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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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fuhr er darauf zu.
    Verdammt! Was machen denn die vielen Leute hier?, schockte ihn plötzlich der völlig unerwartete Anblick einer um den Gedenkstein versammelten, etwa zwanzigköpfigen Seniorengruppe, deren Mitglieder anscheinend gerade einem Vortrag lauschten.
    »Verschwindet! Aus dem Weg!«, schrie er so laut er nur konnte.
    Er fuhr mit Vollgas direkt darauf zu. Entsetzt flüchteten sich die älteren Leute zu den in der Mitte des kleinen Plateaus stehenden riesigen Rotbuchen. Tannenberg schoss rechts an dem Pulk vorbei. Hysterische Frauenschreie und wütende Männerstimmen loderten auf.
    Er hatte gehofft, dass diese unvermittelt aufgetauchte Menschengruppe Kreilingers Verfolgungsfahrt abrupt beenden würde. Dem war allerdings nicht so, denn in dem aufdringlichen Revierförster war anscheinend das Jagdfieber erwacht. Zwar reduzierte er kurzzeitig die Geschwindigkeit, aber gleich nachdem er die aufbrausende Menge passiert hatte, beschleunigte er wieder seinen Geländewagen.
    Es gibt nur einen Weg, auf dem mir dieser Mistkerl nicht mehr folgen kann: der gelbe Strich, entschied sich Tannenberg geistesgegenwärtig für einen schmalen, markierten Wanderpfad, der Kaiserslautern mit Mölschbach verband.
    Er hatte diesen Waldweg noch sehr gut in Erinnerung, schließlich war es der, den sein Vater immer benutzt hatte, um gemeinsam mit seinen Söhnen hierher zu gelangen. Es war der Einzige der sieben Wege, den man unmöglich mit einem Auto befahren konnte.
    Tannenberg hatte kaum mehr als hundert Meter auf dem engen, welligen und sehr kurvigen Fußweg zurückgelegt, als sich das kurzzeitig in ihm aufgekeimte Sicherheitsgefühl spontan wieder verflüchtigte. Ihm war nämlich urplötzlich klar geworden, dass der Förster sich in dieser Gegend natürlich noch weit besser auskannte als er selbst – und er deshalb genau wusste, an welcher Stelle der Pfad wieder auf einen Fahrweg mündete.
    Wahrscheinlich ist der Mistkerl in der Zwischenzeit außenrum gefahren und wartet bereits oben an dem kleinen Unterstand, bis ich komme, pulsierte es schockwellenartig in Tannenbergs Hirn. Der erwartet mich bestimmt mit seiner Knarre im Anschlag!
    Er stoppte, blickte sich zur Sicherheit nach allen Seiten um. Dann stieg er von Mariekes Scooter, lehnte ihn an einen Felsen und machte sich zu Fuß auf den Weg. Bereits nach wenigen Meter querfeldein fing sein linkes Bein derart zu schmerzen an, dass er eine Pause einlegen musste.
    Wo soll ich denn jetzt nur hin?, fragte er sich verzweifelt. In die Höhle kann ich nicht mehr zurück. Die werden schon sehr bald anfangen, mit Hundertschaften, Hubschraubern und Spürhunden systematisch den Wald zu durchkämmen. Kreilinger hat mich erkannt, dann weiß es heute noch die ganze Stadt. Und morgen steht es dann ganz dick in der Sonntagszeitung. – Die Hetzjagd ist eröffnet!
     

11
    »Sabrina, wo bist du gerade?«, flüsterte Tannenberg in sein Handy.
    »Wolf ... Wolf, bist du es wirklich?«
    »Ja. Wo bist du?«
    »Im K1, in meinem Zimmer.«
    »Bist du allein?«
    »Ja.«
    »Ich muss dich unbedingt treffen. Kannst du heute Abend in den Volkspark kommen?«
    »Volkspark? – Du bist also wieder hier?«
    »Geht das?«
    »Ja.«
    »Punkt 20 Uhr – am Reiterdenkmal!«
    »Ja.«
    »Du darfst unter keinen Umständen irgendeinem deiner Kollegen etwas davon sagen. Auch deinem Mann nicht!«
    »Auch Michael nicht?«
    »Nein! Geht das klar?«
    »Ja, du kannst dich darauf verlassen!«
    »Versprochen?«
    »Ja, versprochen. – Noch etwas anderes, Wolf: Max hat vorhin bei mir angerufen. Er wollte, dass einer von uns sofort zu dir nach Hause geht und dort Wache schiebt. Warum denn das?«
    »Erklär ich dir alles nachher. Hast du schon jemanden hingeschickt?«
    »Ja, Albert fängt an und wechselt sich mit Geiger ab.«
    »Gut gemacht, Sabrina. Bis später.«
    Tannenberg drückte die Unterbrechertaste und erhob sich ächzend von dem morschen Baumstamm, auf dem er völlig erschöpft und von starken Schmerzen gepeinigt eine kurze Rast eingelegt hatte. Er ging ein paar Schritte. Plötzlich blieb er wieder stehen. Mit sorgenvoller Miene blickte er hinunter zu seinem linken Bein. Er stellte den Fuß auf einen kleinen Felsen, knickte das lädierte Bein ein wenig nach innen und damit zum Boden hin ab.
    An der durch den Sturz freigelegten Stelle, unter welcher der dreieckige Stofffetzen wie eine schlaffe Wetterfahne herabhing, hatten sich in den Hautabschürfungen hellrote Blutschlieren mit Schmutzpartikeln und kleinen Steinchen

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