Wolfsfeder
Forstwirt. »Laut Ihrer Order sollte ich mich ja nicht vom Fleck
rühren.«
»Immerhin hat man hier gestern eine Leiche
gefunden, deshalb habe ich die Angelegenheit als äußerst wichtig eingestuft«,
erklärte von Bartling. »Und Sie sofort angerufen.«
»Na ja, ›sofort‹ erscheint mir etwas
übertrieben«, konterte Mendelski trocken und schaute vielsagend auf seine
Armbanduhr. »Wenn Herr Jagau gegen sechzehn Uhr die brennenden Schwedenfeuer
entdeckt und Sie umgehend informiert hat, sind seitdem mehr als drei Stunden
vergangen.«
»Ich habe im Stau gestanden.« Von
Bartlings Augen funkelten angriffslustig. »Auf der Moorautobahn zwischen
Hannover und Celle. Ich wollte mir zunächst selbst ein Bild machen, bevor ich
Sie am Ende grundlos belästige. Aber egal. Was wollen Sie jetzt machen?«
Mendelski schaute Maike an und fragte.
»Haben wir Taschenlampen dabei?«
Sie nickte.
»Dann wollen wir besser mal nachschauen,
wohin uns die Brüche führen.«
* * *
»Oben ist sie auch nicht.«
Konrad Kreinbrink kam die Treppe
heruntergelaufen. Im Flur erwarteten ihn Kai und Finn.
»Das ist äußerst seltsam«, rief der
Hausherr mit sorgenvoller Miene und nahm die Brille ab. »Es ist so gar nicht
ihre Art, ohne Bescheid zu geben, das Haus zu verlassen. Wann habt ihr sie denn
zuletzt gesprochen?«
»Heute Nachmittag, so gegen vier«,
erwiderte Kai. »Finn und ich waren gerade mit dem Auto unterwegs im Ort, als
sie mich übers Handy anrief. Sie war ganz aufgeregt und erzählte von der
Polizei im Garten, die einfach so übers Grundstück gestiefelt sei. Wir sind
sofort hergefahren und haben beim Blockhaus nachgeschaut.«
»Und da?«
»Stießen wir auf die Polizei. Aber die
Hogreve …« Kai überlegte. »Ich hatte auch anderes im Kopf, als nach ihr zu
suchen. Ich glaubte, sie wäre hier im Haus.«
»Mich hat sie nicht erreichen können, da
ich in einer Besprechung war«, sagte Kreinbrink nachdenklich. »Sie hat aber
eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Das muss so gegen vier gewesen
sein.«
»Vielleicht wissen ja die von der Polizei,
wo Frau Hogreve ist«, meldete sich Finn zu Wort. »Soweit ich weiß, war sie es,
die der Polizei das Blockhaus und den Pool gezeigt hat.«
»Gute Idee«, rief Kai. »Los, am besten
fragen wir schnell …«
Sein Vater stoppte ihn. »Das lasst ihr mal
schön bleiben!«, sagte er streng. »Einer von denen ist mir eben ziemlich
komisch gekommen. Ich werde also erst mal meinen Anwalt anrufen. Bis auf
Weiteres erzählen wir der Polizei nichts mehr, ist das klar?«
Kai und Finn machten große Augen. Als sie
aber merkten, wie ernst Konrad Kreinbrink es meinte, nickten sie schließlich.
»Falls ihr mich sucht, ich bin im
Arbeitszimmer.« Damit zog sich der Hausherr zurück.
Zögernd begaben sich die beiden Freunde in
die Küche.
»Das gibt Stunk, wie?«, sagte Finn und
setzte sich in einen der Designer-Stühle am Küchentisch.
Kai machte sich an der Kaffeemaschine zu
schaffen. »Hab keine Ahnung, was da draußen inzwischen gelaufen ist«, sagte er.
»Wahrscheinlich lässt sich mein Vater von den Bullen nicht alles bieten.«
»Möglich. Würde ich an seiner Stelle auch
nicht tun.«
Die Kaffeemaschine begann zu gluckern,
während Kai zwei Becher aus dem Schrank holte.
»Was mich viel mehr beschäftigt als die
Querelen zwischen meinem Vater und der Polizei«, sagte er, »ist, dass erst der
Wiegand so mir nichts, dir nichts verschwindet und nun auch die Hogreve. Da
stimmt doch was nicht.«
Finn strich sich die langen Haare aus der
Stirn. »Merkwürdig ist das schon«, erwiderte er nachdenklich. »Ob die Polizei
nach dem Wiegand fahndet?«
»Ich hoffe doch«, brauste Kai auf. »Der
hat doch eindeutig Dreck am Stecken. Wie’s ausschaut, hat er den Pool nicht
rechtzeitig abgelassen, obwohl mein Vater …« Er stockte. »Ach ja, das
wollte ich ihn ja sowieso noch fragen.«
Er stellte die beiden Tassen auf den
Tisch. »Bin gleich wieder da«, rief er Finn zu und verschwand im Flur. Als er
sich dem Arbeitszimmer näherte, hörte er bereits eine aufgebrachte, laute
Stimme. Unwillkürlich blieb Kai vor der nur angelehnten Zimmertür stehen.
»Das kannst du mir nicht antun!«, hörte
er. Es klang wie eine Mischung aus Drohen und Flehen.
Anscheinend versuchte sein Vater, seine
erregte Stimme zu dämpfen. Doch Kai konnte jedes Wort verstehen.
»Ich brauche deine Aussage für die
Polizei. – Nein, wir können nicht länger schweigen. Versteh doch
bitte … dafür ist die
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