Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
Vom Netzwerk:
sich überhöflich
an den Hausherrn. »Herr Kreinbrink, wenn Sie erlauben, beginne ich jetzt.«
    »Nur zu.« Kreinbrinks Lächeln wirkte
süßsauer.
    »Frau Hogreve, meine Herren, ich habe Sie
hier zusammengerufen, da es einige Neuigkeiten gibt. Wir stehen kurz vor der
Auflösung des Falles Yadira Martinéz.«
    Zwischen den erstaunten Gesichtern
ringsherum gab sich Maike einige Mühe, eine undurchschaubare Miene aufzusetzen.
Niemand sollte ihr anmerken, dass Mendelskis optimistische Prognose nur ein
Bluff war. Ob ihr gewagtes Vorhaben funktionieren würde? Sie schaute auf die
Uhr. Wo nur die aus Celle blieben …
    Mendelski legte los: »Der Gärtner Rolf
Wiegand, Sie alle kennen ihn, hat heute früh gestanden, Yadira Martinéz am
Donnerstagmorgen leblos in dem Pool da drüben gefunden zu haben. Er war
offenbar im Glauben, die jungen Leute hätten mal wieder gefeiert und einen über
den Durst getrunken, wie so oft im letzten Sommer, und nahm an, das Mädchen
wäre durch einen Unfall ertrunken. Er hat Yadira aus dem Wasser gezogen, und da
er sich mitschuldig am Tod des Mädchens fühlte, hat er die Leiche heimlich
fortgeschafft. Denn es war seine Aufgabe gewesen, das Wasser abzulassen, den
Pool zu säubern und winterfest zu machen. Diese Arbeit hatte er immer wieder
aufgeschoben – mit tödlichen Folgen.«
    Mendelski blickte sich um und fixierte
einen nach dem anderen.
    »Statt die Tote irgendwo zu verscharren,
hat er sie zum Streckenplatz in von Bartlings Revier geschafft. Er wusste, dass
dort eine Drückjagd stattfand – und er wusste auch, wer daran teilnahm.
Indem er die Leiche dorthin brachte, wollte er von sich selbst ablenken,
andererseits ging es ihm aber auch darum, jemand anderem die Schuld am Tod des
Mädchens in die Schuhe zu schieben. Jemandem, von dem alle wussten, dass er
noch eine Rechnung mit Yadira offen hatte.«
    Alle Blicke richteten sich nun auf Pagel,
der mit verschränkten Armen und scheinbar teilnahmslos in den Himmel starrte.
    »Als sich unsere Ermittlungen jedoch mehr
und mehr auf das Kreinbrink’sche Grundstück und den Pool konzentrierten, sah
sich Wiegand in die Enge getrieben und geriet in Panik. Er unternahm noch ein
weiteres Ablenkungsmanöver im Wald, wo er eine Spur zur Jagdhütte und Herrn
Pagel legte, dann überwältigte, fesselte und knebelte er Frau Hogreve, weil er
befürchten musste, sie würde ihn an die Polizei verraten. Schließlich
verbarrikadierte er sich in seinem Haus. Als Kai Kreinbrink und Finn Braukmann
ihn dort aufstöberten, floh er mit dem Fahrrad und sprang schließlich von der
Eisenbahnbrücke. Glücklicherweise hat er den Sprung überlebt und liegt jetzt
mit gebrochenen Beinen, aber ohne lebensgefährliche Verletzungen im
Krankenhaus.«
    »Wer hat Ihnen denn diese zweifelhafte
Geschichte aufgetischt?«, fuhr von Bartling dazwischen. »Etwa Wiegand selbst?
Der Mann hat allerhand kriminelle Energie bewiesen. Warum glauben Sie ihm? Hat
er überhaupt ein Alibi für die Nacht?«
    »Das wird zur Stunde überprüft«, erwiderte
Mendelski kühl. Dass er damit die Unwahrheit sagte und über den
rechthaberischen Kommentar ziemlich verärgert war, ließ er sich nicht anmerken.
»Wiegand lebt allein. Da wird es schwierig, jemanden zu finden, der seine
Anwesenheit zu Hause bezeugen kann.«
    »Na sehen Sie!«
    Mendelski überging diesen Einwand. »Kehren
wir zur Nacht auf Donnerstag zurück.« Er schaute Kai und Finn an, die
einträchtig nebeneinander auf der Holzbank der Veranda saßen. »Kai, Sie sagten,
Sie hätten sich gegen Mitternacht von Yadira verabschiedet. Jeder von Ihnen
beiden sei in seinem Zimmer verschwunden. Aus irgendeinem Grund ist sie aber
noch einmal in den Garten hinunter. Haben Sie eine Ahnung warum?«
    »Nein.« Kai rutschte unruhig auf der Bank
hin und her. »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Und Sie haben nichts gehört? Kein
heimliches Klopfen, kein entferntes Handygeräusch, kein Türschlagen, Autogehupe
oder dergleichen?«
    »Nein, nein und nochmals nein!«, brauste
Kai auf. »Wie oft soll ich das noch wiederholen? Was soll das überhaupt?«
    »Sie waren immerhin der Letzte, der Yadira
lebend gesehen hat.«
    »Deswegen muss ich doch noch lange
nicht …« Er stockte.
    »Was müssen Sie noch lange nicht?«
    Kai winkte ab. »Ach, auch egal …«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu.« Mit zwei
schnellen Schritten war Mendelski nahe an die Bank herangetreten und beugte
sich zornig zu Kai hinab. »Sie verschweigen uns was!«, donnerte er den

Weitere Kostenlose Bücher