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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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abgebrochene Amulett-Teil im Ablaufsieb. Sie
konnte nicht schwimmen, sie hatte null Komma neun Promille Alkohol im Blut, es
war finstere Nacht …«
    »Willst du auf einen Unfall hinaus?«, rang
sich Mendelski endlich einen vollständigen Satz ab.
    »Könnte doch sein.«
    Sie durchfuhren die Marinesiedlung und
brausten weiter Richtung Starkshorn. Die Dämmerung setzte ein; rechts und links
der Straße legten sich erste Nebelschwaden auf Felder und Wiesen.
    »Warum ist dann das Wasser abgelassen
worden?«, fragte Mendelski und hob skeptisch die Augenbrauen. Im Stakkato-Stil
setzte er nach: »Woher stammen die seltsamen Hämatome? Wer hat die Leiche in
den Wald geschafft, ausgerechnet auf den Streckenplatz? Wer hat die Drohbriefe
geschrieben? Und warum? Wer hat die Wolfsangel in den Waldboden gemalt? Warum?
Was hat die plötzlich verschwundene Wolfsfeder damit zu tun? Nein, meine Liebe.
Das war kein Unfall. Alles deutet darauf hin, dass da jemand …« Er verlor
sich in düsterem Gegrummel.
    »Ist ja schon gut.« Maike seufzte ergeben.
»Ich wollt ja nur sagen, dass …«
    »Spuren über Spuren, Schlag auf Schlag«,
unterbrach sie Mendelski, der sich langsam in Rage redete. »Kaum haben wir eine
Spur entdeckt, da taucht schon die nächste auf. Uns bleibt nicht mal Zeit, das
alles zu analysieren, so setzt man uns unter Dampf. Ich komme mir vor wie bei
einem Puzzle, bei dem ständig neue Teile auf den Tisch geworfen werden. Fast
so, als ob uns jemand ärgern will. Bin gespannt, was uns als Nächstes erwartet.
Bartling klang am Telefon sehr aufgeregt.«
    »Muss ich hier nicht abbiegen?« Maike trat
auf die Bremse. Sie hatten Starkshorn hinter sich gelassen und befanden sich im
tiefsten Wald.
    * * *
    »Kann ich Sie bitte allein sprechen?«,
forderte Heiko Strunz, während er sich die Latexhandschuhe abstreifte.
    Konrad Kreinbrink gab seinem Sohn und
dessen Freund durch einen Wink zu verstehen, dass sie sich zurückziehen
sollten. Zögernd machten sich Kai und Finn auf den Weg zum Haus. Nur zu gern
hätten sie aus erster Quelle mehr über den aktuellen Ermittlungsstand erfahren.
    »Lassen Sie uns in die Hütte gehen«,
schlug Strunz vor. »Da sind wir ungestört.«
    »Gerne.« Bevor Kreinbrink senior die
Veranda betrat, schaute er zum Pool hinüber, wo Ellen Vogelsang und Jo
Kleinschmidt immer noch den Grund des Schwimmbeckens nach etwaigen Spuren
absuchten. »Wo ist Hauptkommissar Mendelski hin, sagten Sie?«
    »In den Wald.« Strunz öffnete die
Blockhaustür und trat ein. »Von Bartling hat uns angerufen. Am Streckenplatz,
dort, wo das Mädchen gefunden wurde, hat es ein Feuer gegeben. Merkwürdig,
nicht wahr?«
    »Allerdings.« Kreinbrink setzte sich an
den Tisch. »Trotzdem: Erzählen Sie mir bitte zunächst, was Sie auf meinem
Grundstück veranstalten – und warum.«
    Strunz rückte sich einen Stuhl zurecht.
»Das werde ich tun«, sagte er in bedächtigem Tonfall. »Soweit es der
Ermittlungsstand zulässt. Es gibt triftige Hinweise für die Annahme, dass
Yadira Martinéz in Ihrem Pool ertrunken ist.«
    Schweigen. Dann die zweifelnde Frage: »Im
Schwimmbecken?« Kreinbrink zog die Stirn in Falten. »War denn da in der
fraglichen Nacht überhaupt noch Wasser drin?«
    »Davon gehen wir derzeit aus. Ihr Gärtner
könnte uns darüber wahrscheinlich Auskunft geben.«
    »In der Tat. Haben Sie schon mit ihm
gesprochen?«
    »Er war nicht aufzutreiben. Frau Hogreve,
Ihre Haushälterin, hat alles versucht, ihn aber nirgendwo erreicht.«
    »Merkwürdig. Wiegand ist sonst die
Zuverlässigkeit in Person.«
    Strunz drehte sich zur Seite und deutete
auf die Wand neben der Eingangstür. »Dann soll ich Sie im Auftrag von
Hauptkommissar Mendelski fragen, ob Sie wissen, wo die Wolfsfeder geblieben
ist.«
    »Bitte was?« Kreinbrink starrte verblüfft
auf den leeren Platz an der Wand. Danach ließ er seinen Blick durch die gesamte
Hütte streifen. »Keine Ahnung«, sagte er schließlich. »Die hing da seit Jahren,
ohne dass sie jemand angerührt hat. Merkwürdig. Da muss ich meinen Sohn
fragen.«
    »Der weiß auch nicht, wo das gute Stück
geblieben ist«, entgegnete Strunz. Er schaute Kreinbrink ernst in die Augen.
»Ich muss Ihnen noch eine Frage stellen. Eine Routinefrage: Wo waren Sie
vorgestern Nacht zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens?«
    Konrad Kreinbrink, ein gestandener Mann,
den eigentlich so schnell nichts aus der Bahn werfen konnte, lief im Gesicht
puterrot an und wandte den Blick ab.
    »Wenn Sie mir so kommen«,

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