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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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zum Beispiel? Und ihn so in Panik versetzt?«
    »Nein!«, rief Kai außer sich. Er wusste
genau, worauf Mendelski anspielte.
    »Wirklich nicht, Herr Kommissar«,
bestätigte jetzt Finn. »Es war doch eigentlich alles ganz harmlos. Er radelte
davon … wir sind mit dem Wagen hinter ihm her … und dann,
plötzlich …«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür,
und die Ärztin mit dem Kurzhaarschnitt steckte den Kopf herein.
    »Sie können jetzt kommen«, sagte sie an
Mendelski und Maike gewandt.
    »Ein ausgesprochen robuster
Mensch«, sagte die Ärztin, als sie den Gang entlangliefen. »Nach der Dosis Schmerz- und
Beruhigungsmittel, die wir ihm verabreicht haben, müsste er eigentlich schlafen
wie ein Murmeltier. Man bekommt fast den Eindruck, dass ihn irgendetwas wach
hält. Er wirkt so unruhig.«
    »Vielleicht plagt ihn das schlechte
Gewissen«, meinte Maike mit einer Spur Gehässigkeit in der Stimme.
    Wenig später standen sie an seinem Krankenbett.
Rolf Wiegand lag auf dem Rücken, beide Beine steckten in provisorischen
Schaumstoffschienen. Der Schlauch einer Infusionsflasche führte zur rechten
Armvene. Gesicht und Arme waren mit etlichen Schrammen und blauen Flecken
übersät. Der Unterkiefer war verbunden, von seinem Mund sah man lediglich die
Oberlippe.
    Er sah erbärmlich aus, die Gesichtshaut
grau, die schütteren Haare klebrig. Nur die dunklen, weit geöffneten Augen
bewiesen, dass noch Leben in ihm steckte. Seine Blicke tasteten die Zimmerdecke
ab, wanderten ruhelos von der Tür zu den Fenstern und zurück, verharrten
schließlich am Gesicht der Ärztin.
    »Herr Wiegand«, sagte die Ärztin leise,
während sie sich über das Krankenbett beugte. »Hier sind die beiden Beamten von
der Kriminalpolizei, von denen ich Ihnen erzählt habe. Verstehen Sie mich?«
    Er nickte leicht.
    »Sie wollen mit Ihnen sprechen …
trauen Sie sich das zu?«
    Wieder das zögernde Nicken.
    »Gut. Aber ich bleibe hier bei Ihnen,
okay?«
    Die Ärztin trat einen Schritt zurück.
»Bitte fassen Sie sich kurz«, sagte sie zu Mendelski. »Im OP sind sie gleich so weit.«
    Der Kommissar postierte sich ungeschickt
neben dem Krankenbett und versuchte, Blickkontakt zu dem Patienten aufzunehmen.
    »Herr Wiegand, meine Kollegin Frau Schnur
und ich möchten Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Es reicht uns, wenn Sie
einfach nicken oder den Kopf schütteln. Sind Sie damit einverstanden?«
    Jetzt nickte Wiegand ohne Umschweife.
Maike holte ihren Notizblock hervor und begann zu schreiben.
    »Herr Wiegand, Sie wissen, dass Sie von
der ICE -Brücke gestürzt sind?«
    Der bandagierte Kopf nickte vorsichtig.
    »Das war aber kein Unfall … Sie
wollten sich das Leben nehmen. Stimmt das?«
    Die dunklen Augen wichen dem Blick des
Kommissars aus und schweiften zum Fenster hinüber.
    Dann nickte Wiegand langsam.
    Sofort setzte Mendelski nach: »Hatten Sie
Angst? Vor den beiden im Auto? Fühlten Sie sich von den jungen Männern
bedroht?«
    Promptes Kopfschütteln.
    »Gab es vielleicht einen anderen Grund für
Ihr Handeln?«
    Behutsames Nicken.
    Während der nächsten Frage beugte sich
Mendelski über das Krankenbett und suchte erneut den Blickkontakt. Er sprach
eine Spur leiser, aber nach wie vor mit Nachdruck. »Hat Ihr Versuch, sich das
Leben zu nehmen, mit dem Tod von Yadira Martinéz zu tun?«
    Die Augen schlossen sich. Zunächst hielt
Wiegand seinen Kopf still. Dann nickte er kaum wahrnehmbar.
    »Fühlen Sie sich schuldig an ihrem Tod?«
    Wieder dauerte es einige Augenblicke, bis
der Gärtner auf die Frage reagierte.
    Er nickte.
    Mendelski atmete tief durch. Maike, die direkt
hinter ihm stand, unterbrach das Schreiben und sah ihn an. Die Ärztin machte
große Augen.
    »Ist sie im Pool ertrunken?«, fragte
Mendelski weiter.
    Wiegand nickte.
    »Wie ist –« Mendelski brach den Satz
ab. Er musste seine Fragen so stellen, dass man mit Ja oder Nein antworten
konnte.
    »Haben Sie Yadira Martinéz in der Nacht
zum Donnerstag gesehen?«
    Kopfschütteln.
    »Nein? Sie sind Yadira in jener
Nacht – genau genommen nach Mitternacht – nicht begegnet?«
    Beherzteres Kopfschütteln. Mendelski
runzelte die Stirn und wechselte einen skeptischen Blick mit Maike; dann
überlegte er, wie er die nächste Frage am besten formulieren sollte.
    »Waren Sie in der Nacht von Mittwoch auf
Donnerstag auf dem Kreinbrink’schen Grundstück?«
    Wieder Kopfschütteln.
    Maike zog hörbar die Luft ein.
    »Wann dann? Am Donnerstagmorgen?«
    Eindeutiges Nicken.
    »Und

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