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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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sich zu verteidigen.
    »Nein, Herr Kreinbrink«, erwiderte
Mendelski hart. »Niemand hat Sie knapp verfehlt. Sie sind nämlich gar nicht
gegen eins nach Hause gekommen, sondern erst viel später. Nur frage ich mich,
warum Sie uns diese Lüge auftischen und …« Er unterbrach seinen Satz, weil
Konrad Kreinbrink plötzlich zu ihm getreten war.
    »Kann ich Sie bitte einen Augenblick
allein sprechen?«, bat er mit unterdrückter Stimme. »Unter vier Augen.«
    * * *
    »This is Eschede« , sagte Jo Kleinschmidt, als sie das Ortsschild passierten.
Erst jetzt nahm er den Fuß vom Gas. »Here is our
destination.« Mit einem Blick in den
Rückspiegel prüfte er, ob seine Ankündigung, dass sie ihr Ziel erreicht hatten,
hinten auf der Rückbank angekommen war.
    Doch die junge Frau schaute nur regungslos
aus dem Fenster und betrachtete die Häuser. Ellen Vogelsang an ihrer Seite ließ
sie lieber in Ruhe.
    Strunz schaltete das Martinshorn ab.
    »Nimm das Blaulicht vom Dach«, forderte er
seinen Kollegen auf, bevor sie die B191 verließen und in die Albert-König-Straße
einbogen. »Sonst kriegen wir noch Ärger mit Robert. Er hat doch gesagt, wir
sollen so unauffällig wie möglich dazustoßen.«
    Kleinschmidt tat, wie ihm befohlen.
    * * *
    »Ich muss meine Aussage
revidieren«, begann Kreinbrink zögernd, nachdem sie die Tür des Blockhauses
hinter sich geschlossen hatten. Er und Mendelski waren allein. Die anderen
warteten derweil draußen unter der Aufsicht von Maike Schnur. »Ich denke, Sie
werden mich verstehen.«
    »Das wird sich zeigen«, erwiderte
Mendelski, während er sich mit beiden Händen auf eine Stuhllehne stützte. »Es
wirft schon ein bezeichnendes Licht auf Ihre Ehrlichkeit, Herr Kreinbrink. Erst
jetzt, weil Sie unter Druck geraten, wollen Sie sich äußern.« Er machte aus
seinem Ärger kein Geheimnis.
    »Es gibt im Leben Situationen …«
Kreinbrink holte tief Luft. »Also: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bin
ich nicht gegen eins, sondern erst gegen sechs nach Hause gekommen. Es gibt
eine Frau in Celle, die das bezeugen kann. Ich habe davon nichts erwähnt, weil
die besagte Dame verheiratet ist. Ihr Ehemann weiß nichts von der Liaison.« Die
Stimme des sonst so selbstsicheren Steuerberaters war immer leiser geworden.
    Mendelski schaute ihn skeptisch an. »Wir
werden das überprüfen«, brummte er.
    »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«
    »Das beweist gar nichts. Ich brauche Namen
und Adresse«, erwiderte der Kommissar zunehmend gereizt.
    »Die nenne ich Ihnen – wenn Sie mir
Diskretion versprechen.«
    »Es steht Ihnen in der jetzigen Situation
wohl nicht zu, Forderungen zu stellen.« Mendelskis Geduld war erschöpft. »Auf
Ihrem Grundstück ist ein junger Mensch auf fragwürdige Weise umgekommen, und
Sie denken nur an Ihren guten Ruf. Da platzt mir doch der Kragen.«
    »Ich denke nur an den Ruf der besagten
Dame, nicht an meine Reputation.« Kreinbrink schaute zerknirscht zu Boden. »Sie
wissen ja nicht, um wen es sich handelt.«
    »Sie erwarten wohl nicht, dass ich darauf
Rücksicht nehme«, fertigte Mendelski ihn brüsk ab. »Und wenn’s die Frau des
Polizeidirektors wäre.« Er wandte sich zum Gehen. »War’s das?«
    »Bitte kein Wort zu Kai«, bat Kreinbrink.
»Vorläufig jedenfalls. Wenn, dann soll er es von mir erfahren.«
    Wortlos öffnete Mendelski die
Blockhaustür.
    * * *
    Im Schritttempo rollte der Wagen
auf den Hof. Das Knirschen der Reifen auf dem Kies übertönte die Motorgeräusche.
Jo Kleinschmidt brachte das Auto unter den Eichen zum Stehen, wo bereits
diverse andere Fahrzeuge – vornehmlich Geländewagen, aber auch ein
Streifenwagen – parkten.
    Zunächst traute sie sich nicht
auszusteigen. Erst als Ellen Vogelsang um das Auto herumging und ihr die Tür
öffnete, rührte sie sich. Bedächtig setzte sie einen Fuß nach dem anderen auf
den Kies.
    Mit traurigen, aber neugierigen Augen
musterte sie das große Bauernhaus und die mächtigen Eichen.
    »It’s exactly like she described it« , sagte sie.
    Die anderen schauten sich verwundert an.
    »Yadira wird ihr das Haus beschrieben
haben«, flüsterte Strunz den anderen beiden zu. »Geht ihr schon mal hinterher.
Ich ruf nur rasch Robert an.«
    * * *
    Mendelski wollte gerade auf die
Veranda treten, als Maike Schnur ihn zurück ins Blockhaus drängte. In der Hand
hielt sie ihr Handy. Sie wartete, bis Konrad Kreinbrink außer Hörweite war, und
schloss die Blockhaustür. »Sie sind da«, flüsterte sie schließlich und

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