig, warf die Hand vor die kreisrunde Mundöffnung. Tannenberg schob sie sanft in den Flur hinein und schloss behutsam die Tür.
    »Komm, Flocke, wir gehen in die Küche.« Er hakte seine Sekretärin unter und führte sie wie eine Schwerkranke zum Küchentisch.
    Petra Flockerzie ließ sich in Zeitlupentempo auf den Stuhl niedersinken. Sie trug eine leichte, mehrfarbige Sommerbluse und einen knielangen hellen Rock. Ihre schulterlangen, mittelblond gefärbten Haare waren an der Seite gescheitelt, leicht gewellt. Sie war ungeschminkt. Ihre rosige Gesichtshaut glänzte ein wenig, die Oberlippe zierten ein paar kleine Schweißperlen.
    Plötzlich erspähte sie Tannenbergs zerrissene Hose und dadurch natürlich auch die große Wunde an seinem Bein.
    »Um Gottes willen, Chef, was ist denn mit Ihnen passiert?«, rief sie erschrocken aus.
    »Nicht so schlimm, Flocke, das war nur’n kleiner Unfall. Kannst du mir bitte Wasser und einen Waschlappen bringen? Und wenn’s geht auch irgendwas zum Desinfizieren?«
    »Selbstverständlich, Chef.« Ihre Augen füllten sich mit Wasser, dicke Tränen quollen aus den Winkeln hervor. »Chef, das ist alles so schrecklich. Was können wir denn nur tun, um Ihre Unschuld zu beweisen?« Sie fixierte ihn mit einem energischen Blick. »Ich würd doch alles für Sie tun!«
    Tannenberg legte seine Hand auf die etwas feuchte, teigige seiner Sekretärin, tätschelte sie liebevoll. »Das weiß ich doch, Flocke, du treue Seele! Aber mach dir mal keine Sorgen. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber irgendwie schaffen wir das schon. Was haben die Spontis früher doch immer gesagt: Du hast keine Chance, also nutze sie.«
    »Aber wie denn nur, Chef? Ihre Kollegen vom K1 dürfen Ihnen doch gar nicht helfen.« Ihr Gesicht rötete sich immer stärker. »Die sind doch völlig draußen aus dem Fall.«
    »Ich weiß, Flocke, ich weiß«, entgegnete Tannenberg mit trauriger Stimme. »Wenn ich bloß wüsste, wer hinter dieser verdammten Sauerei steckt.« Er brach ab, räusperte sich. »Und vor allem möchte ich gerne wissen, wer der Maulwurf ist.«
    »Welcher Maulwurf?«
    »Flocke, es muss jemanden geben, der ganz eng am K1 oder der Staatsanwaltschaft dran ist und der …«
    »Glauben Sie wirklich, das ist einer von uns?«, warf die Sekretärin energisch dazwischen. Mit Vehemenz schüttelte sie den Kopf und ließ ein entschiedenes »Nein!« verlauten. »Das glaub ich nicht! Wer denn?«
    »Ich weiß es doch nicht. Aber irgendeiner muss der Maulwurf sein.«
    »Warum?«
    »Woher sollen diese Verbrecher denn sonst ihre Informationen haben? Und die Presse, woher wissen die immer alles?«
    Petra Flockerzie drückte sich mit ihren etwas zu kurz geratenen, schwabbeligen Armen auf der Tischplatte nach oben und erfüllte nun nacheinander die von Tannenberg geäußerten Wünsche.
    Darüber hinaus legte sie ihm gleich noch drei Sommerhosen ihres verstorbenen Gatten zur Auswahl vor. »Chef, Sie müssen Ihre Hose ausziehen. Sie brauchen keine Angst zu haben, ich dreh mich auch um.«
    »Quatsch, Flocke, wir sind doch erwachsene Menschen«, antwortete Tannenberg und entledigte sich vorsichtig seines zerrissenen Beinkleides.
    Während er anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht an der Wunde herumzutupfen begann, erklärte Petra Flockerzie mit unverhohlenem Stolz: »Übrigens, Chef, selbstverständlich ermitteln alle Ihre Mitarbeiter trotzdem weiter. Ohne dass der Herr Kriminaldirektor und der Herr Oberstaatsanwalt etwas davon mitbekommen.«
    »Sehr gut, Flocke, sehr gut«, lobte Tannenberg.
    »Aber diese

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