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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Das hat Sie für die noch verdächtiger gemacht.«
    Während Petra Flockerzies verzweifelten Worten hielt Tannenberg seinen Blick auf die beige Kunststoff-Arbeitsplatte gerichtet, die mit Diätratgebern, Medikamentenpackungen und Diätdrinks reichlich bestückt war. Diese Utensilien waren ihm bei seinen vorangegangenen Besuchen überhaupt nicht aufgefallen. Nun schwenkte er seinen Blick wieder hinüber zu seiner deprimierten Mitarbeiterin.
    »Aber was hätte ich denn anderes machen sollen, Flocke?«
    Die Sekretärin biss die Zähne zusammen, ihr Kinn begann zu zittern. Sie kämpfte mit den Tränen. »Ich weiß es doch auch nicht, Chef.«
    Tannenberg erhob sich, legte seiner Sekretärin tröstend eine Hand auf die Schulter. »Sag den Kollegen, dass sie ja vorsichtig sein sollen. Und, liebe Flocke: Du sagst bitte niemandem etwas davon, dass ich hier bei dir war – klar?«
    »Jawohl, Chef.«
    »Ich verlasse dich jetzt auch gleich wieder.«
    »Aber warum denn? Wohin denn?«
    »Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.«
    Petra Flockerzies Miene glich einem fleischgewordenen Kummerkasten. »Das ist doch viel zu gefährlich, Chef«, jammerte sie. »Bleiben Sie bitte, bitte bei mir. Hier sind Sie sicher. Da kommt bestimmt keiner drauf, dass Sie sich bei mir verstecken.«
    »Und wenn doch? Ich will dich nicht noch stärker in die Sache hineinziehen, wie ich’s leider schon dadurch getan habe, indem ich hier aufgekreuzt bin.«
    So wie Benny, der arme Kerl, dachte Tannenberg. Er überlegte einen Moment, ob er ihr über den Mordanschlag berichten sollte, entschied sich aber dafür, dies besser nicht zu tun. Petra Flockerzie war nach seinem Eindruck emotional bereits angeschlagen genug.
    »Bleiben Sie doch bitte hier, Chef«, jammerte sie noch einmal.
    »Nein, nein, ich mach mich jetzt auf die Socken.«
    »Chef, das geht nicht!« Mit ihrer gesamten Körperfülle baute sie sich bedrohlich vor ihm auf. »Sie kommen mir hier nicht weg, bevor Sie etwas gegessen und getrunken haben! Sie sehen ja aus wie der Tod von Basel: eingefallene Wangen – völlig ausgehungert. Sie haben bestimmt in den letzten Tagen ein paar Kilo abgenommen.« Es folgte ein kurzer Stoßseufzer. »Eigentlich beneidenswert – aber in Ihrer Lage geht das nicht! Sie brauchen doch Kraft!«
    Tannenberg kam dieser befehlsartig vorgetragene Einwurf seiner Sekretärin nicht ungelegen, nagte doch schließlich seit dem vorhin eingesogenen, verführerischen Grillgeruch ein hartnäckiges Hungergefühl in seiner Magengegend.
    Zwar konnte Petra Flockerzie nur mit Schwartenmagen belegten Schnittchen und Exportbier aufwarten, aber trotzdem mundete es ihm in diesem Augenblick weitaus besser als jedes noch so teure Feinschmeckermenue.
     
     
     

12
    Wolfram Tannenberg benutzte für seine Fahrt zum Volkspark den Golf seiner Sekretärin. Obwohl er nicht bereit war, ihr seine weiteren Pläne zu offenbaren, überließ ihm die treue Seele trotzdem bereitwillig ihr Auto.
    Er parkte den zwar betagten, jedoch ausgesprochen gepflegten Golf auf dem direkt unterhalb der Jugend-Verkehrsschule gelegenen, unbefestigten Parkplatz, der bereits von mehreren Dutzend anderer PKWs belegt war. Tannenberg betrat den Park durch ein, in einem dichten Zaungestrüpp verstecktes grünes Metalltürchen, das man von der Entersweilerstraße aus kaum erkennen konnte. Mit wenigen Schritten durchquerte er den sich unmittelbar daran anschließenden, labyrinthähnlichen Parkteil, in dem auch einige weitverstreute Sitzbänke standen.
    Dieser zugewucherte, uneinsichtige Bereich wurde von den Parkbesuchern allerdings weitgehend gemieden. Ganz im Gegensatz zu den Obdachlosen, die sich gerade bei einbrechender Dunkelheit oft hierher flüchteten, Gelage feierten und anschließend hier nächtigten. Er wusste aus vielen Polizeiberichten, wie ausgesprochen beliebt dieser Treffpunkt und Schlafplatz unter den Berbern war. Unweit von der Stelle, an der er sich gerade befand, war vor einiger Zeit ein Obdachloser mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden worden.
    Er hatte nun den asphaltierten Rundweg innerhalb des eigentlichen Parkgeländes erreicht. Mit einem Male war er mitten in einer vollkommen anderen Welt. Er blickte sich um. Links neben ihm ruhten sich einige ältere Leute auf Parkbänken aus. Von der anderen Seite her näherte sich ihm gerade eine junge Familie mit Kinderwagen und einem angeleinten Golden Retriever.
    Sein Blick schwenkte von rechts kommend über die weitläufige Parkanlage, die von altem

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