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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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einen
zweiten Versuch. Mit zusammengekniffenen Augen lugte er vorsichtig um die Ecke.
    Wieder schnellte sein Kopf zurück.
    Zwei Personen kamen mit schnellen
Schritten über den Rasen auf ihn zugelaufen.
    Er hatte sie sofort erkannt. Es war das
seltsame Paar von der Kripo Celle. Der ältere Mann mit dem leicht nach vorn
gebeugten Gang und die junge Frau mit der frechen Frisur. Mit angehaltenem Atem
stand Wiegand wie zur Salzsäule erstarrt auf der Schwelle zum Schuppen und
wagte nicht sich zu rühren. Da die beiden schon recht nah gekommen waren,
traute er sich auch nicht, die Tür zuzuziehen. In der leicht geöffneten
Position gab sie den Blick ins dunkle Innere des Schuppens frei.
    »Das ist ja höchst seltsam«, hörte er die
junge Frau sagen. »Mysteriös geradezu.«
    »Warten wir’s ab«, antwortete der Mann.
»Wahrscheinlich hat sich da nur jemand einen makabren Scherz erlaubt.«
    Die Stimmen entfernten sich in Richtung
Hof.
    Rolf Wiegand atmete tief durch. Mit dem
Rücken an einen Pfosten gelehnt, wischte er sich mit dem Handrücken den Schweiß
von der Stirn. Das war gerade noch mal gut gegangen.
    Auf dem Hof klappten zwei Autotüren, ein
Motor wurde angelassen, und das Fahrzeug brauste mit im Kies knirschenden
Reifen davon.
    Vorsichtshalber wartete er noch einige
Minuten und wagte sich dann erneut an die Tür.
    Er stand schon draußen, die eine
Körperhälfte von der Abendsonne beschienen, die andere im Schatten, als er
erneut Motorengeräusch vernahm. Es kam wieder vom Hof. Dieses Mal fuhr kein
Fahrzeug davon, es kam eins.
    Rolf Wiegand zog es vor, noch einmal im
Schatten des Holzschuppens unterzutauchen. Gehetzt zog er die Tür bis auf einen
schmalen Spalt zum Spähen hinter sich zu.
    Sollten die beiden Polizisten
zurückgekehrt sein?, fragte er sich mit einem Anflug von Panik. Seinetwegen?
    Bevor er den Gedanken zu Ende spinnen
konnte, klappte eine Autotür. Kurz darauf hastete eine Person am Schuppen
vorbei in Richtung Garten.
    Wiegand hatte durch den winzigen Spalt in
der Tür sofort erkannt, um wen es sich handelte. Der Herr des Hauses,
Kreinbrink senior, eilte über den Rasen zum Blockhaus hinüber.
    Der Gärtner folgte ihm aufmerksam mit den
Augen. Er beobachtete, wie Konrad Kreinbrink die beiden Eiben erreichte, die
den Rasen begrenzten, und dann stehen blieb. Kai und Finn waren vor ihm
aufgetaucht. Die drei unterhielten sich kurz – Kai fuchtelte dabei wild
mit den Armen –, dann verschwanden sie gemeinsam im Blockhaus.
    Jetzt oder nie, dachte Wiegand.
    Vorsichtig schob er die knarrende Holztür
auf und trat hinaus. Bevor er die Tür wieder hinter sich schloss, warf er noch
einmal einen flüchtigen Blick ins Schuppeninnere.
    Die Sonne stand so tief, dass ihre langen
Strahlen bis in den letzten Winkel des Schuppens reichten. Einem Scheinwerfer
gleich erfasste das Licht neben mit Spinnenweben überzogenen Brennholzscheiten
und staubbedeckten Brettern auch ein Paar Schuhe.
    Die gepflegten, glänzenden
Damenlederschuhe passten nicht recht in das schmuddelige Ambiente des
Schuppens.
    Außerdem schienen Füße darin zu stecken.
    * * *
    Mit deutlich mehr als den
erlaubten fünfzig Stundenkilometern rasten sie über die Uelzener Straße und
bogen dann in die Hermannsburger Straße ein. Maike Schnur liebte diese
schnellen Einsatzfahrten mit dem magnetischen Blaulicht auf dem Autodach.
    »Vielleicht will uns jemand vom Pool
weglocken?« Sie warf einen fragenden Blick auf Mendelski neben sich. Der besann
sich erst jetzt darauf, den Sicherheitsgurt anzulegen, und fummelte am
Gurtschloss herum. »Aber wenn ja, warum?«
    »Kann schon sein«, grummelte Mendelski,
dem es bei ihrer rasanten Fahrweise nicht gelang, den Gurt zu verriegeln.
Außerdem schien er mit seinen Gedanken bereits bei ihrem nächsten Einsatzort zu
sein.
    »Die anderen sind ja noch da«,
beschwichtigte Maike sich selbst. »Sie werden schon aufpassen, dass nichts
verschüttgeht.«
    Mendelski brummte etwas Unverständliches.
    Maike war in Debattierlaune und hatte ihr
Mundwerk dem Fahrstil angeglichen. »Du meinst also«, sagte sie, während sie im
vierten Gang die Eisenbahnbrücke hinaufjagte, »es könnte das fehlende Stück vom
Amulett des Mädchens sein, das Ellen im Pool entdeckt hat.«
    Er nickte wortlos.
    »Da entwickelt sich ja eine superheiße
Spur«, fuhr sie redselig fort. »Alles deutet darauf hin, dass Yadira im Pool
der Kreinbrinks umgekommen ist. Tod durch Ertrinken. Dazu passen das
Chlorwasser in ihrer Lunge und das

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