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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Hoffnung.«
    Tannenberg riss die Hände auseinander, schlug sie vors Gesicht. Er sackte noch mehr in sich zusammen, schluchzte.
    Auf Wilhelm Bornschein hatte dieser Anblick gewaltigen Eindruck gemacht. Ächzend wie eine sturmgeplagte Eiche erhob er sich. »Kommen Sie mal mit. Wir gehen jetzt ein paar Türen weiter zu einem Mitbewohner.« Er räusperte sich. »Egal, was der davon hält.«
    Der ältere Herr, den Tannenbergs Vater ausnahmsweise einmal nicht kannte, war erst nach der Vorlage von Fouquets Dienstausweis zu überzeugen, den späten Besuchern Zutritt zu seinem bescheidenen Refugium zu gewähren.
    Nachdem die Männergruppe einen ähnlichen, allerdings etwas wohnlicher eingerichteten Raum betreten hatten, stach ihnen sogleich der Grund für das abweisende Verhalten des ehemaligen DDR-Bürgers ins Auge: Hinter einem in den Vorhang eingelassenen Guckloch stand eine, auf einem Stativ montierte, im Vergleich zu den modernen Digitalkameras recht antiquiert wirkende, klotzige Videokamera. Rechts davon befand sich auf einem kleinen Tischchen ein Fernsehgerät mitsamt Videorecorder.
    Wilhelm Bornschein klärte seinen Spannerkumpanen über den Grund des überraschenden Besuchs auf. Der reagierte sehr ungehalten über den offenkundigen Vertrauensbruch, titulierte seinen Flurkollegen gar mehrfach als »elenden Verräter«.
    Seit Jacob Tannenberg vor ein paar Sekunden den Raum betreten hatte, starrte er gebannt auf die große Hammer- und Sichel-Flagge an der Wand, die wirklich kaum zu übersehen war. Als er nun auch noch die mit sächsischem Dialekt ausgestoßenen Beschimpfungen hörte, sah er sich spontan zu einer geharnischten Reaktion veranlasst:
    »Ruhe!«, schrie er laut. »Sie beantworten uns jetzt sofort die folgende Frage: Haben Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Ihre Kamera laufen lassen?«
    Der Ostdeutsche verstummte schlagartig.
    »Los, beantworten Sie sofort die Frage meines Vaters oder wir nehmen Sie direkt mit ins Kommissariat.«
    Diese Drohung zeitigte umgehende Wirkung.
    »Nein, nein ... Leider nicht. Ich bin erst gestern aus Dresden zurückgekommen, wo meine Tochter ...«
    »Scheiße, verdammte!«, fluchte Tannenberg sogleich los. »Ist das wirklich wahr?«
    »Ja, Herr Kommissar.«
    Aus lauter Wut trat Tannenberg an einen vermeintlichen Kleiderschrank, der rechts von ihm stand. Die Tür war nur angelehnt und öffnete sich nun quietschend ein paar Zentimeter breit. Durch den Spalt konnte man Videokassetten erkennen.
    Fouquet hatte dies ebenfalls bemerkt. Er schob die Türen auseinander. Eine feinsäuberlich mit Datumsangaben versehene Kassettensammlung empfing die staunenden Betrachter. Mit einem schnellen Blick hatten sich Fouquet ebenso wie sein Chef davon überzeugt, dass genau für den Zeitraum, in der Leonie auf so dramatische Weise ums Leben gekommen war, keine Kassette vorhanden war. Im Videorecorder steckte die aktuellste, mit dem gestrigen Datum beschriftete.
    »Aber, Wilhelm, du hast doch genau gewusst, dass ich in der Zeit gar nicht da war. Warum hast du denn dann die Leute überhaupt zu mir gebracht?«, fragte der gebürtige Sachse vorwurfsvoll.
    »Nicht deswegen ... Nicht wegen dir ...«
    Tannenberg, dessen Stirn an ein zerknittertes Hemd erinnerte, verstand nun überhaupt nichts mehr. »Könnten die Herren vielleicht bitte mal Klartext reden?«
    Die beiden alten Männer blickten sich tief in die Augen. Nach ein paar Sekunden angespannter Stille sagte schließlich der alte Mann mit dem näselnden Dialekt: »Wilhelm, du weißt, was das bedeuten würde, wenn wir etwas darüber verraten?«
    Bornschein presste die Lippen zusammen, schluckte, nickte stumm.
    »Der macht uns fertig – fix und fertig!«
    »Wer macht Sie fertig?«, wollte Kommissar Fouquet wissen.
    Bornschein und der Sachse schienen unter einem gewaltigen Leidensdruck zu stehen.
    »Ich garantiere Ihnen, dass die Polizei Sie beschützen wird, egal wovor und vor wem Sie solche Angst haben«, versprach Tannenberg, dessen eigene Situation ihm in den letzten Tagen eigentlich vom genauen Gegenteil überzeugt haben musste.
    »Der Hausmeister«, übersprang nun Bornschein mit einem mutigen Satz die Mauer des Schweigens. »Der hat oben unterm Dach ein Studio, wo er alles filmt, was die dort drüben so alles an Sauereien treiben. Mit mehreren Kameras. Dass ihm ja nichts entgeht.«
    Nun wurde auch sein Spannerkumpel auskunftsfreudiger. »Der verkauft die Sachen auch. Übers Internet.«
    »Und der hat uns auch schon so Sauereien mit

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