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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Baumbestand und ausladenden Rasenflächen geprägt wurde. Auf dem anscheinend erst vor kurzem frisch gemähten Gras tobten eine Unzahl Kinder herum. Eine Handvoll Jugendliche spielten Volleyball und eine Gruppe älterer Menschen warfen Boulekugeln. An mehreren Stellen waren bunte Decken ausgebreitet, auf denen einige Zeitgenossen entweder faul herumlagen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen, lasen oder sich aus einem mitgebrachten Picknickkorb verköstigten.
    Etwas verdeckt hinter den mächtigen Laubbäumen, die vom Schwanenweiher her lange Schatten auf den gelblich gebleichten Rasen warfen, entdeckte er einen muschelförmig geöffneten Musikpavillon, in dem gerade ein Bläserkonzert stattfand.
    Da seine Eltern bei schönem Wetter häufig zu diesen Freiluftveranstaltungen pilgerten, wusste Tannenberg zwar, dass diese Konzerte meist recht gut besucht waren, aber dass derart viele Menschen sich an diesem bilderbuchmäßigen Sommerabend hier einfinden würden, hätte er nicht gedacht.
    Etwa zehn Meter rechts neben zwei Container-Kiosken, an denen sich lange Menschenschlangen gebildet hatten, erspähte er endlich das, was er eigentlich suchte, was er allerdings die ganze Zeit über nicht gesehen hatte – weil er es gar nicht sehen konnte, denn das Reiterdenkmal war vollständig unter einer schmutziggrauen Bauplane versteckt.
    Von Sabrina war weit und breit nichts zu sehen.
    Er schaute auf seine Armbanduhr: 19 Uhr 50.
    Es ist ja auch noch etwas Zeit, sagte er sich. Dann aber wurde er plötzlich unsicher. Vielleicht ist sie ja auch wieder gegangen, als sie kein Reiterdenkmal entdeckt hat. Quatsch! Sabrina ist doch nicht blöd. Außerdem ist sie hier in der Stadt aufgewachsen, wohnt sogar in der Nähe. Vielleicht steht sie ja hinter dem Denkmal.
    Um auf seinem Weg zu dem verhüllten Denkmal möglichst wenigen Parkbesuchern zu begegnen, nahm er nicht den asphaltierten Spazierweg, sondern lief querfeldein über die kurzgeschorene Wiese. Kaum war er mehr als ein paar Meter gelaufen, als plötzlich seine junge Mitarbeiterin links hinter dem Reiterdenkmal auftauchte. Er beschleunigte sofort seinen Schritt.
    Sabrina trug eine hellblaue, knielange Caprihose. Über dem gebräunten Bauchstreifen umschloss ein enges, luftiges Tank-Top ihren durchtrainierten Oberkörper. Die locker von den Schultern herabhängende, schneeweiße Baumwoll-Trainingsjacke allerdings schien nicht unbedingt den hochsommerlichen Temperaturen angemessen und störte deshalb ein wenig den von jugendlicher Sportlichkeit geprägten Gesamteindruck. Aber Tannenberg wusste natürlich genau, was die Jacke verbergen musste: Sabrinas Dienstwaffe, die jederzeit durch den geöffneten Reißverschluss der Jacke zu erreichen war.
    Die junge Kriminalbeamtin erweckte einen sehr nervösen, abgespannten Eindruck. Zwar begrüßte sie ihren Chef, Trauzeugen und väterlichen Freund mit einer innigen Umarmung, aber der Körperkontakt der beiden währte nur kurz. Mit einer abrupten Bewegung befreite sie sich aus seinen langen Armen und trat einen Schritt zurück. Nun stand sie ein wenig seitlich versetzt von ihm.
    Tannenberg versuchte ihren Blick aufzufangen, aber der wanderte hektisch in der Gegend umher. Aus ihrem ansonsten so lebensfrohen, freundlichen Gesicht, das von einem großen, dunklen Augenpaar beherrscht wurde, war ihre jugendliche Unbeschwertheit gänzlich verschwunden.
    »Oh je, Wolf, was ist das bloß für ein blöder Treffpunkt hier! Gleich nachdem du weg warst, hab ich mir gesagt: das geht nicht. Im Volkspark können wir uns nicht treffen. Da sieht uns doch gleich jeder. Aber ich konnte dich ja nicht mehr erreichen.«
    »Ach, Sabrina, so schlecht ist der Platz doch gar ...«, wollte Tannenberg gerade die Bedenken seiner jungen Mitarbeiterin ein wenig zerstreuen.
    Weiter kam er jedoch nicht.
    Denn genau an dieser Stelle seines Satzes sah er plötzlich einen leuchtendroten Laserpunkt auf Sabrinas heller Jacke auftauchen.
    Er wusste sofort, um was es sich dabei handelte.
    Er hatte zwar solch einen brennenden Punkt bislang nur ein einziges Mal mit eigenen Augen gesehen, und zwar als Heiner ihm irgendwann einmal den von ihm erbeuteten Laserpointer eines Schülers vorgeführt hatte.
    Aber natürlich war Tannenberg augenblicklich klar, dass der Punkt auf Sabrinas Jacke nicht von einem Laserpointer, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Zielortung eines Präzisionsgewehrs stammte.
    Er reagierte blitzschnell: Ein reflexartiger Ruck ging durch seinen

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