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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Körper. Er drehte die linke Schulter nach vorne, nahm den Oberkörper ein wenig zurück und riss parallel dazu die Hände nach oben.
    Er wollte Sabrina gerade zur Seite stoßen, als er einen peitschenartigen Gewehrschuss hörte.
    Das Projektil verfehlte Tannenbergs Brust nur um wenige Zentimeter.
    Sabrina dagegen wurde in den rechten Oberarm getroffen. Wie im Vollrausch torkelte sie mit wilden, unkoordinierten Bewegungen nach hinten.
    Geistesgegenwärtig machte er einen Satz auf sie zu, packte sie dort, wo er sie gerade greifen konnte, drückte sie auf den Rasen.
    Ein weiteres Schussgeräusch ertönte, diesmal aber war es heller und spitzer. Akustisch untermalt wurde es von hysterischen Menschenschreien, die aus Richtung des Musikpavillons zu ihm herüberdrangen.
    Aber Tannenberg nahm dies alles nicht bewusst war, er reagierte quasi vollautomatisch, wie ferngesteuert.
    In einer geradezu akrobatischen Bewegungsfolge, in der er sich duckte und, um dem Schützen kein allzu leichtes Ziel zu bieten, gleichzeitig ruckartige Körperbewegungen durchführte, gelang es ihm, seine am Boden liegende junge Kollegin in Windeseile hinter das verhüllte Denkmal zu zerren und sie damit in Sicherheit zu bringen.
    Ein schneller Blick auf Sabrinas sich rot einfärbenden Oberarmbereich genügte: Ihre Verletzung war allem Anschein nach nicht lebensbedrohlich. Er schrie lauthals nach einem Notarzt. Dabei saß er in der Hocke, Sabrinas Kopf auf seine Oberschenkel gebettet. Zärtlich streichelte er ihren Kopf.
    Plötzlich ertönte ein schrilles, abgehacktes Hupgeräusch.
    Erschrocken warf er den Blick nach oben.
    Direkt vor ihm stand ein Geländemotorrad, dessen behelmter Fahrer nervös am Gashebel herumspielte, die Maschine im Leerlauf aufheulen ließ. Mit einer eindeutigen Geste forderte er Tannenberg auf, das Motorrad zu besteigen.
    »Los, fahr mit!«, schrie Sabrina. »Du musst hier weg!«
    »Und du?«
    »Ich bin O.K.«
    Tannenberg nickte. Obwohl er das Gesicht des Fahrers hinter dem silberfarbenen Spiegelvisier nicht erkennen konnte, zögerte er keine weitere Sekunde.
    Er sprang auf die Sitzbank, umklammerte den Bauch des unbekannten Helfers. Der Biker gab Vollgas. Das grobstollige Profil des Hinterreifens riss Grasbüschel und Erdbrocken aus der Wiese, die in weitem Bogen nach oben schleuderten.
    In rasender Fahrt schoss das Geländemotorrad an verängstigten Menschen vorbei, die hinter dicken Baumstämmen Schutz gesucht hatten und nun die Fortsetzung dieses Spektakels mit aufgerissenen Mündern begafften. Sie begleiteten mit ihren staunenden Blicken das Motorrad, wie es auf den nördlichen Rand des Volksparks zusteuerte, in dem sich ein riesiger Kinderspielplatz befand. Mit einem etwa zwei Meter breiten Wasserlauf war dieser Bereich vom anderen Teil des Parks abgetrennt.
    Der Fahrer verringerte kurz davor die Geschwindigkeit, so als wolle er sich zuerst Klarheit über die Tiefe des Wassergrabens verschaffen. Dann aber preschte er zügig mitten hindurch. Hohe Wasserfontänen schossen auf beiden Seiten des Motorrads schräg nach außen. Die rechte Fontäne spritzte sogar bis hinüber zu einer kleinen Schutzmauer aus aufgetürmten Felsbrocken, hinter der einige Mütter ihre schreienden Kinder fest an den Körper gepresst hielten.
    In waghalsiger Manier ging es nun direkt neben einer chromfarbenen Rutschbahn eine kleine Anhöhe hinauf, dann über eine nahezu waagrecht verlaufende, holprige Kopfsteinpflaster-Passage und anschließend querfeldein den Abhang hinunter zu einer unbelebten Seitenstraße.
    Das Motorrad kam zum Stillstand, der Fahrer drehte sich zu Tannenberg um, klappte das Visier nach oben.
    »Na, wie geht’s, du alter Wahnsinniger?«, fragte Benny de Vries mit einem unglaublich breiten Grinsen, das in voller Pracht sein makelloses, strahlendweißes Gebiss zum Vorschein brachte. »Hast du dir nicht denken können, dass das ’ne Falle ist?«
    »Nee ... doch ... eigentlich ... aber ... Sabrina ...«, suchte Tannenberg stammelnd nach Worten.
    Benny wollte die verbalen Strukturierungsbemühungen seines Freundes nicht abwarten. Er war anscheinend sehr in Eile. »Wo geht’s von hier aus zum Hochspeyerer Strich – oder wie das heißt?«
    »Stich, nicht Strich!«, korrigierte Tannenberg.
    »Egal! Wie muss ich fahren?«
    »Was willst du denn dort?«
    »Frag nicht, gib mir ’ne Antwort! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Dort soll ein Weg zu einer alten Burg abzweigen. Genau da müssen wir hin.«
    Als Tannenberg zögerte, schlug

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