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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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ich wieder gegangen.
Yadira hat mich noch zu der Lücke in der Hecke begleitet – da habe ich sie
zum letzten Mal lebend gesehen.« Er schluckte, schaute Mendelski aber ins
Gesicht. »Das schwöre ich.«
    »Das brauche ich etwas genauer.« Mendelski
setzte sich neben Finn auf die Bank. »Was haben Sie in der Zeit im Blockhaus
gemacht?«
    »Wir haben geredet.«
    »Nicht mehr?«
    Finn wurde rot. »Ein bisschen geschmust,
ja, mehr aber nicht. Es war doch unsere erste Verabredung … Wer konnte
denn ahnen, dass es auch die letzte sein würde.« Er schniefte.
    Mendelski fiel ein, dass Yadira noch
Jungfrau gewesen war, als sie starb, und hakte zunächst nicht weiter nach.
    »Yadira hatte aber doch schon länger ein
besonderes Vertrauen zu Ihnen, nicht wahr? Wenn ich an die Drohbriefe
denke …«
    »Ja, das stimmt wohl. Wir haben uns immer
sehr gut verstanden. Wenn das alles nicht passiert wäre, dann hätte sie …«
Der Satz endete in einem heftigen Schluchzen. Finn senkte den Kopf und kramte
ein zerknülltes Papiertaschentuch hervor, um sich lautstark zu schnäuzen.
    Mendelski ließ ihm einen kurzen Moment
Ruhe. »Können Sie sich an die Wolfsfeder erinnern?«, lenkte er dann das
Gespräch in andere Bahnen. »War sie noch an ihrem Platz, als Sie das Blockhaus
verließen?«
    Finn schüttelte den Kopf. »Hab ich nicht
drauf geachtet.«
    »Wann und wie haben Sie von Yadiras Tod
erfahren?«
    »Donnerstagnachmittag. Kai hat mich aus
dem Wald heraus angerufen.«
    »Und am Abend sind Sie dann mit den
Drohbriefen zu uns nach Endeholz gekommen. Aber Ihr heimliches Rendezvous mit
Yadira haben Sie verschwiegen.«
    »Zu dem Zeitpunkt dachte ich doch noch,
unser Treffen im Garten wäre nicht weiter wichtig. Yadira war ja weit entfernt
von hier im Wald gefunden worden.«
    »Aber spätestens, als wir hier gestern
zusammen am Pool waren, hätten Sie den Mund aufmachen müssen.«
    Finn zuckte mit den Schultern. »Da traute
ich mich auch nicht mehr«, sagte er kleinlaut. »Außerdem hatte ich geglaubt,
dass Sie auch ohne meine Aussage weiterkommen würden. Ich hatte ja nichts
gesehen …«
    Mendelski erhob sich von der Bank und
entfernte sich langsam ein paar Schritte. »So, so, Sie hatten nichts gesehen«,
sagte er mit deutlich mehr Schärfe, ohne Finn anzusehen. »Das soll ich Ihnen
glauben? Sie sind der Letzte, von dem wir wissen, dass er Yadira lebend gesehen
hat.« Mendelski drehte sich um. »Wer sagt uns denn, ob wir Ihnen diese
Geschichte glauben können?«
    Mit schnellen Schritten kam er zur Bank
zurück und beugte sich zu Finn hinunter. »Herr Braukmann, Sie haben ziemlichen
Mist verzapft.« Seine Stimme wurde hart. »Sie haben die Klappe gehalten, so
lange es ging. Und erst, als wir Ihnen auf die Schliche gekommen sind, da
servieren Sie uns diese rührende Geschichte – nachdem Sie zusammen mit Kai
Kreinbrink den Wiegand fast zu Tode gehetzt haben. Sie stecken in der Sache
drin – bis zum Hals.«
    Resigniert sackte Finn in sich zusammen.
»Wenn Sie mir nicht glauben, dann verhaften Sie mich doch«, murmelte er.
    Mendelski richtete sich auf und schaute in
die Runde. Da hockten sie vor dem Blockhaus, die Akteure in diesem Drama, und
schauten verunsichert drein: Von Bartling und Jagau, Kreinbrink senior, Joachim
Pagel und Irene Hogreve. Kai Kreinbrink und Finn Braukmann starrten verbissen
zu Boden, während Maike Schnur und die beiden Polizisten das Geschehen aus
kurzer Distanz beobachteten.
    Ohne ihn direkt anzusehen, stellte
Mendelski Finn eine weitere Frage: »Finn, Sie sagten, Sie hätten Yadira um kurz
nach eins das letzte Mal lebend gesehen und danach das Grundstück durch die
Buchenhecke verlassen.«
    Finn hielt den Kopf gesenkt und antwortete
nicht.
    »Der Weg in den Ort führt an der
Hofeinfahrt vorbei. Da müssten Sie doch mitgekriegt haben, wie Herr Kreinbrink
heimgekommen ist?«
    Finn schüttelte den Kopf. »Der war noch
nicht da«, sagte er leise. »Sonst hätte ich das gemerkt.«
    »Sonst hätten Sie das gemerkt. Ja, das
glaube ich Ihnen sogar.«
    Abrupt drehte sich Mendelski zum Hausherrn
um. »Herr Kreinbrink, Sie sagten, Sie wären in jener Nacht gegen eins nach
Hause gekommen, hätten im Haus niemanden mehr angetroffen und seien umgehend zu
Bett gegangen. Dummerweise hat davon aber niemand etwas bemerkt, weder Frau
Hogreve noch Ihr Sohn, und selbst Finn nicht, der just zu dieser Zeit das
Grundstück verließ.«
    Kreinbrink senior wechselte die Farbe.
»Wir werden uns knapp verfehlt haben«, versuchte er

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